Der neueste Roman des niederländischen Autors Ernest van der Kwast, „Die Eismacher“, erzählt die Geschichte der Familie Talamini, in der sich seit mehreren Generationen die Männer der Familie dem Eismachen widmen.
Jahr für Jahr zieht es die Familie im Frühling vom Norden Italiens nach Rotterdam, wo sie das Eiscafé Venezia betreiben. Ausgeruht wird lediglich in den Wintermonaten, welche die Familie wieder in Italien verbringt. Auch der älteste Sohn, Giovanni Talamani, sollte die Arbeit seines Vaters übernehmen und der neue Eismacher der Familie werden. Doch stattdessen zog es ihn zur Poesie und statt tagtäglich neues Eis zu drehen, nutzt er seine Hände lieber zum Seiten umblättern.
Nicht nur der Titel, sondern auch das farbenfrohe Buchcover machen doch gleich Lust auf Eis und Sommer, oder nicht? Ich als große Sommer-Liebhaberin habe mich auf jeden Fall sofort in Titel und Cover verliebt. Schließlich gibt es im Sommer auch nichts Besseres als ein wirklich gutes, leckeres Eis der liebsten Eissorte.
Den Einstieg in die Geschichte fand ich allerdings ein wenig schwieriger, als ich es erwartet hätte. Man bekommt nämlich zunächst einen recht ausführlichen Einblick in die Historie des Eismachens, zwischendurch werden aber dann doch noch Ausschnitte aus der Gegenwart beschrieben und manchmal fiel es mir schwer, zwischen beidem zu unterscheiden, da die Trennung meiner Meinung nach nicht klar definiert ist, sondern eben nahtlos ineinander übergeht. Nach gut hundert Seiten jedoch hat man alles erfahren muss, was man über die Geschichte der Talamanis wissen muss und das Lesen fing an, Spaß zu machen.
»So viele Lehrer schaffen es, Schüler mit dem allerersten Gedicht abzuschrecken, oder, schlimmer noch, ihnen eine lebenslange Abneigung gegen Poesie einzuimpfen.« – Seite 64
Man taucht in die Welt von Giovanni Talamani ein und die dreht sich um die zwei wohl schönsten Dinge im Leben: Eis und Poesie. Während er mit der Poesie sein Geld verdient und die Welt bereist, liegt ihm die Liebe zum Eis in den Genen. Allerdings hat er sich dagegen entschieden, Jahrzehnte von Sommern für das Eis zu opfern, wie sein Vater und Großvater es vor ihm getan haben. Stattdessen muss dies sein kleiner Bruder Luca übernehmen und dieser nimmt es ihm ziemlichst übel. Jahrelang wechseln die beiden kaum ein Wort miteinander, bis Luca mit einer recht außergewöhnlichen Bitte daher kommt und Giovanni ein zu schlechtes Gewissen hat, um ihm diese abzuschlagen.
»Manche Leute erwarteten von Poesie das Gleiche wie von Leitungswasser, sie sollte vor allem klar sein.« – Seite 140
Ich muss ehrlich sagen, diese Bitte hat eine Wendung in das Buch gebracht, die ich im Voraus nicht erwartet hatte und die ich auch nicht so sehr mochte. Allerdings mochte ich dafür alles andere an der Geschichte. Ich mochte den recht umfassenden Einblick in das Eismachen sowie die Arbeit mit Poesie, Giovannis Gedanken dazu, seine Abenteuer. Wie so ziemlich alle esse auch ich im Sommer unheimlich gerne Eis, habe seit Jahren meine Lieblings-Eissorten, probiere aber auch gerne neue, ausgefallenere Sorten aus. Doch bisher habe ich nie so wirklich darüber nachgemacht, wie das so für die Eismacher, oder eben die Familien, die Eiscafés betreiben, ist. Jahrelang opfern sie ihre Sommer und auch Wochenenden, um uns mit leckerem Eis zu versorgen. Was dies mit diesen Familien macht oder welche Auswirkungen es auf solch ein Familienleben hat, bekommt man hier ausführlichst beschrieben. Und dieser Einblick ist unheimlich interessant.
Mit „Die Eismacher“ erzählt van der Kwast eine interessante Geschichte über das Eismachen und von einer Familie aus Eismachern. Zwar nicht unbedingt das, was ich anfangs erwartet hatte, aber doch mal etwas anderes und letztendlich eine Geschichte, die mir – größtenteils im Nachhinein – recht gut gefallen hat.