Ein einsam gelegenes Ferienhaus. Tief unten das Tal mit seinen würfelkleinen Häusern, eine Serpentinenstraße führt hinauf. Das kalte Blauweiß der Gletscher, schroffer Granit, die Wälder im Dunst – es ist Dezember, Vorweihnachtszeit. Ein junges Ehepaar mit Kind hat sich für ein paar Tage dieses komfortable Haus gemietet, doch so richtig aus der Welt sind sie nicht: Das Kind erzählt wirre Geschichten aus dem Kindergarten, die Frau tippt Nachrichten auf dem Telefon, und der Mann - ein Drehbuchautor, von dem ein Produzent den zweiten Teil seiner erfolgreichsten Komödie erwartet - schreibt Ideen und Szenen in sein Notizbuch. Aber mehr und mehr notiert er auch anderes - eheliche Spannungen, Zwistigkeiten, vor allem die seltsamen Dinge, die rings um ihn geschehen. Denn mit dem Haus stimmt etwas nicht.
Daniel Kehlmanns phantastische Erzählung ist im doppelten Wortsinn unheimlich, die Spirale in den Abgrund entwickelt einen starken Sog – umso mehr, als dem Schrecken etwas zur Seite gestellt wird: die wechselnden Stimmungen in der Familie, das Nebeneinander von Liebe und Gereiztheit, die Sorge um das Kind. «Das Geheimnis ist, dass man sich ja doch liebt.» Ist es so? Allmählich verschwimmen die Konturen, und der Boden beginnt zu wanken.
Ein Mann geht mit seiner Familie in die Berge, um dort in Ruhe sein Drehbuch zu schreiben. Es geschehen merkwürdige Dinge im Haus und ein Streit mit seiner Frau macht das ganze noch schlimmer...
Es fällt ...
Ein Mann geht mit seiner Familie in die Berge, um dort in Ruhe sein Drehbuch zu schreiben. Es geschehen merkwürdige Dinge im Haus und ein Streit mit seiner Frau macht das ganze noch schlimmer...
Es fällt mir schwer, den Inhalt besser wiederzugeben, denn was hier passiert ist so verwirrend und beunruhigend. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und hatte die ganze Zeit kein gutes Gefühl dabei.
Die Dialoge und die Gedanken sind sehr natürlich und realitätsnah, dass der Grusel und das unwohl Gefühl der Hauptperson direkt auf mich als Leserin übertragen wurde.
Nachdem ich das Buch beendet hatte, konnte ich erstmal nicht schlafen. Ich kann es jedem empfehlen, der sich beim Lesen gerne gruselt :)
Im Oktober 2016 veröffentlichte der Rowohlt-Verlag Daniel Kehlmanns Erzählung „Du hättest gehen sollen.“ Eine Gruselgeschichte, die den Leser in typischer Kehlmann-Manier zwischen Realität und Illusion ...
Im Oktober 2016 veröffentlichte der Rowohlt-Verlag Daniel Kehlmanns Erzählung „Du hättest gehen sollen.“ Eine Gruselgeschichte, die den Leser in typischer Kehlmann-Manier zwischen Realität und Illusion umherirren lässt.
Ein namenloser Drehbuchautor verbringt mit seiner Frau und der kleinen Tochter den Winterurlaub in einem einsamen Ferienhaus in den Bergen. Der imposante Neubau birgt ein Geheimnis, das nach und nach durch den Protagonisten selbst gelüftet wird. Während sich dieser sowohl mit einer Schaffenskrise, als auch mit Eheproblemen auseinandersetzen muss, geschehen während dem gemeinsamen Urlaub unerklärliche Dinge, die den Protagonisten an seinem eigenen Verstand zweifeln lassen.
