Cover-Bild Vorstandssitzung im Paradies
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 26.07.2024
  • ISBN: 9783404193462
Arto Paasilinna

Vorstandssitzung im Paradies

Roman
Regine Pirschel (Übersetzer)

Von finnischen Waldarbeitern, schwedischen Hebammen und einer Schnapsbrennerei auf einer Pazifik-Insel ... Ein von der UN gechartetes Flugzeug verunglückt über dem Stillen Ozean. Die Passagiere können sich retten und aus dem Flugzeugrumpf jede Menge kupferner Verhütungsspiralen und einiges andere Notwendige wie Äxte und Messer bergen. Weit und breit ist keine Rettung in Sicht, und die illustre Truppe muss sich zusammenraufen. Ein Jahr vergeht, bis ein fantasievoller SOS-Plan realisiert werden kann ...

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2024

Einer schwimmt immer gegen den Strom

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Der Autor des Buchs ist Arto Paasilinna, ein Finne, der in Finnland einer der populärsten zeitgenössischen Schriftsteller war. Er ist 2018 mit 76 Jahren verstorben. Dieses Buch ist bereits 1974 erschienen, ...

Der Autor des Buchs ist Arto Paasilinna, ein Finne, der in Finnland einer der populärsten zeitgenössischen Schriftsteller war. Er ist 2018 mit 76 Jahren verstorben. Dieses Buch ist bereits 1974 erschienen, es handelt sich hier um eine Neuauflage, wobei das Thema auch nichts an Aktualität verloren hat.

Ein von der UN gechartertes Flugzeug verunglückt über dem Pazifik. Dem Piloten gelingt es, das Flugzeug in einem Korallenriff nicht weit von einer Insel entfernt notzulanden und so überleben die meisten Passagiere. Hierbei handelt es sich um finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und das britische Personal des Fliegers sowie einen finnischen Journalisten. Aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben. Leider bleibt er namenlos, selbst, als er nach der Notlandung einer der Krankenschwestern das Leben rettet, stellt er sich nicht vor.

Es ist großartig, was die knapp 50 Personen starke Truppe aus dem Wenigen machen kann, das sie noch aus dem Flieger retten können. Zunächst überlegt man sich, wie man die Lunchpakete aus dem Flieger retten kann und baut sich aus selbst gefällten Bäumen Ruder, um das Rettungsboot navigieren zu können. Später lebt man dann von dem, was die Insel zu bieten hat. Selbst Verhütungsspiralen eignen sich vorzüglich als Angelhaken und so bleibt der Tisch reich gedeckt. Toll ist auch der Rettungsplan, der endlich die Außenwelt auf die Gestrandeten aufmerksam machen soll. Er nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, aber die meisten arbeiten begeistert mit, weil er ihnen Hoffnung auf ein Ende ihres Robinson Crusoe-Daseins macht.

Aber es gibt auch andere Stimmen. Auf ihrer einsamen Insel gibt es keinen Konsumzwang, alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Ganz ohne Strafen und Repressionen geht es zwar nicht immer, aber die meisten empfinden das Leben als paradiesisch.

Ein tieferer Sinn der Handlung ist, dass die Inselbewohner in friedlichem Sozialismus miteinander leben. Es entsteht der Kontrast zwischen der zivilisierten Welt, die voll von Kriegen und Leid ist, und dem idyllischen Inselleben, bei dem alle gleich sind und man keine Verpflichtungen hat. Und trotzdem: auch auf unserer idyllischen Insel gibt es Menschen, die aktiv sind und solche, die es auch den ganzen Tag in der Hängematte aushalten können.
Und es gibt wie überall Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Neid und Eifersucht sind Gefühle, die wir nicht immer unterdrücken können.

Wir beobachten unsere Gruppe ein knappes Jahr, wären sie noch länger zusammengeblieben, wären womöglich auch schon größere Unterschiede zutage getreten. Dem trägt auch bereits das Cover Rechnung, einer schwimmt immer gegen den Strom. Die Idee des Sozialismus ist wunderbar, nur leider entspricht sie nicht dem Wesen des Menschen.

Das Buch ist mit 173 Seiten recht kurz und übersichtlich und liest sich flüssig. Manche Ideen sind skurril und komisch, anderes regt aber durchaus auch zum Nachdenken an.


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Veröffentlicht am 02.08.2024

Skurrile, sehr witzige und immer noch aktuelle Geschichte

3

Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Meer in der Nähe von Indonesien ab. Mit an Bord: finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und ein finnischer Journalist. ...

Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Meer in der Nähe von Indonesien ab. Mit an Bord: finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und ein finnischer Journalist. Fast alle Passagiere und die Besatzung können sich auf eine unbewohnte Insel retten und müssen nun dort auf unbestimmte Zeit überleben. Die Gruppe rauft sich zusammen und es entsteht eine Gemeinschaft. Die Frage lautet irgendwann: möchte man überhaupt noch gerettet werden?

