Ich habe mit sehr hohen Erwartungen diesen Roman angefangen zu lesen, weil Cecelia Ahern eine meiner Lieblingsautorinnen ist und bisher mich alle ihre Romane begeistern konnten. Umso schmerzhafter ist es für mich jetzt zugeben zu müssen, dass dieser Roman eine Enttäuschung war.
Um zunächst auf die Idee sprechen zu kommen, kann ich sagen, dass ich diese sehr gut fand, sonst hätte ich mich nicht dafür entschieden den Roman zu lesen. Auf die Idee eine Geschichte über eine Frau zu schreiben, die ihrem eigenen Leben begegnet, muss man erst einmal kommen. Doch je mehr man über dieses "Leben" erfährt, desto weniger Begeisterung konnte man für diesen Mann, der Lucys Leben darstellt, finden, denn als die beiden anfangen fast jede erdenkliche Sekunde miteinander zu verbringen, erinnert "Ein Moment fürs Leben" stark an Aherns anderen Romane und wie eine schlechte Mischung von diesen. Um welche es sich genau handelt, werde ich jetzt ansprechen. In dem fantastischen Roman "Zwischen Himmel und Liebe" verändert ein unsichtbarer Freund, die Sichtweise einer Frau und Cosmo, so nennt sich Lucys Leben, erinnert charakterlich stark an den unsichtbaren Freund des anderen Roman von Ahern. Und dann haben wir noch den Roman "Die Liebe deines Lebens", in welchem eine Frau einen depressiven Mann begleitet und jede erdenkliche Sekunde mit ihm verbringen möchte, um ihn von einem erneuten Selbstmordversuch abzuhalten, was an Cosmos fast ständige Nähe zu Lucy erinnert. Die einzige Unterschiede sind nur, dass Lucy keine Gefühle für Cosmo entwickelt, denn da gibt es zwei andere männliche Charaktere und, dass "Ein Moment fürs Leben" mit weniger Herz und Gefühl erzählt wird.
Damit wäre ich jetzt auch schon bei meinem nächsten Punkt. Wenn man ein Buch beginnt, dass sich dem sensiblen Thema "Leben" nähert, erwartet man auch einige nachdenkliche Aspekte, doch die Wahrheit ist, dass mir das bei diesem Roman völlig gefehlt hat. Wenn man hier nach Belehrungen sucht, findet man nur die abgekauten Klischeehaften, wie, dass man eine Arbeit machen sollte, die einem Spaß macht, Erfolg nicht das wichtigste ist oder man mit Lügen nicht weit kommt, denn die Freunde lieben einen so wie man ist. Jedoch nichts wirklich neues. Selbst die letzten Sätze über das Leben an sich wirkten mir im Gegensatz zu denen in "Die Liebe deines Lebens" viel zu aufgezwungen. Das war vor allem enttäuschend, weil ich von Ahern eigentlich weiß, dass sie gut schreiben kann, vor allem wenn es um solche philosophischen Sachen geht.
Bei den Charakteren fehlte es mir leider auch an Originalität, denn wie gesagt, erinnerte mich Cosmo viel zu sehr an eine andere Romanfigur und die beiden Jungs, mit denen die Hauptperson zusammen kommen könnte, besitzen zu wenig Tiefe und wirken eher wie gustaussehende Posterboys ohne mehr zu beinhalten. Bei Blake, der sich einst von Lucy getrennt hat, kann man das zwar verstehen, weil er einen etwas egoistischen Charakter besitzt, aber Don, der zweite Mann der Runde hätte ruhig als weniger perfekt aussehend beschrieben werden können und mit mehr Tiefe.
Die Familie Lucys ist leider auch nicht sehr überzeugend und viel zu oberflächlich beschrieben. Ihre Eltern sind sehr reich, besitzen ein großes Haus und wie soll es auch anders sein, hat Lucy große Probleme mit ihrem Vater, der sie aufgrund ihres mangelndes Erfolgs für eine Schande der Familie hält. Diesen nicht sehr sympatischen Vater kennen wir schon aus "Die Liebe deines Lebens" und wirkt hier auch ohne Tiefen, obwohl Ahern sich auch für ihn mehr überlegen hätte können. Und um ehrlich zu sein, wirken die ganzen Szenen mit der Familie in deren hübschen Haus auf mich wie aus einer ZDF-Romanze, als aus einem Roman einer talentierten Autorin.
