Ungebremster und skurriler Lesespaß!
Meine Meinung
Als ich entdeckte, dass der Festa Verlag wieder etwas Neues von Carlton Mellick III, dem Begründer und Meister des Nischen-Genres »Bizarro Fiction«, gibt, war ich gleich Feuer und Flamme! ...
Meine Meinung
Als ich entdeckte, dass der Festa Verlag wieder etwas Neues von Carlton Mellick III, dem Begründer und Meister des Nischen-Genres »Bizarro Fiction«, gibt, war ich gleich Feuer und Flamme! Der »Bizarro Fiction« gehören Laut Beschreibung zumeist zeitgenössische Erzählungen an: die sich häufig der Elemente des Absurdismus, der Satire und des Grotesken sowie Pop-Surrealismus und Genre-Fiktion bedienen, um subversive, seltsame und unterhaltsame Werke zu schaffen.
Seine bisher im deutschen (ebenfalls bei Festa) erschienenen Titel »Die Kannibalen von Candyland«, »Ultra Fuckers«, »Der Baby-Jesus-Anal-Plug« und »Adolf im Wunderland« lassen bereits erahnen, dass die Geschichten grenzenlos durchgeknallt sind. So überrascht es kaum, dass sich auch die neuste Veröffentlichung mit dem wohlgemerkt gekürzten Titel »Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht« in diese Riege der Absonderlichkeiten einreiht.
Die zuckersüße Aufmachung des Büchleins ist fast perfekt gelungen und lässt im Ansatz erahnen, welch erwärmend groteske Lovestory sich zwischen den türkis-gelben Buchdeckeln versteckt. Jedoch ist es ein wenig Schade darum, dass das abgebildete Mädchen überhaupt nicht zu Carlton Mellicks expliziter Beschreibung seiner Protagonistin (rote Zöpfe, grüner Lippenstift etc.) passt. Der grandiosen Story über die erste tief empfundene Liebe, die das gesamte Leben eines Teenagers auf den Kopf stellt und zu den ersten stark empfundenen Gefühlen führt, ist eigentlich harmlos – oder doch nicht?
Bei Carlton Mellick III wird nämlich genau jene Situation zu einem schwierigen Unterfangen. Ethan verliebt sich unsterblich in die Außenseiterin Jill, die durch ihre Spinnenfreunde zu dem Spitznamen »Spiderweb« kam. Obwohl sich alle Mitschüler vor »Spiderweb« gruseln und sie sonderbar finden, ist sie für Ethan das süßeste Mädchen an der Schule und er liebt sie mit all ihren Eigentümlichkeiten. Doch richtig gefährlich wird es erst, sobald »Spiderweb« starke Emotionen verspürt, wie etwa bei einem ersten Date oder vor dem ersten Kuss – dann explodiert ihr ganzes verdammtes Gesicht, sodass die Fetzen fliegen.
Ich liebe diese verdammt abgefuckte Geschichte, in der eine hinreißende Mischung aus Humor und Horror dargeboten wird, mit all ihren kuriosen Facetten! Aber am meisten liebe ich Mellicks unvergleichlich bildlichen Erzählstil, der die Gehirnwindungen ordentlich durchdreht. Außerdem bricht der Autor eine Lanze für alle Außenseiter, denn durch Ethan vermittelt er, dass diese genauso, oder sogar aufgrund ihrer Besonderheit, umso liebenswerter sind.
Die bizarre Geschichte bietet auf jeden Fall einen extrem guten Unterhaltungswert, auch wenn sie garantiert nichts für die Otto-Normal-Leser*innen ist. Aber alle, die gerne ihren literarischen Horizont erweitern möchten und nicht vor einer experimentellen Mischung zurückschrecken, sind bei Mellick und seinen surrealen Kombinationen hervorragend aufgehoben.
Fazit:
Carlton Mellick III bedient sich in »Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht« einem Mix aus Teenie-Romanze, Horror und skurriler Zutaten aus dem Absurditäten-Kabinett und sorgt damit für ungebremsten Lesespaß.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.07.2020