Von Arto Paasilinna hatte ich bisher noch nichts gelesen - das wird schnell geändert, denn von diesem einzigartigen, skurrilen Humor möchte ich mehr lesen.
Zu Beginn des Buches ist man als Leser hautnah beim Flugzeugabsturz dabei. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive eines finnischen Journalisten erzählt. Einen Namen erfahren wir nicht. Schon die Anfangsszene des Flugzeugabsturzes lässt einen schmunzelnd zurück, es wird so nüchtern darüber berichtet und scheinbar unwichtige Details erzählt.
Auf der Insel ist der Erzähler zunächst auf sich allein gestellt - das größere Problem ist aber der Hunger auf eine Zigarette. Die Gruppe der Überlebenden, die sich nach und nach zusammen findet, ist mehr als unterschiedlich, was die meisten verbindet ist die Mission, Entwicklungsarbeit in Indien zu leisten, wohin sie mit dem Flugzeug eigentlich reisen wollten. Schnell zeigt sich jedoch, dass die Gruppe sehr gut zusammen leben kann. Zuletzt gibt es beispielsweise eine Schnapsbrennerei, eine Inselbar und selbstgebaute Hütten.
Dass das Buch 1974 erschienen ist, musste ich mir öfters ins Gedächtnis rufen - ist es doch aktueller denn je. Mir haben vor allem die Themen gefallen, die im Buch vorkommen: wie man als Gruppe ohne Gewalt zurecht kommen kann, wenn jeder etwas dazu beisteuert und sich so gut organisieren kann, dass jeder gut zurecht kommt und die zentrale Frage, was man im Leben braucht. Braucht man diesen vermeintlichen Luxus, den wir alle als unabdingbar ansehen? Das Ende kam dann doch verhältnismäßig schnell als es zur Frage kommt, ob man gerettet werden möchte oder sein "perfektes" Leben auf der Insel behalten möchte.
Auch der Umgang mit der Natur wird hier toll dargestellt: es wird nur gejagt, gefischt und gegessen, was man braucht, nichts wird weggeschmissen oder "umsonst" produziert. Alle leben im Einklang mit der Natur und niemand bereichert sich daran oder nimmt sie aus - ein toller Appell an unsere heutige Gesellschaft.

Meine einzigen (kleinen) Kritikpunkte sind das Cover, das ich nicht passend zur Geschichte finde und die vereinzelten Längen einiger Ausführungen im Buch. Auf dem Cover hätte ich mir eher eine Ärztebelegschaft und einige Waldarbeiter vorstellen können, die im Kreis zusammen sitzen.

Alles in allem ein toller, immer noch sehr aktueller und vor allem herrlich skurril absurder Roman, von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Verschollen im Paradies

4

Dieses neuaufgelegte Buch ist trotz seines ursprünglichen Erscheinungsjahres von 1974 brandaktuell, denn es beschreibt Überlegungen zum menschlichen Zusammenleben, die immer noch Gültigkeit haben. Das ...

Dieses neuaufgelegte Buch ist trotz seines ursprünglichen Erscheinungsjahres von 1974 brandaktuell, denn es beschreibt Überlegungen zum menschlichen Zusammenleben, die immer noch Gültigkeit haben. Das sehen die Lesenden auch daran, dass das Buch schon 2004 eine erste Neuauflage hatte.
Der Autor beschreibt den Flugzeugabsturz einer Passagiermaschine über dem Stillen Ozean, die - gechartert von den Vereinten Nationen – als Fluggäste Krankenschwestern, Hebammen, Ärzte, Waldarbeiter und Mechaniker für verschiedene humanitäre Einsätze an Bord hat und dazu natürlich die Crew, aber auch einen außerplanmäßigen Journalisten.
Dieser ist es, der als Ich-Erzähler aus der rückwärtsgewandten Sicht diesen Bericht/dieses Buch schreibt und uns Lesenden damit die Geschichte erzählt. Dabei hat er einen sehr trockenen Stil und Humor. Manche Ereignisse, die, die ihn selber betreffen, erfährt man also sofort, andere werden nachgeliefert, je nachdem, wann der Journalist von ihnen erfahren hat. Da die Gruppe klein ist, erhält der Journalist und damit auch die Lesenden über alles, was geschehen ist, Kenntnis.
Nach dem Flugzeugabsturz wird den Überlebenden bald klar, dass sie so schnell nicht wieder von dieser Insel wegkommen werden. Also werden Pläne fürs Überleben geschmiedet und ein „Vorstandskomitee“ für Entscheidungen gewählt. Das Buch beinhaltet viele Ideen der ehemaligen Passagiere, wie sie überleben, aber auch, wie sie sich das Überleben angenehm machen können. Dabei kommt für die Lesenden Erstaunliches heraus, z. B. der Bau eines Kühlschranks in tropischer Hitze, eine Schnapsbrennerei, Hütten und anderes mehr.
Doch noch viel interessanter ist die politische Sicht auf das Zusammenleben, denn es entwickelt sich eine gelassene Form des Sozialismus/Kommunismus, die niemandem aufgezwungen wurde, die allein durch Abstimmungen, Fehler und Richtiges tun zustande kommt und mit der fast alle fast immer sehr zufrieden sind. Sogar die Integration eines Fremden gelingt dabei wunderbar.
Den Lesenden stellt sich also die Frage: Würde das Zusammenleben der Menschen weltweit besser gelingen, wenn alle nur genauso viel zum Leben hätten, wie sie bräuchten und sich auch nur darum kümmern müssten?
„Ganz nebenbei“ lässt der Autor auch die Lage der Welt in seinem Buch aufblitzen, denn auf der anderen Seite der Insel tobt ein Krieg, der wohl auch noch andere Bereiche der Welt umfasst. Die „Schutzmacht“, die die Überlebenden am Ende nach einer spektakulären SOS-Sendeaktion, „rettet“, geht ziemlich rigoros zu Werke und lässt niemanden auf der Insel bleiben, selbst die nicht, die sich das wünschen und vehement zur Wehr setzen.
Ein erstaunlich aktuelles, 50 Jahre altes Buch, das sich in seinem flüssigen Stil zu lesen lohnt, um über die Probleme der Welt mit trockenem Humor nachzulesen und nachzudenken – also ein altersloses Buch! Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Eine Flucht ins Paradies

