Conny ist der Abspann vom Film und Rosa sitzt noch da!
Als ich das Buch gelesen habe, war ich wieder Anfang 20, hatte furchtbaren Liebeskummer und lief mit meinen abgewetzten Chucks durch Berlin.
So oder so ähnlich fühlte ich mich bei dem Buch „Nowhere Heart ...
Als ich das Buch gelesen habe, war ich wieder Anfang 20, hatte furchtbaren Liebeskummer und lief mit meinen abgewetzten Chucks durch Berlin.
So oder so ähnlich fühlte ich mich bei dem Buch „Nowhere Heart Land“, bei dem sich alles um die Protagonistin Rosa dreht, die ins ländliche Deutschland zurückkehrt, um das Haus ihrer dementen Oma zu verkaufen.
Eigentlich lebt sie im rasanten London, versucht dort das bisher Erlebte hinter sich zu lassen und sich einer erfolgreichen Zukunft zu nähern.
Als sie jedoch ihrem Arbeitskollegen die Nase bricht, ändert sich der Plan und Rosa wird zurück in die Vergangenheit katapultiert.
Es war ein wilder Ritt, das muss ich zugeben. Die Geschichte erfordert Energie. Es gibt unendlich viele Zeitsprünge, Gedankenabbrüche und Sätze, die sich im Sande verlaufen.
Die Grundstimmung ist dabei düster, hoffnungslos und das Leben von Rosa scheint ihr selbst zu entgleiten.
Seit dem Tod ihrer Mutter, die nur „Conny“ genannt wird, verharrt Rosa an einer Stelle. Anstatt nach vorne zu schauen und die Erlebnisse professionell aufzuarbeiten, schwelgt sie in Erinnerungen der vergangenen Jahre.
Oft erfahren wir hier von ihrer Zeit im Internat, welche der Protagonistin, ihren Freundinnen, aber auch Conny viel abverlangt hat. Das Leben zwischen Nonnen, Regeln und Verboten ist im Teenageralter alles andere als attraktiv. Vor allem Conny hat hier in ihrer Jugend viel rebelliert und hatte große Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft und Geburt von Rosa.
Und gerade das ist es, was im Buch (und in Rosas Kopf) viele Fragen aufwirft.
Rosa's Erinnerungen sind vage, verschwommen, meist kann sie ihnen selbst nicht trauen. So passiert es, dass sie ihrer besten Freundin einen so gravierenden Vorwurf macht, dass diese ihr die Freundschaft kündigt.
Dieser Umstand gepaart mit dem Tod von Conny lässt Rosa nicht los. Sie setzt alles daran, Informationen zu bekommen, um ihren eigenen Gedanken wieder Glauben schenken zu können und den Kontakt zu Leni herzustellen.
Mithilfe von Begegnungen in Form von Lehrern, alten Bekannten und schlussendlich auch ihrer Freundin Leni, können wir immerhin erahnen, was sich am Nützenberg abgespielt haben könnte. Eine Garantie erhalten wir nicht.
Rosa ist ein schwieriger Charakter. Dennoch konnte sie mich fesseln. Ich habe ihr jede Verzweiflung, jeden Kummer, jeden Schmerz geglaubt. Diese innere Zerrissenheit wurde perfekt auf den Schreibstil adaptiert. Daher war ich großer Fan dieser aufkommenden Poesie und diesen häufigen Sprüngen zwischen den Wörtern und Gedanken.
Ja, es war oft eintönig, gar langweilig, doch was soll auch groß passieren, wenn man dem Vergangenen nachhängt?
Das hat dieses Buch ausgemacht, es passte perfekt. Dass wir nach und nach mit Rosa gemeinsam erfahren, was sie zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist: Einsam, verloren und in einer Zeitschleife gefangen. Immer in Verbindung mit einer bitteren Melancholie.
Ich mochte die wenigen Dialoge sehr. Davon hätte es gerne mehr geben können. Ich habe regelrecht darauf hingefiebert, dass Rosa und Leni miteinander sprechen. Aber auch Herr Pfeiffer, Herr Vogt, das Gespräch mit dem Pfleger über die Demenz der Oma - das waren meine persönlichen Schlüsselmomente, die der Geschichte gut getan und sie vorangetrieben haben.
Hier und da gibt es meiner Meinung nach Verbesserungsansätze. Damit meine ich ganz besonders den Schlusspart. Ich finde es gelungen, dass auch hier noch Fragen offen bleiben (denn das ist der Sinn der Geschichte), doch hätte ich mir noch einen kleinen Zeitsprung in die Zukunft gewünscht.
Alles in allem bin ich sehr glücklich, dieses Buch gelesen haben zu dürfen. Meinen Geschmack hat es absolut getroffen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.