Cover-Bild Die Kinder sind Könige
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 07.03.2022
  • ISBN: 9783832181888
Delphine Vigan

Die Kinder sind Könige

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem vermissten Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Ermittlungsmethoden in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind. Einer Welt, von der sie bis zu diesem Fall so gut wie nichts wusste. Ihre Arbeit findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und auch privat ist sie eine zurückgezogene Frau. Schon immer konnte sie mit ihrem Alleinsein umgehen. Mélanie dagegen kann ohne die Aufmerksamkeit ihrer Follower nicht leben. Alles, was sie ist und was sie erreicht hat, verdankt sie dem Netz. Nicht einen Moment kommt ihr der Gedanke, ihre Tochter könnte dieses Leben nicht lieben, könnte sich vielmehr danach sehnen, ein unbekanntes Mädchen zu sein. Den Vorwurf der Ausbeutung ihrer Kinder weist Mélanie verletzt von sich. Und doch wird sie Jahre nach Kimmys Verschwinden genau dessen angeklagt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2022

Erschreckend gut

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Mélanies Traum war es schon immer berühmt zu sein. So leicht und einfach, wie die Menschen in den Reality-TV-Shows.
Mit dem Aufkommen von YouTube und Instagram gelingt ihr das, denn dort macht sie ihre ...

Mélanies Traum war es schon immer berühmt zu sein. So leicht und einfach, wie die Menschen in den Reality-TV-Shows.
Mit dem Aufkommen von YouTube und Instagram gelingt ihr das, denn dort macht sie ihre Kinder zu Influencern, die mit ihrem Channel Happy Récré alle Rekorde brechen. Doch dann verschwindet ihre 6-jährige Tochter Kimmy beim Verstecken spielen.

Das Cover finde ich etwas eigenartig positioniert, denn der obere Teil der Schrift ist so abgeschnitten und dadurch wirkt es nicht ganz bzw. als würde was fehlen oder es ein Fehldruck sein. Aber zum Glück geht es ja nicht nur um das Cover. ;)
Denn das Buch war einfach nur klasse. Ich war voll in der Story drin und regelmäßig einfach nur sprachlos und geschockt, das Mélanie einfach nicht sieht, was sie ihren Kindern antut. Zunächst lernt man sie etwas näher kennen und auch wie sich dieser Gedanke, berühmt und geliebt zu werden immer mehr bei ihr festsetzt, aber trotzdem konnte ich sie nicht verstehen. Wenn die anderen Personen beschreiben, wie sie sehen, dass Kimmy sich abwendet und einfach nicht mehr gefilmt werden möchte, sind das für Mélanie alles nur Neider, die ihnen den Ruhm nicht gönnen. Denn für sie ist das was sie da macht etwas Wundervolles und natürlich wollen ihre Kinder das doch auch. Wie kann man das nicht wollen?
Ständig gefilmt zu werden für Instagram Stories oder Drehtermine für YouTube Challenges einhalten zu müssen. Jedes sechs bzw. achtjähriges Kind möchte das doch lieber als draußen zu spielen.
Wow, ich war einfach nur sowas von platt, besonders, weil das ja kein Thema ist was sich die Autorin einfach so ausgedacht hat, sondern das passiert wirklich überall auf der Welt.
Ich habe jetzt die Fakten zu diesen Channels mit Kindern nicht geprüft, aber ich denke mal, dass die Autorin da doch recherchiert hat und fast alles davon so stimmt. Es ist einfach grauenvoll, dass Mélanie bis zu Ende nicht sieht, wie sie ihre Familie kaputt macht. Das sie die Entführung ihrer Tochter nicht bis zum letzten ausschlachtet ist schon alles.
Um einem das alles noch näher zu bringen finde ich den trockenen, nüchternen Erzählstil der Autorin geradezu perfekt. Hier wird man nicht durch viele Dialoge abgelenkt, sondern erfährt eins nach dem anderen, wie die Welt von Mélanie so aussieht und was sie ihren Kindern damit antut, ohne es bemerken zu wollen. Sie lebt einfach in ihrer eigenen Bubble und hat ja ihre „Lieben“ auf Instagram, die sie unterstützen und auffangen.
Der Gegenpart der Geschichte ist Clara. Sie ist eine der Flics (Polizist*innen in Frankreich), die in dem Entführungsfall ermittelt.
Hier wählt die Autorin ganz bewusst eine Person, die so ganz anders ist als Mélanie. Ihr Eltern haben sie ganz anders aufgezogen und waren von Anfang an den neuen Medien skeptisch gegenüber eingestellt, dadurch ist diese Welt von Mélanie „neu“ für Clara. Doch da sie ein sehr penibler Mensch ist und sich bis zum letzten in ihre Arbeit hineinstürzt, schaut sie sich viele der Videos von Kim und Sam an und kann es doch nicht verstehen. Was sie aber versteht ist, dass die Kinder leiden. Und doch bleiben die beiden Kinder auf der Strecke und können sich nur alleine befreien, denn selbst Gesetze schützen Kinder nicht vor dem Social Media Wahn der Eltern. Eine Grauzone.
Mit einem großen Zeitsprung erfahren wir dann auch, wie es Kim und Sam ergangen ist und was aus allen Beteiligten geworden ist. Das fand ich auch sehr gut, denn so endet es nicht mit der Entführung, sondern gibt einen Einblick, wie die Nachwirkungen von jahrelangem Filmen auf die Geisteszustände von Kindern einwirken.
Wie gesagt ich war einfach nur fassungslos darüber, dass Mélanie bis zum Ende kaum ein Einsehen hat. Und so hat mich das Ende des Buches sehr aufgewühlt. Ich wünsche einfach nur Kim und Sam alles gute und hoffe, dass sie doch noch heil aus der Sache rauskommen.

