Ein Coming of Age-Roman, der zum Wohlfühlen einlädt
Inhalt: Die Sommerferien stehen an – doch für Friedrich werden sie ganz anders, als er sich vorgestellt hat. Seine Versetzung steht auf der Kippe: In Mathe und Latein hat er jeweils eine 5 kassiert, muss ...
Inhalt: Die Sommerferien stehen an – doch für Friedrich werden sie ganz anders, als er sich vorgestellt hat. Seine Versetzung steht auf der Kippe: In Mathe und Latein hat er jeweils eine 5 kassiert, muss in die Nachprüfungen und dementsprechend die Ferien hindurch lernen. Als wäre dies nicht genug, wird für ihn auch der alljährliche Familienurlaub gecancelt. Seine Ferien soll er bei seinen Großeltern verbringen – wobei sein Großvater ein wortkarger, konsequenter Mann ist, der Friedrich postwendend einen Lernplan vorlegt. Alles keine rosigen Aussichten – wären da nicht Friedrichs beste Freunde Alma und Johann. Und Beate, ein Mädchen, mit dem er kurz vor den Ferien im Freibad den Sprung seines Lebens gemacht hat.
Persönliche Meinung: „Der große Sommer“ ist ein Coming of Age-Roman von Ewald Arenz. Erzählt wird die Handlung, die hauptsächlich zu Beginn der 1980er-Jahre spielt, aus der Ich-Perspektive von Friedrich (genannt Frieder). Eine große Stärke des Romans ist die lebendige Zeichnung der auftretenden Figuren: Diese besitzen Ecken und Kanten, sind aber zugleich sehr liebenswürdig. Besonders Friedrichs Gefühls- und Gedankenwelt – mit allen Hoffnungen, Sorgen und Ängsten – wird authentisch sowie einfühlsam beschrieben, sodass man unweigerlich mit Frieder bangt und hofft. Erfrischend sind zudem die – mal leichten, mal tiefgründigen – Dialoge, die die Figuren miteinander führen. Die Coming of Age-Handlung des Romans besitzt drei inhaltliche Schwerpunkte. Einen Schwerpunkt bildet die Freundschaft (mit all ihren euphorisierenden Höhen und devastierenden Tiefen) zwischen Friedrich, Alma und Johann. Nicht minder eine Achterbahn der Gefühle ist der zweite Schwerpunkt: Eine zart beschriebene Liebesbeziehung, die sich zwischen Beate und Friedrich entspinnt. Zuletzt spielt auch die Beziehung zwischen Friedrich und seinem Großvater, über den Friedrich sein Bild revidieren muss, eine große Rolle innerhalb der Handlung. Insgesamt entwickelt sich „Der große Sommer“ durch diese drei Schwerpunkte zu einem Buch mit Wohlfühlatmosphäre, in dem die unterschiedlichsten Gefühle – von Euphorie, Liebe und Hoffnung über Enttäuschung, Wut und Trauer – thematisiert werden. Eingewoben in den Roman sind zudem immer wieder kluge, tiefgründige Betrachtungen über das Leben an sich. Neben dieser zu Beginn der 1980er-Jahre spielenden Haupthandlung findet sich zudem eine kleine Nebenhandlung, die in der „Gegenwart“ spielt: Der erwachsene Friedrich läuft – auf der Suche nach einem Grab – über einen Friedhof. Diese Nebenhandlung ist mein einziger kleiner Wermutstropfen in Bezug auf „Der große Sommer“: Zwar sorgt sie innerhalb des Romans konsequent für Spannung, doch bleibt sie für mich zuletzt zu offen (aber das ist insgesamt Meckern auf hohem Niveau). Der Schreibstil von Ewald Arenz besitzt eine besondere Leichtigkeit und Bildhaftigkeit, sodass sich „Der große Sommer“ sehr angenehm lesen lässt. Insgesamt ist „Der große Sommer“ ein schön geschriebener Coming of Age-Roman der tolle Charaktere besitzt und zum Wohlfühlen einlädt.