Nachdem mich Band 1 der Firsts-Reihe sehr begeistern konnte und Teil 2 vergleichsweise eher enttäuschend war, habe ich versucht, ganz neutral an dieses Buch heranzugehen. Nach einem von Bianca Iosivonis für mich inzwischen typischen Einstieg voller Humor hatte sie mich wieder einmal sofort gepackt. Ihr Schreibstil ließ mich nur so durch die Seiten fliegen und ich muss nicht unbedingt viel Konzentration aufbringen, um den Inhalten folgen zu können - das liebe ich! Die abwechselnden Perspektiven von Trevor und Tate halfen mir, die Absichten und Gefühle beider Seiten kennenzulernen und zu verstehen. Aber wie in den meisten New Adult Romanen hat jeder der Protagonisten hier sein eigenes Päckchen zu tragen.
Vor 3 Jahren, als Tate gerade in ihrem letzten Highschooljahr steckte, fand man ihren Bruder Jamie tot in seinem Zimmer im Studentenwohnheim auf. Die genaue Todesursache ist unbekannt, angeblich könnte ein Herzinfarkt der Auslöser sein - aber Tate glaubt das nicht und studiert daher an der gleichen Universität wie Jamie Kriminologie, um herauszufinden, was wirklich passiert ist. Nebenbei versucht sie, die Trauer um ihren Bruder in Alkohol und einem One Night Stand nach dem anderen zu ertränken und somit zu vergessen. Vermutlich hätte sie niemals geahnt, dass gerade der ruhige Trevor, der immer ihren heldenhaften Retter spielt, mehr über ihren Bruder weiß und versucht, seine Geheimnisse für immer vor ihr zu schützen. Doch je näher sich die beiden kommen, desto schwerer wird es für ihn, die Fassade aufrecht zu erhalten... Mich persönlich hat es überrascht, dass dieser Roman an einigen Stellen in eine sehr sehr düstere und ernste Richtung abdriftet, die im Verlauf des Buches immer mehr überwiegt und mir mehr als einmal einen heftigen Schauder über den Körper jagte.
Einen spritzigen Ausgleich dazu fand Bianca Iosivoni, indem sie das Studentenleben der Protagonisten nie aus den Augen lässt: Tate und Trevor haben immer noch ihren Freundeskreis, der unter anderem aus Dylan, Luke, Grace, Emery und Co. besteht und mit denen sie für ihre Klausuren lernen, Burger essen, auf Partys gehen oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Ich finde, dass dieses Wiedersehen mit allen Charakteren im Verlauf der Reihe einen wichtigen Wiedererkennungswert hat, den ich keinesfalls missen möchte. Manchmal hatte ich selbst das Gefühl, mit am Mittagstisch zu sitzen! Nicht selten musste ich lachen (an alle, die das Buch bereits gelesen haben - ich sage nur „Luke und Mr. Cuddles") oder rührig ein paar Tränen vergießen, weil auch mich der Zusammenhalt in der Clique bestärkt hat.
Auf die Geschichte um Trevor und Tate habe ich mich von Anfang an ganz besonders gefreut. Die beiden zogen sich gegenseitig auf eine magische Weise an und noch viel mehr als die heißen Szenen zwischen ihnen genoss ich besonders die ruhigen Momente, in denen ich das Gefühl hatte, die Zeit würde stehen bleiben.
Durch Tates Prinzip mit ihren Jungs für eine Nacht befürchtete ich anfangs, sie könnte mir unsympathisch erscheinen, wobei ich inzwischen ihre Gründe verstehen und respektieren kann. Auch wenn sie nach außen wie das starke Mädchen mit dem selbstbewussten Kleidungsstil wirkt, ist sie innerlich sehr sensibel und frisst alle Probleme in sich hinein, um ihre Mitmenschen nicht zu belasten. Ich habe sie besonders für ihren Ehrgeiz und ihre Beharrlichkeit bewundert, wobei ich sie nicht selten angeschrien und gefragt hätte, was zum Teufel sie jetzt schon wieder vor hat.
Vor allem Trevor fand ich schon von Anfang der Firsts Reihe sehr, sehr interessant. Ich wollte wissen, was sich hinter seinem Stillen Verhalten verbirgt und bin immer noch etwas sprachlos, wenn ich über das nachdenke, was ich über ihn herausgefunden habe. Trevor ist ein großer Bruder wie er leibt und lebt und würde sich für seine Familie stets aufgeben und alles tun, um sie zu beschützen. Er ist und bleibt vermutlich mein liebster Charakter neben Dylan aus der Firsts-Reihe, weil er erkannt hat, dass man sich selbst Fehler eingestehen darf und trotzdem nicht im Leben stehen bleiben darf.
Fazit
„Die letzte erste Nacht" ist den Vorgängern der Firsts-Reihe im Schema ähnlich und erzählt dennoch von einer anderen, für mich völlig neuen Art der Verarbeitung von Verlust und Trauer. Gespickt mit vielen kleinen Gänsehaut-Momenten gibt dieses Buch die Kraft, sich selbst und anderen zu vergeben. Denn Fehler passieren nun mal - die Art und Weise des Umgangs mit ihnen ist entscheidend.