Mein Fazit: Ein Buch das aufwühlt. Ein Buch das mich fassungslos gemacht hat. Ein Buch das mich wütend gemacht hat und bei dem ich einfach nur die Protagonistin schütteln wollte, damit sie endlich die Augen aufmacht und erkennt was sie da ihren Kindern antut.
Das Buch ist so erschreckend, weil es so realitätsnah ist und dies genauso überall auf der Welt Kindern passiert. Und ich meine hier nicht die Entführung, sondern die Geschichte dahinter. Dabei trägt die Story der nüchterne Erzählstil der Autorin und macht es einfach noch realer für einen. Ich kann das Buch einfach nur weiterempfehlen, es ist wichtig und vermittelt eine Botschaft, die einem Hilfeschrei gleich kommt. Sehr gelungene Lektüre!

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Interessant, spannend und brilliant geschrieben - Mein erstes Highlight 2022

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Mélanie Claux hat es Anfang der 2000er nicht geschafft, in einem Big Brother ähnlichen Format groß herauszukommen. Ihre zweite Chance auf Ruhm verwirklicht sie nun mittels Social Media und ihrer Kinder ...

Mélanie Claux hat es Anfang der 2000er nicht geschafft, in einem Big Brother ähnlichen Format groß herauszukommen. Ihre zweite Chance auf Ruhm verwirklicht sie nun mittels Social Media und ihrer Kinder Sammy und Kimmy, die Stars ihres Youtube- und Instagram-Kanals sind und der Familie dadurch zu einem mehr als komfortablen Leben verhelfen.

Doch auf einmal ist Kimmy wie vom Erdboden verschluckt. Gibt es Neider, vielleicht gar Betreiber weniger erfolgreicher Vlogs, die ihr den Erfolg nicht gönnen? Die Polizei steht vor einem Rätsel, da auch eine Lösegeldforderung auf sich warten lässt. Und schon wähnt man sich als Leser*in mitten in einem spannenden Krimi, bei dem die Schattenseiten und Absurdität der Omnipräsenz in den sozialen Medien beleuchtet werden, und aufgezeigt wird, welch enormem Druck gerade Kinder durch Eltern ausgesetzt sind, die diese lukrative Art der Vermarktung des eigenen Lebens als Einkommensquelle entdeckt haben.