„Du hättest gehen sollen.“ lässt sich nahtlos an einem Abend durchlesen. Das liegt nicht nur an der geringen Länge von 95 Seiten, sondern auch an dem gewohnt angenehmen Schreibstil Kehlmanns, der es dem Leser unmöglich macht dieses kurze Buch aus den Händen zu legen. Nach einer anfänglichen Flut an Fragen, die einem trifft sobald die letzte Seite gelesen wurde, birgt dieses kleine Werk letztendlich umso mehr Überraschungen.
Noch während Kehlmann die Charaktere einführt, beginnt die Handlung bereits und baut zügig einen Spannungsbogen auf. In gewohnter Kehlmann-Manier spielt der Autor wieder mit Realität und dem Schaffen von Illusionen. Sowohl der Ich-Erzähler, als auch der Leser selbst kann Zeitweise nicht mehr zwischen Einbildung und Realität unterscheiden. Optische Täuschungen und paranormale Geschehnisse sorgen für Nervenkitzel und Spannung.
Der Ich-Erzähler ist gleichzeitig Protagonist dieser Geschichte. Er beschreibt seine Erlebnisse, die zu Beginn mit Ausschnitten seines neuen Drehbuchs unterbrochen werden. Anfangs kommt man als Leser ins Stocken und wundert sich über begonnene, unvollendete, kontextlose Sätze und letztendlich über die letzten drei Seiten des Buches, die nach einem unvollendeten Satz leer sind. Doch schnell wird klar, dass soeben das Notizbuch des Erzählers gelesen wurde. Auch das jeweilige Datum als Kapitelüberschriften lassen schnell darauf schließen.
Und somit erschafft Kehlmann wieder einmal eine Verbindung zwischen Handlung und Aufbau bzw. Struktur des Buches (ähnlich wie in „Ruhm“). Immer wieder versucht der Protagonist das Haus zu verlassen, kommt aber immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Ein unendlicher Kreislauf entsteht. Dieses Motiv findet sich auch im Aufbau des Buches wieder. Der Ich-Erzähler erzählt und während er dies durch seine Notizen tut, teilt er dem Leser mit, dass das Erlebte aufschreiben muss. Auch hier findet sich also der unendliche Kreislauf des Erzählens wieder, spiegelt sich letztendlich im ganzen Alltag wieder: Immer wiederkehrender Streit mit seiner Ehefrau, der lieblose und eintönige Umgang mit der Tochter, indem immer alles bejaht wird, aber nie direkt auf ihre Bedürfnisse und Äußerungen eingegangen wird.
Die Charaktere werden in dieser Erzählung sehr oberflächlich dargestellt. Genaue Beschreibungen, Einführungen oder Situationen, die einen Einblick in die jeweilige Figur geben, sind hier nur sehr zaghaft vertreten. Diese Tatsache sorgt anfangs für Enttäuschung, lässt die Geschichte allerdings nicht darunter leiden. Eine ausgeprägtere Tiefe der Figuren wären lediglich ein ästhetischer Zusatz gewesen.
Zum Schluss stellt man sich die Frage, ob es sich tatsächlich um eine paranormale Erzählung oder um eine Erzählung handelt, die ein Spiegelbild der Seele des Protagonisten darstellt. Gefangen in sich selbst.
Daniel Kehlmann hat eine wirklich spannende Erzählung erschaffen, die noch viel mehr durch ihre clevere Inszenierung überzeugt. So mancher Leser realisiert wahrscheinlich erst zum Schluss, dass das reale Buch das in der Erzählung im Fokus stehende Notizbuch darstellt. Das Verschwimmen von Illusion und Realität findet sich damit in der Handlung und im Aufbau wieder. Dieser überaus raffinierte Zug macht aus diesem feinen, kleinen Buch ein wirkliches Werk.
Inhalt:
Ein einsam gelegenes Ferienhaus. Tief unten das Tal mit seinen würfelkleinen Häusern, eine Serpentinenstraße führt hinauf. Das kalte Blauweiß der Gletscher, schroffer Granit, die Wälder im Dunst ...
