Besser als Teil 1, aber trotzdem nur unteres Mittelmaß
Fangen wir ersteinmal mit einem kurzen Überblick an, worum es in Christelle Dabos Spiegelreisenden-Romanen überhaupt geht:
Nachdem die Welt in Teile zerbrach sind von ihr nur noch Teilstücke übrig die ...
Fangen wir ersteinmal mit einem kurzen Überblick an, worum es in Christelle Dabos Spiegelreisenden-Romanen überhaupt geht:
Nachdem die Welt in Teile zerbrach sind von ihr nur noch Teilstücke übrig die Archen. Auf einer davon, Anima, lebt Ophelia. Sie ist eine junge Dame mit besonderen Talenten, wie fast jeder auf Anima ganz besondere Talente hat. Ophelia kann durch das Berühren von Gegenständen die Gedanken und Gefühle des letzten Besitzers erspüren und sie kann von Spiegel zu Spiegel reisen, als wenn Spiegel Türen für sie wären. Klingt cool? Ist es auch! Nur Ophelia sieht das irgendwie anders und tollpatsch sich murmelnd auf maximaler Diletanzstufe durchs Leben. Das könnte jetzt witzig bis romatisch-komödiantisch werden angesichts der Tatsache, dass sie den großen, hochnäsigen und ziemlich abweisenden Thorn von der Pol- Arche heiraten soll. Doch statt romantischer Komödie vor einem Fantasyhintergrund oder einer tollen Fantasystory gibt es nur Adelintrigen in düster-kaltem Ambiente...
Zweite Teile von Reihen sind dann ja auch immer so eine Sache. Oft sind sie ein wenig der Lückenfüller zwischen dem (hier eher weniger) spannenden Auftakt und dem atemberaubenden Finale, die Mittelteile hängen gern mal ein wenig durch im Spannungsbogen.
Hier ist das glücklicherweise anders. Nach dem wirren und bestenfalls mittelmäßigen Serienauftakt war ich mir unsicher ob ich diese Reihe weiterverfolgen möchte. Aber ich habe mich getraut und wurde belohnt.
Teil 1 (Die Verlobten des Winters) kam noch mit einem Übermaß an Adelspomp und emotionaler Kälte daher und auch Teil 2 mäandert die erste Hälfte des Buches lang mal wieder ziellos und ohne roten Faden herum. Aber dann passiert endlich mehr als infantiles Gezicke der Charaktere! Es verschwinden Personen von der Arche und plötzlich sieht sich Ophelia in diese Geschehnisse verwickelt. Die spannung uns das Tempo steigt (endllich!).
Wer einen langen Leseatem hat, wird hier belohnt. Wer es eiliger hat, liest sich eine spoilernde Rezension zu Teil 1 durch und blättert hier das vordere Drittel des Buches weg und wird ab dann gut unterhalten.
Ich bleibe dabei, die Lobhudeleien der Literatur-Presse über dieses Fantasy-Hype-Buch kann ich leider nicht nachvollziehen. Aber Chapeau an den Insel-Verlag für Umschlaggestaltung und Marketing. Inhaltlich bleibt es aber trotzdem nur unterdurchschnittliche Fantasy, da die Handlung und das schriftstellerische Handwerk eben leider nicht mit der schillernden Welt der Archen mithalten kann.