Das Königreich Lathien war einst ein prachtvolles Land, doch nun wird es von König Tiban regiert, der mit harter Hand seine Untertanen führt. Doch nicht nur Tiban zwingt die Menschen in die Knie, auch eine große Dürre herrscht über Lathien. Die Menschen leiden Hunger, werden von Räuberbanden bedroht und ihre Kinder werden entführt. Aber es gibt auch eine Legende, die Hoffnung verspricht. Diese erzählt von einem Kaiserreich, Ycena, dessen Bewohner von Hexen verflucht wurden und nun in einem viele Hundert Jahre andauernden Schlaf gesunken sind. Sollte es einem Retter gelingen, die Tochter des Kaisers zu befreien, wird Friede über die Königreiche Lathiens einkehren und der Retter der neue Kaiser. Ukalion, der illegitime Sohn Tibans, macht sich auf die Suche nach dem Reich, doch dabei ist er nicht der einzige, der hofft, Ycena zu finden.
Meine Meinung
Ein absolut wunderschönes Cover und das Versprechen einer düsteren Märchenadaption machten mich sehr neugierig auf Dornenthron.
Dabei fiel es mir recht leicht, in die Geschichte zu finden, denn Boris Koch erzählt sehr bildhaft und detailliert, so dass man sich schnell Charaktere und die Welt Lathiens vorstellen kann. Auch die gesamte Idee hinter dem ersten Band der Dornenthron Reihe hat mir sehr gut gefallen, denn auch wenn es zunächst nur nach einer Adaption des Märchens Dornröschen klingt, knüpft der Autor doch auch noch andere Geschichten mit ein.
Das Worldbuilding hat mir gut gefallen und die gesamte Atmosphäre hatte immer einen leicht düsteren Unterton, wenn auch nicht ganz so hart wie zunächst gedacht. Nichtsdestotrotz gelingt es Boris Koch sehr gut, den Leser in seine Welt zu entführen.
Der Autor arbeitet hier mit vielen Perspektivenwechsel, bei denen immer wieder neue Charaktere im Vordergrund stehen. Jeder von ihnen möchte das hinter Dornenhecken verborgene Kaiserreich Ycena finden, auch wenn jeder einen anderen Beweggrund dafür hat. Allerdings legt der Autor auf jeden seiner Perspektiven sehr viel wert und erzählt sehr ausschweifend von den Wegen und von den Hintergründen der Charaktere. Auch wenn das alles sehr interessant war, hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Handlung dadurch nur langsam voran kam und es war etwas langatmig, wenn auch nicht langweilig. Denn gelangweilt habe ich mich auf keinen Fall, denn dafür war die gezeigte Welt und die Charaktere wiederum viel zu interessant. Also wer es mag, wenn etwas wirklich detailliert erzählt wird, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen.
Die Charaktere waren sehr zahlreich, da war der Sohn des Müllers Ukalion, der der Bastard des Königs ist und der sich an seinem Halbbruder und seinen Vater rächen möchte. Dann das Geschwisterpaar Perle und Ion, die von zu Hause fortliefen und mich ein wenig an Hänsel und Gretel denken ließen. Die Duftfinderin Tyra, die sich auf die Suche nach ihrem kleinen Sohn macht, nachdem dieser von einem Fremden entführt wurde – wobei ich ein wenig an Rumpelstilzchen denken musste und zu guter Letzt die Schwester eines Gehenkten, die ebenfalls auf Rache sinnt. Ach ja, und natürlich gibt es dann auch noch eine Perspektive aus Ycena selber. Alles in allem sehr umfangreich, dabei aber wirklich absolut durchdacht und die Charaktere waren mir alle schnell ans Herz gewachsen und wirkten authentisch. Allerdings wird von jedem einzelnen der Weg und die Beweggründe genauestens gezeichnet, was teilweise zu viel des Guten wurde. Ich habe durchaus mit den einzelnen mitgefiebert, hätte mir aber einfach noch mehr Tempo in der Handlung gewünscht.
Mein Fazit
Insgesamt mochte ich die Geschichte rund um das hinter Dornenhecken versteckte Kaiserreich Ycena sehr gerne. Durch die Vielzahl an Charakteren, bei denen ich zwar mit den einzelnen durchaus mitgefiebert habe, fühlte ich mich aber mit keinem so richtig verbunden. Auch erst während des Lesens ist mir bewusst geworden, dass es sich bei dem Buch um keinen Einzelband, sondern um eine Reihe handelt. Auch wenn es insgesamt sehr ausschweifend erzählt wurde, möchte ich trotzdem wissen, wie es weitergehen wird und ich freue mich auf die Fortsetzung.