Christiane Lind und Julia K.Rodeit – Die Insel der vergessenen Träume
Leonie hat keine Lust im Betrieb ihres Vaters an der Seite ihres Bruders zu arbeiten und deswegen „flüchtet“ sie nach Hawaii um dort eine Praktikumsstelle anzunehmen. Bisher konnte sie sich noch nicht für einen Job entscheiden und auch auf Hawaii läuft es erst mal anders als gedacht. Durch einen Zufall erfährt Leonie mehr über ihre Vorfahrin Clara und neugierig geworden, sucht sie nach weiteren Geheimnissen über ihre Ur-Urgroßmutter.
Clara, Tochter aus gutem Haus und interessiert an der Firma ihres Vaters, leidet stark darunter, als ihr Vater plötzlich verstirbt. Ihre Mutter ist gefühlskalt und nimmt sich nur wenige Monate nach dem Tod einen neuen Ehemann, mit dem Clara nicht zurecht kommt. Der schickt sie kurzerhand nach Bremen zu Verwandten. Dort lernt sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, doch wird sie auch ihr Glück finden?
Ich kenne schon viele Bücher von Julia Rodeit, aber noch kein Buch von Christiane Lindt. Umso neugieriger war ich auf die Geschichte, die mir insgesamt gut gefallen hat.
Der Erzählstil ist durchgängig angenehm und leicht lesbar, ich konnte der Geschichte, die aus der Sicht von Clara, Leonie und Kapua erzählt und auf verschiedenen Zeitebenen spielt, gut folgen.
Besonders gut finde ich, dass es gleich zu Anfang ein Personenverzeichnis gibt, in der die Figuren vorgestellt werden. Das hat mir sehr geholfen bei den vielen verschiedenen Namen und wie diese mit welchem Ort zusammenhängen. Ebenfalls toll fand ich am Ende das Glossar, wo einige Wörter erklärt wurden.
Gleich zu Anfang wird der Leser/die Leserin mit einem Ereignis konfrontiert, das ich so nicht erwartet hätte und das haarsträubend ist. Danach beginnt die Geschichte gemächlicher und ich konnte Clara und Leonie auf ihrem jeweiligen Lebensweg gut folgen, wobei mir die Geschichte um Clara einen kleinen Touch besser gefiel.
Die Charaktere waren lebendig und facettenreich ausgearbeitet. Wie im wahren Leben auch, bringt man nicht jeder Figur direkt Sympathie entgegen und so hatten Leonie und ich keinen besonders guten Start. Irgendwie wirkte sie chaotisch, desorientiert, schwach und nicht wirklich sympathisch. Das verlief sich aber im Fortgang der Story und irgendwann zählt auch sie für mich zur Buch-Ohana. Ich hätte sie mir schon etwas tougher gewünscht.
Clara dagegen mochte ich auf Anhieb sehr gerne. Eine junge Frau, in einer Zeit wo Frauen hübsch aussehen und am besten die Klappe zu halten hatten und nicht zu intelligent sein sollten. Das sie das nicht mit sich machen lässt und kurzerhand ihr Leben in die eigene Hand nimmt, hat mich beeindruckt. Ich konnte mit ihr mitleiden und mitfiebern, nicht alle Entschlüsse sind nachvollziehbar und das sie hausfrauentechnisch eher eine Niete ist, hat mich eher belustigt.
Die Autorinnen schaffen es gekonnt, die beiden Handlungsstränge am Ende miteinander zu verweben, sodass keine Fragen offen bleiben und die Geschichte rund und stimmig wirkt.
Das Setting, insbesondere Hawaii und Kauai, wurden hier bildlich dargestellt und ich konnte die Sonne schon fast auf meinem Gesicht spüren und den Duft der Pflanzen riechen. Sehr eindrucksvoll.
Bis auf ein paar winzige Kleinigkeiten hat mich die intensive, dramatische Story fesseln können und hat mir gut gefallen. Die Lebensgeschichte von Clara und Leonie war kurzweilig, interessant und emotional. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung.
Das florale Cover passt inhaltlich sehr gut zur Story und ist ein hübscher Blickfang.
Fazit: intensive, dramatische Lebensgeschichte auf der Jagd nach Familiengeheimnissen. 4 Sterne.