Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission im irischen Sligo, protestantisch und alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Jungen, plagen nicht nur die Sorgen um ihren Exmann, dem ein Prozess als IRA-Terrorist droht. Zwar weint sie ihm keine Träne nach, da ihm auch ihr gegenüber öfter mal die Hand ausrutschte, aber immerhin ist er der Vater ihres einzigen Kindes. Ein weiteres Problem ist ihre Medikamentenabhängigkeit. Nach einem schweren Autounfall, den ihr Exmann verursacht hat, leidet sie immer noch unter massiven Schmerzen. Nun schickt ihr Chef sie zu einem Drogenscreening, da auch ihm ihr Tablettenkonsum nicht verborgen geblieben ist. Im Krankenhaus bittet der Chefarzt Emma, den auffällig vielen Todesfällen der letzten Wochen nachzugehen. Offenbar geht ein ,,Todesengel“ in der Klinik um.
Etwas irritierend ist, dass dieser Fall schon nach etwa zwei Dritteln des Buches gelöst ist und sich recht vorhersehbar entwickelt. Eigentlich viel interessanter ist ein alter, ungelöster Fall, der Emma Vaughan noch immer keine Ruhe lässt. Im ersten Band ,,Lügenmauer“ hat Emma eine Täterin bewusst entkommen lassen, da es sich um ein lebenslanges Missbrauchsopfer handelt. Diese ,,Frau mit dem roten Zopf“ verfolgt die Inspectorin nun immer noch bis in ihre Träume. Während im früheren Umfeld dieser Frau immer wieder Personen eines unnatürlichen Todes sterben, muss Emma Vaughan sich fragen, ob sie einer Serientäterin Tür und Tor geöffnet hat.
Der zweite Band um Emma Vaughan bietet solide Unterhaltung. Mit von der Partie ist wieder ihr Kollege, die ,,Nervensäge“ James, der sich aber mehr für die attraktive Rezeptionistin als für seine Kollegin Emma interessiert. Dafür lernt Emma in dem Anwalt ihres Mannes einen interessanten Mann kennen. Im Vergleich zum ersten Band fällt der zweite aber etwas ab. Die Spannung, die erfrischenden Dialoge, die interessanten Hintergrundgeschichten aus ,,Lügenmauer“ finden sich eher abgeschwächt in ,,Schweigegelübde“, die unausgewogene Mischung aus neuem und altem Fall ergeben für mich keine runde Geschichte. Schade, da Emma eine sympathische Ermittlerin in einer interessanten Region darstellt. Aber vielleicht darf sie das ja in einem dritten Band unter Beweis stellen.