LESENSWERT
Dies ist eins der Bücher, über die man noch nachdenkt, lange nachdem man die letzte Seite zugeschlagen hat.
Auf sehr dringliche und nahbare Weise werden Probleme unserer Gesellschaft thematisiert. Der ...
Dies ist eins der Bücher, über die man noch nachdenkt, lange nachdem man die letzte Seite zugeschlagen hat.
Auf sehr dringliche und nahbare Weise werden Probleme unserer Gesellschaft thematisiert. Der Wahn immer und überall online sein zu müssen, die Sucht, sich mit anderen zu vernetzen und das schlechte Gewissen, wenn man mal offline war werden hier wunderbar beschrieben.
Mae beginnt ihre neue Arbeitsstelle beim Circle, einem IT-Concern, der Konkurrenten wie Facebook, Google und co alle verschluckt hat. Der Campus, wie der Arbeitsplatz genannt wird, ist für Mae einfach der reinste Wahnsinn. Alles ist super modern, jeder hat 5 Bildschirme auf dem Schreibtisch stehen, das Mittagessen wird jeden Tag von einem anderen Spitzenkoch zubereitet (natürlich kostenlos) und jeden Abend finden Konzerte, Parties und andere Highlights statt. Doch hinter der Fassade brodelt es gewaltig. Mae, die zwar alles ganz toll findet, ist nicht so sehr auf den Social Media Kanälen aktiv, wie der Circle das gerne hätte. Prompt wird sie ermahnt, alles zu dokumentieren - von ihrem Vorgesetzten.
Daraufhin wird sie fast besessen davon ein gutes Bild im Internet abzugeben und treibt den Wahn nach Transparenz auf die Spitze.
Ich fand das Buch unglaublich gut. Es fängt die heutige Social Media Welt super ein und zeigt dass nicht alles Gold ist was glänzt. Mae ist eine sympathische, wenn auch manchmal etwas naive Protagonisten.
Ohne zu viel zu verraten finde ich auch das Ende spitze. Es zeigt den wahren Charakter dieser nach Transparenz und Selbstdarstellung süchtigen Welt.
Besser als Brave New World, aber nicht ganz so gut wie 1984. Ein absolut lesenswerter Roman, für alle die der Social Media Welt kritisch gegenüber stehen und vor allem für die, die ihr bereits verfallen sind.