Und während man noch rätselt, wer die kleine Kimmy entführt haben könnte, löst sich der Fall relativ unvermittelt und abrupt und der Roman entwickelt sich vom Krimi zu, ja wozu eigentlich. Wir werden auf einmal ins Jahr 2031 katapultiert, eine Art Dystopie also? Eher nicht. Die Zukunft, die ausgemalt wird, ist allzu plausibel. Der Zeitsprung ist dennoch notwendig, werden in diesem Teil doch die möglichen Auswirkungen aufgezeigt, die die ständige mediale Präsenz auf die jungen Youtube-Stars haben kann.

Ein großartiger, brillant geschriebener Roman, den man nicht aus der Hand legen kann. Als einzigen winzig kleinen Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass ich den Übergang von der „Krimihandlung“ ins Jahr 2031 etwas unvermittelt fand und mich zunächst fragte, ob der Roman schon beendet sei und ich vielleicht die Leseprobe zu einem anderen Buch vor mir liegen habe. Andererseits ist es doch gerade hervorragend, wenn eine Autorin nicht die eigenen Leseerwartungen erfüllt und einen überrascht. Der Roman hat mich allerdings mehr als nur überrascht, sondern wirklich begeistert und wird für das Lesejahr 2022 ganz sicher ganz oben in der Liste meiner Lieblingsbücher sein.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Big Brother im Alltag

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"Die Kinder sind Könige" von Delphine de Vigan ist in meinen Augen ein kleines Meisterwerk. Hier wird man in die Geschichte von Melanie und ihrer Familie geradezu hineingezogen.
Melanie träumt schon sehr ...

"Die Kinder sind Könige" von Delphine de Vigan ist in meinen Augen ein kleines Meisterwerk. Hier wird man in die Geschichte von Melanie und ihrer Familie geradezu hineingezogen.
Melanie träumt schon sehr zeitig von einer Karriere in den Medien in den Formaten, in den sowas anfing, wie "Big Brother". Sie versucht sich auch darin, hat aber nicht den gewünschten Erfolg. Jetzt, zusammen mit ihrer Familie, hat sie den Erfolg und zwar in großem Stil. Zu ihrer Familie gehören ihr Mann Bruno, der Sohn Sammy und ihre Tochter Kimmy.
Melanie filmt ihr komplettes Leben und lässt damit sämtliche Zuschauer, und sie hat sehr viele, daran teilhaben. Damit hat sie sehr viel Erfolg und finanziert auch ihren Lebensstil. Ihr Traum von der medialen Aufmerksamkeit scheint erfüllt.
Doch dann kommt Kimmy nicht vom spielen vor dem Haus zurück, sie verschwindet von einer Minute auf die andere. Und alle Zuschauer wussten, wo sie war und was sie grade tat.
Es ist eine sehr eindrückliche Geschichte, die hier erzählt wird, es ist kein Thriller, aber es ist sehr spannend. Im ersten Teil des Buches wird die Geschichte von Melanie erzählt und wie es dazu kam, dass sie von medialer Aufmerksamkeit träumte.
Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit Kimmys Verschwinden und den Geschehnissen der Suche nach Kimmy.
Zum Abschluss gibt es noch einen Blick in die Zukunft, die das Geschehen aufarbeitet und das Buch sehr gut abschliesst.
Dieses Buch ist sowas von aktuell und auch wichtig, es hilft zu verstehen, was das alles mit den Menschen macht, dieses ständige Teilen und Filmen und im Mittelpunkt stehen. Man bekommt hier sehr viele Aspekt zum nachdenken und verarbeiten geboten. Mir ging das Schicksal dieser Kinder sehr unter die Haut und ich würde diese Lektüre gerne jedem weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Unterhaltsame, aktuelle Gesellschaftskritik vom Feinsten

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Melanie wollte schon immer bekannt werden. Ihre ersten Versuche schlugen fehl, aber mehr oder weniger zufällig entdeckt sie, was in den sozialen Medien möglich ist und beginnt sehr erfolgreich ihre Kinder ...

