Spannender Auftakt mit Potenzial zum Jahreshighlight
England 2054:
Seit die Gesellschaft von der Existenz der Magdalenen, Menschen mit der Fähigkeit die Erinnerungen und Gefühle anderer Menschen zu lesen oder gar zu verändern, erfahren hat, sind Berührungen ...
England 2054:
Seit die Gesellschaft von der Existenz der Magdalenen, Menschen mit der Fähigkeit die Erinnerungen und Gefühle anderer Menschen zu lesen oder gar zu verändern, erfahren hat, sind Berührungen zwischen Menschen verboten. Zu ihrem eigenen Schutz sind die Menschen zum konservativen Kleidungsstil des 19. Jahrhunderts zurückgekehrt und zeigen aus lauter Angst so wenig Haut wie möglich. Rea, eine junge Schneiderin, die heimlich an Faustkämpfen im Untergrund teilnimmt, wird ungewollt in die Welt des britischen Königshofs gezogen. Getarnt als Geliebte des Prinzen soll sie diesen vor Attentätern beschützen. Was jedoch niemand weiß, ist die Tatsache, dass Rea selbst die größte Gefahr für den Prinzen darstellen könnte, denn sie verbirgt ein Geheimnis, dass ihren Tod bedeuten würde, sollte jemand davon erfahren. Denn Rea ist eine Magdalena.
Die Welt, wie C. E. Bernard sie erschaffen hat, ist unglaublich facettenreich. Der Kleidungsstil und die Sitten des 19. Jahrhunderts mischen sich hier mit der neuesten Technik und ergeben ein wunderbares Gesamtbild, welches mich sehr begeistern konnte. Die Beschreibung ihrer Welt und Gesellschaft ist sehr detailliert und insbesondere sehr wichtig, da einige Vorstellungen für uns doch sehr fremdartig und schwer vorzustellen sind, wenn man keine genaue Beschreibung davon hat (ich sage nur "Schleppe halten"). Dennoch konnte mich ihre Welt nach kurzen Startschwierigkeiten gefangen nehmen.
Rea, die nicht ganz freiwillig zu Leibwächterin des Kronprinzen geworden ist, muss sich auf einmal am königlichen Hofe zurechtfinden und an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen. Zum einen wächst von Tag zu Tag die Gefahr, dass sie enttarnt wird, zum Anderen muss sie für die Sicherheit des Prinzen sorgen und diesen vor einer geheimen Rebellengruppe beschützen.
Rea als Protagonistin war mir sehr sympathisch. Sie ist eine starke junge Frau, die in einer Welt leben muss, die nicht für Frauen und schon gar nicht für Magdalenen geschaffen ist. Dennoch findet sie sich irgendwie zurecht und kämpft Tag für Tag gegen ihre eigene Natur, um zu überleben. Im Verlauf der Handlung wächst sie und muss feststellen, dass die Gesellschaft wie sie sie kannte, nicht immer das ist, was sie zu sein scheint. Und auch dass manche Menschen nicht die sind, für die sie sich ausgeben.
Auch die anderen Figuren konnten mich schnell überzeugen. Robin, Blanc, Mister Galahad und insbesondere die Duchesse Ninon sind allesamt sehr interessante Charaktere, von denen jeder seine eigenen Geheimnisse mit sich herumträgt.
Auch wenn die ersten paar Seiten des Buches etwas schleppend waren, nimmt die Handlung doch sehr bald an Fahrt auf und gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse regelrecht.
Das Ende hat mich dann doch überrascht. Zwar konnte ich einige Ereignisse vorhersehen, jedoch hat mich das Ende dann doch etwas unvorbereitet getroffen.
Seit Sarah J. Maas und Leigh Bardugos "Das Lied der Krähen" konnte mich ein Buch selten so packen wie dieses hier.
"Palace of Glass" ist auf jeden Fall ein gelungener Auftakt dieser Reihe und wird bei mir auf jeden Fall ein Jahreshighlight, auf dessen Fortsetzung ich schon sehr gespannt bin. Zum Glück müssen wir ja nicht mehr so lange auf den zweiten Band warten.