Schöne neue vernetzte Welt
Der Circle heißt nun Every und ist mächtiger denn je; bisher bestand der Circle aus der größten Suchmaschine der Welt und dem größten Social-Media-Anbieter, nun aber wurde mit dem erfolgreichsten Onlineversandhändler ...
Der Circle heißt nun Every und ist mächtiger denn je; bisher bestand der Circle aus der größten Suchmaschine der Welt und dem größten Social-Media-Anbieter, nun aber wurde mit dem erfolgreichsten Onlineversandhändler fusioniert. Wo die Macht von Circle riesig war, erscheint die Macht von Every fast grenzenlos. Zur lückenlosen Überwachung kommen nun weitere Apps und Programme hinzu, die in nahezu jedem Bereich den Menschen Anweisungen geben, Vorschläge machen und ihnen Entscheidungen abnehmen sollen, die seitens des Unternehmens klar vorgegeben werden. Sich dagegen aufzulehnen oder zu wehren, erscheint fast unmöglich. Dennoch ist Delaney fest entschlossen, die Firma zu zerschlagen und von innen heraus zu zerstören. Sie bewirbt sich bei Every und wird eingestellt.
Der Circle hat mich letztes Jahr begeistert und so war klar, dass ich die Fortsetzung auf jeden Fall lesen möchte. Natürlich werden im Buch keine echten Namen der Unternehmen, um die es geht, genannt, aber man kommt leicht dahinter, wer gemeint ist. Und wer nicht drauf kommt, der bekommt subtile Hinweise durch den Autor, die mich im ersten Drittel immer wieder schmunzeln ließen.
„Fünf Jahre zuvor hatte der Circle einen E-Commerce-Giganten aufgekauft, der nach einem südamerikanischen Dschungel benannt war. So war das reichste Unternehmen entstanden, das die Welt je gesehen hat.“ (Seite 12)
Dieses Buch eignet sich nicht für Personen, die mit der Technik auf dem Kriegsfuß stehen. Man sollte schon wissen, wie eine Suchmaschine funktioniert, Social-Media zumindest mal ausprobiert und die ein oder andere App benutzt haben. Das Verständnis für elektronische Medien wird hier vorausgesetzt und nicht erst beim lesen vermittelt. Anfangs wurde sogar ich fast erschlagen von der Fülle der Möglichkeiten, die bei Every erdacht, entwickelt, programmiert und auf den Markt geworfen werden. Es gab tatsächlich einige Stellen, wo mich die Story überfordert hat, an denen ich gemerkt habe, dass meine Gedanken abschweifen und meine Konzentration schlicht und ergreifend aufgibt. Die Phantasie des Autors ist unglaublich, allerdings war mir die Menge der in kürzester Zeit vorgestellten Möglichkeiten besonders am Anfang zu viel. Hier hätte ich mir manchmal mehr Story und weniger Tech-Kram gewünscht.
Die Gefahren der Globalisierung, des Klimawandels und der Monopolisierung werden hier überspitzt dargestellt, allerdings empfand ich dies nicht als utopisch, da ich bei vielen Ausführungen das Gefühl hatte, dass die Realität kurz davor ist, die Fiktion zu überholen. Ich wurde bestens unterhalten und könnte mir tatsächlich eine Fortsetzung vorstellen. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung.