Inside Social Media
Patsy Logan, die sympathische deutsch-irische Kommissarin, kenne ich schon seit ihrer Zeit beim Münchner LKA, als sie noch davon ausging, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu machen. Aber sie ...
Patsy Logan, die sympathische deutsch-irische Kommissarin, kenne ich schon seit ihrer Zeit beim Münchner LKA, als sie noch davon ausging, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu machen. Aber sie hatte nicht mit ihrem hinterhältigen Kollegen Stani gerechnet, der ihr nicht nur die Stelle des Dezernatsleiters vor der Nase wegschnappte, sondern auch noch dafür verantwortlich ist, dass man sie für eine einjährige „Bildungskarenz“ in Dublin aus dem Verkehr gezogen hat.
Kurze Zusammenfassung des Status Quo: die Karriere auf Eis, die Ehe vor dem Aus, der Kinderwunsch erledigt. Ist Patsy deshalb angezählt? Mitnichten, und deshalb zögert sie auch nicht als Sam Feurstein, Polizeiattaché der österreichischen Botschaft, sie kontaktiert. Er benötigt ihre professionelle Unterstützung im Vermisstenfall Stella Schatz, beschäftigt in einer Content-Agentur und seit kurzem spurlos verschwunden. Noch haben Sam und Patsy keine Vorstellung davon, was sie erwartet, als sie im Zuge ihrer Nachforschungen in die Untiefen der Sozialen Medien eintauchen und in derem widerlichen Schlamm wühlen müssen…
Dass sowohl Patsy Logan als auch Ellen Dunne wesentlich mehr zu bieten haben, als wir in den ersten beiden Bänden lesen konnten, war für mich seit Band 1 offensichtlich. Honoriert wurde das mit dem Glauser-Preis 2023 für „Boom Town Blues“ (Band 3 der Reihe).
Die wahre Qualität der Autorin zeigt sich nämlich dann, wenn sie in ihren Kriminalromanen gesellschaftlich relevante Themen behandelt. In „Unfollow Stella“ ist das nicht nur die Realität jenseits der Katzenbilder von Social Media, sondern auch das Geschäftsgebaren der Multinationals, allen voran die Big Player unter den IT-Firmen, die in der Dubliner Steueroase seit Jahrzehnten ihre Profite ohne Rücksicht auf das Wohlergehen ihrer Angestellten maximieren.
Vergessen wir nicht Patsy Logan, die sympathische Protagonistin mit ihrer lässigen Art und lockeren Zunge, in Ermittlungen aber absolut fokussiert auf den Fall. Eine, die sich immer wieder durch ihr spontanes Handeln in Situationen hineinmanövriert, aus denen sie nicht ohne Blessuren herauskommt. Und damit meine ich nicht nur aufgeschürfte Knie und blaue Flecken.
Außerdem gibt es noch immer einen ungeklärten Handlungsstrang, nämlich den Verbleib von Patsys Vater, die Ungewissheit über sein Schicksal. Vor vielen Jahren ist er von heute auf morgen spurlos verschwunden, hat angeblich den Tod in der rauen Irischen See gesucht. Ob dem tatsächlich so ist, werden wir hoffentlich bald in der Fortsetzung der Reihe erfahren. Ich warte gespannt darauf und hoffe inständig, dass Patsy Logan nicht nach Deutschland zurückkehrt, sondern sich dazu entschließt, ihren Lebensmittelpunkt nach Dublin zu verlagern.
So oder so, für mich war „Unfollow Stella“ (btw ein etwas seltsamer Titel) ein Highlight in der Masse der Herbst-Neuerscheinungen. Bitte mehr davon!