2

Bücher von Verlorenen auf einsamen Inseln lieben wir wahrscheinlich seit Robinson Crusoe, the Beach und Cast away und auch dieses Buch reiht sich ganz wunderbar in das Genre ein.
Mein erstes finnisches ...

Bücher von Verlorenen auf einsamen Inseln lieben wir wahrscheinlich seit Robinson Crusoe, the Beach und Cast away und auch dieses Buch reiht sich ganz wunderbar in das Genre ein.
Mein erstes finnisches Buch war ein großer Lesespaß.
Der Autor schreibt direkt, schnörkellos mit subtilem Humor.
Der Protagonist, ein finnischer Reporter, und eine Schar von Holzarbeitern, Hebammen landen auf einer Insel. Es entsteht eine Gemeinschaft und am Ende die große Frage, will man das Paradies wirklich verlassen.
Hier wird auch die Gesellschaftliche Kritik am lautesten: wir leben zu schnell, verschwenderisch und wollen immer mehr haben.


Die Geschehnisse der Insel wurden offen, manchmal zu detailliert, amüsant und dennoch trocken beschrieben.
Das Buch iat über 50 Jahre alt, ist dennoch aktuell und man wird in ein spannendes und mal anderes Leseerlebnis gezogen.

Schade ist nur das etwas unpassende Cover, es lässt vermuten,dass Anzugträger stranden und es einen Querulanten gibt... dafür war die Gemeinschaft in dem Buch etwas zu harmonisch.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Robinsonade der Moderne

2

Der Erzähler verunglückt mit einer seltsam anmutenden Passagier-Gemeinschaft mit dem Flieger über dem tropischen Meer. Bis auf 2 Opfer können sich alle auf eine scheinbar unbewohnte Pazifikinsel retten, ...

Der Erzähler verunglückt mit einer seltsam anmutenden Passagier-Gemeinschaft mit dem Flieger über dem tropischen Meer. Bis auf 2 Opfer können sich alle auf eine scheinbar unbewohnte Pazifikinsel retten, während das Flugzeugwrack kurz vor der Küste auf einem Korallenriff liegt.
Die Gesellschaft besteht aus Hebammen, Krankenschwestern, Ärzten, Forstarbeitern, der Flugzeugbesatzung und dem erzählenden Journalisten - aus Finnland, Schweden, Norwegen und England.
Diese zusammengewürfelte Truppe muss fortan darum bemüht sein, sowohl unbedingt erforderliche Nahrung zu beschaffen, als auch ein verträgliches Miteinander zu finden. Und das gelingt verblüffend gut, wenn auch nicht gleich auf Anhieb.

Ich liebe den teils schnurrigen Erzählstil von Paasilinna, der auch die aberwitzigsten Begebenheiten so schildert, als wäre es für ihn normaler Alltag.
Zwischendurch werden wenige kurze Erzählungen eingestreut, entweder vom Erzähler selbst oder aber in Form der Wiedergabe einer Geschichte eines Mitbewohners. Nicht immer versteht man unmittelbar, was der Autor einem damit sagen wollte, aber Paasilinna hatte m. E. einfach ein Plauder-Gen und hörte sich seine Geschichten einfach gerne selbst an. Dennoch ist es sicher nicht sein skurrilstes Buch, doch er stand auch da erst am Beginn seiner schriftstellerischen Karriere. Schließlich erschien es im Original bereits 1974, wobei es nichts an Aktualität verloren hat.
Im Kern geht es darum, ob der Mensch wirklich glücklich ist, wie er in der zivilisierten europäischen Gesellschaft lebt. Denn das Leben im Einklang mit der alles beherrschenden Natur kann sicherlich sehr befriedigend sein und eine menschliche Gemeinschaft, die im Sinne aller handelt - demokratisch und auch fast schon kommunistisch - ist sicher ein erstrebenswertes Leben. Zumindest im Roman...

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