Spannende Einblicke in die Welt der Ultraorthodoxen
Der Roman ist die Fortsetzung von „Die Hochzeit der Chani Kaufman“, der bereits im Jahre 2015 erschienen ist, und den ich damals gelesen habe.
Die Handlung spielt im Jahr 2009 und 2010 in London und Jerusalem. ...
Der Roman ist die Fortsetzung von „Die Hochzeit der Chani Kaufman“, der bereits im Jahre 2015 erschienen ist, und den ich damals gelesen habe.
Die Handlung spielt im Jahr 2009 und 2010 in London und Jerusalem. Es geht um zwei Frauen und deren Familien, Chani Kaufman und Rivka Zilberman.
Chani ist seit knapp einem Jahr mit Baruch verheiratet. Die beiden leben in Jerusalem, wo Baruch eine Ausbildung zum Rabbi absolviert. Das junge Paar ist totunglücklich darüber, dass Chani noch nicht schwanger ist. Baruchs Mutter Mrs. Levy frohlockt, da sie mit der Brautwahl ihres Sohnes schon immer gehadert hatte. Die Kaufmans sind arm, die Levys reich. Da Baruch Mrs. Levy‘s Lieblingssohn ist, schlägt sie vor, Chani eine Untersuchung in einer renommierten Kinderwunschklinik in London zu bezahlen.
Als die Londoner Gynäkologin feststellt, dass Chani bereits am fünften Zyklustag ihren Eisprung hat, bricht für Chani und Baruch eine Welt zusammen. Nach einem jüdischen Gebot dürfen sie erst am zwölften Zyklustag miteinander schlafen, bis zum Tag 12 ist die Frau „nidda“, also unrein. Baruch als zukünftiger Rabbi hält sich streng an die Gesetze, die vor vielen Jahren von Rabbis erlassen wurden.
Rivka hat Mann und Kinder verlassen, da sie nicht mehr Teil der „Kehilla“, der jüdischen Gemeinde, sein will. Auch ihr Mann ist Rabbi, seine strenggläubigen Gemeindemitglieder haben kein Verständnis für Rivkas Verhalten hat. Ihr ältester Sohn Avromi lebt in Jerusalem und studiert an der Talmudschule „Jeshiwa“. Auch er ist nicht sicher, ob ein Leben als ultraorthodoxer Jude wirklich das ist, was er sich für seine Zukunft wünscht. Die Erfahrungen, die er bei einem spontanen Ausflug nach Tel Aviv macht, führen dazu, dass er sein Leben ändert.
Der Roman hat mir gut gefallen, ich bin gedanklich komplett in die ultraorthodoxe Welt in Jerusalem und London eingetaucht. Über die von Rabbis gemachten veralteten und frauenfeindlichen Gesetze kann ich nur den Kopf schütteln und mich wundern, dass sich Frauen im 21. Jahrhundert noch immer so von Männern und den von ihnen gemachten Gesetzen dominieren lassen.
Der Roman hat einige Längen, insbesondere den Teil der Kinderwunschbehandlung fand ich recht langatmig. Etwas gestört habe ich mich an den häufig eingestreuten hebräischen Begriffen, von denen ich nur diejenigen im Glossar nachgeschlagen habe, die mir für die Handlung relevant erschienen. Auf den Teil mit dem „Schidduch“, der Brautsuche, mit Hilfe von Mrs. Gelbmann hätte ich gänzlich verzichten können.
Am meisten gefiel mir Chanis Geschichte und die Art und Weise, wie sie ihr Problem gelöst hatte. Bei Rivka wiederum bin ich mir nicht sicher, ob ihre Entscheidung richtig war. Das Ende ist offen mit einem Cliffhanger, ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird und würde diese sehr gern lesen.