Die einzige Charaktere, die noch gut erarbeitet wurden, waren Lucys Freunde und Arbeitskollegen, denn diese waren die wenigen in diesem Roman, die einem realistisch erschienen.
Jetzt möchte ich noch den ganzen Roman an sich mit der Geschichte ansprechen und muss leider zugeben, dass diese schwere Makel beinhaltet und somit andere Dinge wie die oberflächlichen Charaktere leider nicht retten konnte. Zuerst einmal muss ich sagen, dass es einem unglaublich schwer fällt in diesem Roman rein zu kommen. Erst nach hundert Seiten hat man das Gefühl drinnen zu und da kommt die nächste Enttäuschung. Denn nach diesen hundert Seiten hatte man auch das Gefühl, dass hier die Geschichte nach den ersten langweiligen Seiten endlich ins Rollen kommt, doch wird schnell enttäuscht. Erst nach zweihundert Seiten gewinnt die Geschichte an richtiger Spannung.
Insgesamt wirkt der Aufbau viel zu wenig durchdacht, was eben zur Folge hat, dass der Roman den Leser langweilt.
Nun muss ich auch auf die Liebe zu sprechen kommen. Der Leser merkt sofort, dass Lucy noch in ihren Exfreund verliebt ist und trotzdem tut Ahern so, als ob das in der Mitte des Romans eine Überraschung sei. Sie begreift es nämlich, in dem Moment, in dem Cosmo sie nach ihrem Traum fragt und ihr erst nach einer Weile einfällt, dass es eine erneute Beziehung mit Blake ist. Das war viel zu vorhersehbar, aber dafür waren die späteren Szenen mit Blake die spannendsten im Roman.
Und dann haben wir Don, einen Mann, den sie durch Zufall kennenlernt, weil sie eine falsche Nummer angerufen hat. Zwar mag die Romanze der beiden süß erscheinen, was dann aber auch durch ein viel zu schlechtes Planen der Autorin zerstört wird. Eines Tages bekommt Lucy nämlich Besuch eines Teppichreinigers, den sie bestellt hat und der Leser weiß sofort, dass es Don ist, weil beide sich gleichzeitig in der Wohnung SMS schreiben. Trotzdem wird, als sie es endlich begreifen wieder so getan als ob es eine Überraschung war.
Das Ende ist leider genauso vorhersehbar und aufgrund des etwas herzlosen Erzählen, kann man das auch nicht so einfach verzeihen.
Fakt ist, dass Ahern eigentlich super schreiben kann, ihr Potential bei "Ein Moment fürs Leben" jedoch nicht ausgeschöpft wurde. Während die Romane, die ich zuvor von ihr gelesen haben, mein Herz berührten, noch immer ein Teil dieses sind und mich zum nachdenken brachten, berührte "Ein Moment fürs Leben" kaum etwas in mir. Zudem muss ich sagen, dass es meist langweilig war und ich jetzt froh darüber bin, es endlich beendet zu haben, während ich bei den anderen Romanen der Autorin nicht wollte, dass sie enden. Das musste ich jetzt nur mal zum Vergleich erwähnen.
Ich möchte nicht alles schlecht reden, denn "Ein Moment für Leben" hat auch positive Aspekte. So findet man in diesem Roman eine lustige Stelle, die so witzig war, dass es mir schwer fiel nicht mehr zu lachen.
Was dann noch alles etwas retten konnte, waren die letzten siebzig Seiten, denn in diesen fand man die Cecelia Ahern wieder, die ich aus den anderen Romanen kannte. Diese siebzig Seiten waren wieder unterhaltsam und mit etwas mehr Tiefe und ginge es nur um diese, könnte ich dem Roman problemlos vier oder fünf Sterne geben, doch leider ändern diese wenigen Seiten nichts an dem Gesamtgefühl, das mir der Roman gab.
Fakt ist, dieser Roman ist nicht der beste der irischen Autorin und wenn ich jemanden etwas von Ahern zu lesen geben würde, würde ich einen anderen Roman empfehlen. Trotzdem werde ich weiterhin Romane von Ahern lesen, weil das der bisher einzige von ihr war, der mich enttäuscht hat.
Fazit: Ein Roman, der mich leider enttäuschte, weil er zu wenig durchdacht war. Es gibt viel bessere Romane von Cecelia Ahern.