Melanie wollte schon immer bekannt werden. Ihre ersten Versuche schlugen fehl, aber mehr oder weniger zufällig entdeckt sie, was in den sozialen Medien möglich ist und beginnt sehr erfolgreich ihre Kinder in Szene zu setzen. Anfangs noch überrascht von der schnell steigenden Zahl der Follower, versteht Melanie immer mehr, wie Algorithmen funktionieren und verfeinert ihr „Business“. Zahllose Stories, Videos, Bilder und Co sind alltäglicher Bestandteil des Familienlebens. Eines Tages jedoch verschwindet ihr kleines Mädchen Kimmy beim Spielen spurlos. Unter anderem ermittelt Clara, eine engagierte Polizistin, die allerdings auch einigen Kummer kennt. Wird die Kleine gesund gefunden? Wer hat sie sich geschnappt?

Das Buch beginnt relativ langsam, erklärt die Lebenswege der beiden Protagonistinnen, um ihre Handlungsweisen und Gedankengänge in die Zukunft zu verstehen. Wer die Autorin kennt, weiß, dass diese Einführung wichtig ist und schnell wird es dann auch spannend. Die Kleine ist vom einen auf den anderen Moment verschwunden. Es gibt quasi keinerlei Spuren, jeder könnte Kimmy entführt haben. Auch die Motive sind völlig unklar, denn eine Lösegeldforderung oder dergleichen bleibt aus. Was zunächst wie ein „normaler“ Fall für die Beamten aussieht, stellt sich schnell als etwas anderes heraus. Besonders durch Clara, die sich stundenlang Videos, Stories und Challenges der Familie ansieht, bekommt der Leser eine Vorstellung, wie Melanie ihre Kinder instrumentalisiert. Da man die Geschichte auch durch Melanies Augen sieht, erkennt man, dass ihre Weltsicht eine völlig andere ist und sie tatsächlich zu glauben scheint, dass es nicht nur ihr, sondern auch den Kindern nutzt, dabei haben sie mit allerhand Problemen zu kämpfen. Mobbing, Missgunst und Neid sind an der Tagesordnung, aber auch Menschen, die versuchen auf die Schwierigkeiten der Online-Kinderstars hinzuweisen und deren Eltern an den Pranger stellen.

Ich kann gar nicht alles notieren, was mich an diesem Buch wütend machte und wie wichtig dieses Buch zugleich ist. Es ist ein sehr unterhaltsamer Pageturner, der ohne Blut auskommt, und dennoch ganz tiefe Verletzungen zeigt. Nein, er zeigt die Verletzungen nicht nur, er legt die Finger tief in die Wunde und wühlt dann noch darin rum. Der Stil der Autorin ist einfach richtig gut. Das Buch liest sich schnell und flüssig, es weckt eine ganze Palette von Emotionen und ich habe mich dabei ertappt, wie ich Clara immer wieder zunickte, während Melanie mich mit ihrer Blindheit für die Gefahren und das Leid ihrer Kinder wirklich wütend machte.

Dieses Buch sollten entsprechende Insta-/Youtube-/w. (a-)soziale Medien-Familien erhalten und zum Lesen regelrecht gezwungen werden. Vielleicht – nur vielleicht, würde es den einen oder anderen Mal zum Nachdenken anregen und im besten Fall verhindern, dass Kinder so schamlos ausgebeutet werden. Vielleicht ist das aber auch nur naives Wunschdenken von mir, denn die Aussicht auf Ruhm und Geld lässt manchen wohl wirklich – ganz ähnlich wie in Melanies Fall- das Kindeswohl vergessen oder so weit dehnen, dass es in die Vorstellung und die soziale Medien-Bubble passt. Problem sind ja nicht nur die Pädos, die sich an den Kinderbildern „erfreuen“, sondern auch die psychischen Schäden, die verursacht werden können. Ersteres haben wahrscheinlich noch die meisten Eltern auf dem Schirm, aber für letzteres sind wahrscheinlich viele blind. Sie müssen blind sein, wenn man sieht, wie Kinder teilweise präsentiert werden. Hier im Buch mag manches auf die Spitze getrieben sein (da ich solche Influencer nicht unterstütze, kann ich nicht ganz beurteilen), aber dennoch fühlt es sich „logisch“ an, wenn man die Macht der Algorithmen und nicht der Menschlichkeit als Maßstab anlegt.