Inhalt:
Ein einsam gelegenes Ferienhaus. Tief unten das Tal mit seinen würfelkleinen Häusern, eine Serpentinenstraße führt hinauf. Das kalte Blauweiß der Gletscher, schroffer Granit, die Wälder im Dunst – es ist Dezember, Vorweihnachtszeit. Ein junges Ehepaar mit Kind hat sich für ein paar Tage dieses komfortable Haus gemietet, doch so richtig aus der Welt sind sie nicht: Das Kind erzählt wirre Geschichten aus dem Kindergarten, die Frau tippt Nachrichten auf dem Telefon, und der Mann - ein Drehbuchautor, von dem ein Produzent den zweiten Teil seiner erfolgreichsten Komödie erwartet - schreibt Ideen und Szenen in sein Notizbuch. Aber mehr und mehr notiert er auch anderes - eheliche Spannungen, Zwistigkeiten, vor allem die seltsamen Dinge, die rings um ihn geschehen. Denn mit dem Haus stimmt etwas nicht. Daniel Kehlmanns phantastische Erzählung ist im doppelten Wortsinn unheimlich, die Spirale in den Abgrund entwickelt einen starken Sog – umso mehr, als dem Schrecken etwas zur Seite gestellt wird: die wechselnden Stimmungen in der Familie, das Nebeneinander von Liebe und Gereiztheit, die Sorge um das Kind. 'Das Geheimnis ist, dass man sich ja doch liebt.' Ist es so? Allmählich verschwimmen die Konturen, und der Boden beginnt zu wanken.
Meine Meinung:
Auf wenigen Seiten schafft es der Autor Spannung und ein kleines Mysterium zu erzeugen, auch wenn sein Schreistil nicht ganz so leicht zu lesen ist.
Das Cover sieht bereits vielversprechend aus, ebenso wie der Titel.
Dieses Buch ist auf jeden Fall besonders und lässt sich nicht so einfach in Worte fassen - einfach selbst lesen, denn dieses Buch eignet sich aufgrund seiner wenigen Seiten auch super für zwischendurch.
Ein kleiner Kurzurlaub soll es für das junge Ehepaar mit ihrem Kind sein, ein paar Tage in den Bergen in einem einsam gelegenen Haus. Der Vater schreibt an einem neuen Drehbuch und wie selbstverständlich ...
Ein kleiner Kurzurlaub soll es für das junge Ehepaar mit ihrem Kind sein, ein paar Tage in den Bergen in einem einsam gelegenen Haus. Der Vater schreibt an einem neuen Drehbuch und wie selbstverständlich hält er auch Alles fest, was sich während ihres Aufenthaltes ereignet. Die Streitereien zwischen ihm und seiner Frau, die Versöhnungen, die Beschäftigung mit dem Kind, seine Träume undundund. Eigentlich ganz alltäglich, doch es liegt ein seltsamer Missklang über den Dreien, der sich mit jedem Tag, jeder Stunde verstärkt.
Das Seltsame, das Mysteriöse schleicht sich ganz allmählich ein, es ist nicht greifbar, es sind kleine Geschehnisse, die bei wiederholtem Nachdenken sich wohl auch rational erklären lassen. Aber vielleicht auch nicht ... Doch sobald das Ungewisse zu stark wird, treten reale Ereignisse in den Vordergrund, die die Aufmerksamkeit beanspruchen und alles Andere verblassen lassen; doch nicht für lange.
Es sind nur 86 Seiten, doch wenn man sich voll und ganz auf die Geschichte einlässt, sie liest, als wäre man selbst der Schreibende, beginnt einen das Unheimliche nach und nach selbst zu ergreifen. Ein tolles Stück Gruselliteratur, das die volle Sternezahl verdient hätte, wenn, ja wenn der Preis nicht wäre. So viel Geld für so ein kleines Büchlein finde ich schlicht unverschämt - dafür gibt es Abzug.