Isländische Märchenstunde
Klappentext:
»Eine von euch verdunkelt die Zukunft der anderen. Auf Gedeih und Verderb sind eure Schicksale miteinander verwoben.« Die Weissagung trifft die Familien von Gunnhild, Oddny und Signy bis ...
Klappentext:
»Eine von euch verdunkelt die Zukunft der anderen. Auf Gedeih und Verderb sind eure Schicksale miteinander verwoben.« Die Weissagung trifft die Familien von Gunnhild, Oddny und Signy bis ins Mark. Was auch immer sie sich für ihre Töchter gewünscht haben, ist auf einmal unerreichbar. Trotzig schwören die drei Mädchen, einander ihr Leben lang beizustehen. Jahre später wird Signy von Wikingern verschleppt. Fest entschlossen, sie zu befreien, wendet sich Oddny an Gunnhild, die ihre Heimat verlassen hat, um Seherin zu werden. Um Signy zu retten, wagt Gunnhild alles. Sie lässt sich sogar auf eine Verbindung mit Erik Haraldsson ein, dem Sohn des Königs, dem der Ruf vorauseilt, ein Brudermörder zu sein ...
Mit "Sisters in Blood" gelingt Genevieve Gornichec eine beeindruckende Neuerzählung der isländischen Saga von Gunnhild und Erik, die tief in die Welt der Wikinger und heidnischen Götter des frühen 10. Jahrhunderts eintaucht. Besonders hervorzuheben ist die Übersetzung von Frauke Meier, die sicherstellt, dass diese faszinierende Geschichte auch für deutschsprachige Leser flüssig und zugänglich bleibt. Meiers Übersetzung bewahrt die poetische Kraft und emotionale Tiefe des Originals und trägt entscheidend dazu bei, dass der Roman seine volle Wirkung entfalten kann.
Die Geschichte beginnt im Jahr 900, einer Zeit, in der die Menschen zu Odin, Freya und Freyr beteten und Seherinnen durch die Lande zogen, um in festlichen Zeremonien ihre Weissagungen zu verkünden. So auch im Langhaus von Ozur, dem Hersen der Region und Vater der jungen Gunnhild. Während einer dieser Weissagungen werden Gunnhild und ihre Freundinnen Oddny und Signy mit einem schicksalhaften Orakel konfrontiert: „Eine von euch verdunkelt die Zukunft der anderen. Auf Gedeih und Verderb sind eure Schicksale miteinander verwoben.“
Diese Prophezeiung erschüttert ihre Familien zutiefst, denn sie deutet auf eine unsichere und dunkle Zukunft hin. Doch die Mädchen lassen sich nicht entmutigen. In einem Akt der Trotz und Verbundenheit schließen sie einen Blutschwur, der sie für immer vereinen soll. Gunnhild, entschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, bittet die Seherin, sie mitzunehmen und in der Kunst der Magie und Weissagung auszubilden. Dieser mutige Schritt markiert den Anfang ihres Weges – ein Weg, der sie tief in die Mysterien der nordischen Magie führt.
Zwölf Jahre später kreuzen sich die Wege der Freundinnen erneut, und ab diesem Punkt wird die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Gunnhild und Oddny erzählt. Gornichec zeichnet die beiden Frauen als komplexe, tiefgründige Figuren, deren Leben auf dramatische Weise miteinander verflochten sind. Gunnhild hat sich zu einer mächtigen, eigenständigen Frau entwickelt, während Oddny mit den Herausforderungen des alltäglichen Lebens kämpft. Die wechselnden Erzählperspektiven geben den Lesern Einblicke in ihre inneren Kämpfe, Wünsche und Ängste, und verdeutlichen, wie sehr ihre Freundschaft und ihre Schicksale voneinander abhängen.
Was Sisters in Blood besonders auszeichnet, ist die meisterhafte Kombination von historischer Authentizität und mythischem Flair. Die Welt der Wikinger wird lebendig und greifbar, ohne dabei in Klischees abzurutschen. Die Beschreibung der Rituale, der Götterverehrung und der gesellschaftlichen Strukturen dieser Zeit ist so detailliert und atmosphärisch, dass man als Leser tief in diese ferne Epoche eintaucht. Gleichzeitig ist der Roman durchzogen von einer unterschwelligen Magie, die in der Figur der Gunnhild kulminiert, die sich ihren Platz als mächtige Frau in einer patriarchalen Welt erkämpft.
Der Schreibstil von Gornichec ist fesselnd, poetisch und von großer emotionaler Tiefe. Sie versteht es, die Spannungen zwischen den Freundinnen und die allgegenwärtigen Themen von Verrat, Loyalität und Schicksal eindrucksvoll darzustellen. Der Blutschwur der drei Freundinnen, der im Zentrum der Geschichte steht, dient dabei als symbolischer Anker, der die Entwicklung der Charaktere und den Fortgang der Handlung vorantreibt.
„Sisters in Blood“ ist ein epischer, bewegender und kraftvoller Roman über Freundschaft, Verrat und die Frage, ob wir unser Schicksal selbst bestimmen können. Es ist eine Geschichte voller Magie, Mythen und Macht, die sowohl historische Romantik als auch Fantasyelemente miteinander verbindet. Besonders für Fans von nordischer Mythologie und starken Frauenfiguren ist dieses Buch ein absoluter Lesegenuss.