Ich könnte mich gefühlt endlos in Rage schreiben, belasse es aber dabei und bin einfach nur froh, dass ich dieses Buch gelesen habe, denn es hat mir noch einmal mehr vor Augen geführt, wie schlimm dieses ausbeuterische System für Kinder sein kann/ist, und zumindest mit Likes oder gar Follows wird das in keinem Fall von mir belohnt. Es ist zwar nur wenig, aber immerhin besser als den Irrsinn noch aktiv zu unterstützen und Kinderrechte mit Füßen zu treten.

Unter dem Strich ist die Geschichte aus meiner Sicht eine unterhaltsame, aktuelle Gesellschaftskritik vom Feinsten – absolute Empfehlung und nicht nur für jene, die mit dem Gedanken spielen ihre Kinder im Netz zu präsentieren.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Erschreckend, aber vermutlich Realität

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Schon als junges Mädchen war Mélanie Dior ein Fan von Reality Shows, doch sie selbst scheiterte bereits in der ersten Episode von „Rendez-vous dans le noir“. Was liegt also näher, als diese Träume nun ...

Schon als junges Mädchen war Mélanie Dior ein Fan von Reality Shows, doch sie selbst scheiterte bereits in der ersten Episode von „Rendez-vous dans le noir“. Was liegt also näher, als diese Träume nun als Mutter auszuleben und ihre beiden Kinder vor der Kamera zu präsentieren. Auf ihrem Kanal „Happy Recré“ zeigt sie das tägliche Leben mit Sammy, Kimmy und Ehemann Bruno. Doch als eines Tages die kleine Kimmy verschwindet, wird das gesamte Ausmaß der Ausbeutung hinter den unschuldigen Videos sichtbar.

Delphine de Vigan greift in ihrem neuen Roman „Die Kinder sind Könige“ ein sehr brisantes und aktuelles Thema auf: die Präsentation der eigenen Kinder auf Social Media-Kanälen. Erzählt wird die Handlung dabei aus verschiedenen Perspektiven und ist wie eine Fallakte mit Vernehmungsprotokollen und Beschreibungen von Beweismitteln aufbereitet. Kriminalpolizistin Clara Roussel liefert uns dabei ihren Blick auf die Ereignisse. Mit den sozialen Medien hatte sie bisher wenig Berührungspunkte und ist daher auch geschockt, als sie den Kanal der Familie sichtet. Hat denn niemand festgestellt, wie traurig und abwesend die kleine Kimmy seit Wochen aussieht? Und wie sehr ihr großer Bruder Sammy sich abmüht, sie gleichzeitig zu schützen und den Fans eine gute Show zu bieten?

Der Roman ist definitiv kein Krimi, der Fokus liegt nicht auf der Lösung des eigentlichen Falls. Er ist viel mehr eine durchaus unterhaltsame, aber auch schockierende Sozialkritik an Eltern, die ihre Träume und Wünsche durch die eigenen Kinder ausleben wollen. Die sind dann zwar, wie der Titel es sagt, „Könige“ und haben materiell gesehen alles, was sie möchten. Versagt bleibt ihnen jedoch etwas viel Wichtigeres: eine Kindheit, bedingungslose Liebe und Privatsphäre. Vor allem Mutter Mélanie ist für das Leid ihrer Kinder entsetzlich blind.

Nach zwei Dritteln wechselt die zeitliche Ebene und wir erleben die Diors im Jahr 2031, in welchem die Autorin auslotet, welche Ausmaße die sozialen Medien angenommen haben könnten und gleichzeitig schildert, was aus der Familie geworden ist. Ein wirklich erschreckender Roman, der von der Realität gar nicht so weit entfernt sein dürfte.

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