Schwelgerisch opulent & betörend besonders!
Worum geht's?
In Orléans kann man nur mit Hilfe einer Belle ein schönes Äußeres bekommen; die Menschen sind von Geburt an grau und abstoßend.
Die Favoritin werden und der königlichen Familie sowie den ...
Worum geht's?
In Orléans kann man nur mit Hilfe einer Belle ein schönes Äußeres bekommen; die Menschen sind von Geburt an grau und abstoßend.
Die Favoritin werden und der königlichen Familie sowie den Höflingen dabei helfen, zu jeder Zeit ihr Traumaussehen zur Schau stellen zu können - das ist, was Camelia immer wollte.
Endlich ist der Tag gekommen, an dem sie und ihre Schwestern ihr Können unter Beweis stellen dürfen und sich entscheidet, wer im Palast und wer in einem der Teehäuser arbeiten wird.
Doch die Welt, die sie erwartet, ist voller Gefahren, Geheimnisse und Intrigen. Sehr bald muss Camelia feststellen, dass man ihr sehr viel über die Belles und ihre Fähigkeiten verschwiegen hat - und dass sie in einer wahren Schlangengrube gelandet ist ...
Was mich neugierig gemacht hat:
Auf diese Übersetzung habe ich mich lange gefreut, denn die Idee mit den Belles fand ich auf Anhieb spannend. Der Name der Autorin ist in vielen Danksagungen von Büchern, die ich mag, gefallen, und das habe ich zusätzlich als gutes Zeichen gewertet :)
Wie es mir gefallen hat:
Schon der Stil, in dem diese Geschichte erzählt wird, ist eigen. Mir hat die wirklich prunkvoll ausgestattete Welt mit ihrem üppigen Überfluss, den vielen Sinneseindrücken und Details sehr gut gefallen. Sie hat etwas Betörendes an sich, wie ein schwerer Duft, der über allem hängt und in jeden Winkel dringt. Nur gelegentlich habe ich Wiederholungen bemerkt oder ein leichtes Zuviel an Vergleichen und Metaphern empfunden, sodass einzelne Passagen ein wenig überladen wirkten.
Es brauchte ein paar Kapitel, bis ich mich in das prachtvolle Setting und Camelias Erzählstimme eingefunden hatte, doch dann hat sich ein immer stärkerer Sog beim Lesen entwickelt.
Dass das Buch ein echtes Langzeitprojekt der Autorin war (sie hat ungefähr ein Jahrzehnt daran gearbeitet), zeigt sich u.a. darin, dass sie beim Ausschmücken der Schauplätze wirklich in liebevoller Kleinstarbeit vorgegangen ist. Auch Dinge wie die Zeitmessung und ähnliche Elemente der fiktiven Welt, die in vielen Büchern einfach aus der Realität übernommen werden, hat sie für Orléans angepasst. Ihr Ideenreichtum hat mich sehr beeindruckt.
Die Schönheitsthematik wird meines Erachtens nach überzeugend umgesetzt. Die Missstände werden nicht sofort erkannt und bekämpft - was ich für glaubwürdiger halte, als wenn eine Protagonistin, die ihr Leben lang bestimmte Werte eingebläut bekommen hat, plötzlich eine Kehrtwende um 180 Grad macht und gleich eine heldenhafte Rebellin wird. Camelia hat Schwächen, sie traut sich nicht immer, für andere einzustehen, und das macht sie authentisch. Sie ist noch etwas unbedarft und hat sicher noch einen langen Weg vor sich.
Dass die Autorin keinesfalls Äußerlichkeiten als das Wichtigste hinstellen will, wird gerade dadurch eindeutig, dass die Gesellschaft im Buch genau das tut. Die Menschen erdulden schreckliche Behandlungen und tun auch ihren Kindern im Namen der Schönheit viele Schmerzen an. Wie es in Wahrheit ihre äußerliche Schönheit ist, die sie innerlich hässlich zu machen droht, ist offensichtlich.
Eine Liebesgeschichte steht - jedenfalls in diesem Band - nicht im Vordergrund. Es gibt ein paar entsprechende Randentwicklungen, die jedoch im direkten Zusammenhang mit der Haupthandlung stehen. Da Camelia als Belle nicht lieben darf, ist ihre Zurückhaltung bei gleichzeitiger Neugier verständlich.
Es gibt relativ viele Figuren, sodass besonders Camelias Schwestern ein wenig zu kurz kommen (außerdem konnte sich die Übersetzerin offenbar nicht entscheiden, ob Valerie nun Valerie oder Valeria heißen soll).Über einige von ihnen würde ich gern mehr erfahren und hoffe, dass sie in der Fortsetzung mehr Auftritte haben werden.
Auch wenn nicht alle Enthüllungen gänzlich unvorhersehbar sind, kommt im letzten Teil viel Spannung auf und das Ende lässt viel Spielraum für den weiteren Verlauf.
Ich werde auf jeden Fall an der Reihe dranbleiben und kann sie wärmstens empfehlen!
(Für wen) Lohnt es sich?
Wer Jugendbücher mit royalem Umfeld, detailliertem, farbenfrohem Setting und vielen Verwicklungen und Verschwörungen mag, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall einmal näher ansehen. Allerdings sollte man sich darauf gefasst machen, dass das kritische Hinterfragen bei der Protagonistin seine Zeit braucht - schließlich sind ihr die Ideale der Gesellschaft, in der sie lebt, von klein auf eingeimpft worden.
In einem Satz:
„The Belles - Schönheit regiert" ist ein schwelgerisch opulenter, berauschend besonderer Reihenauftakt, der Originalität mit Gesellschaftskritik und Spannung verbindet.