"Scherben der Dunkelheit" ist mein erstes Buch der Autorin Gesa Schwartz, obwohl ich auch ihre anderen Werke längst in Augenschein genommen und auf meine Wunschliste gesetzt habe. Bisher wusste ich nicht viel über die Autorin oder deren Werke, was mich erwartet und wie sie ihre Geschichten schreibt, weswegen ich natürlich sehr darauf bedacht war, ohne großartige Erwartungen an ihr Buch heranzugehen. Doch trotzdem konnte mich die Geschichte leider nicht so packen, wie ich es wegen des Klappentextes, des Covers und der vielen positiven Rezensionen erwartet hätte.
Die Handlung war im Großen und Ganzen auch gut und unterhaltsam angelegt. Die Geschichte sprüht nur so vor Magie und mysteriösen Geschehnissen. Das Setting ist super gewählt und die allgemeine Stimmung kam sehr gut bei mir an. Ich mag Bücher mit Magie ausgesprochen gerne und ich bin immer wieder gespannt darauf, ob Autoren es schaffen, sie zu transportieren, den Leser damit einzufangen und ihn in eine Welt zu entführen, die uns an die Grenzen unserer Fantasie bringt. Meiner Meinung nach hat Gesa Schwartz eine gute Kombination zwischen einer Zirkusmagie und den undurchsichtigen, rätselhaften Vorgängen im Dark Circus geschaffen. Gerade die verschiedenen Vorstellungen in der Manege oder die Magie in den Endszenen des Buches haben mir besonders gut gefallen, ein tolles Kopfkino entfacht und eine wundervoll düstere und raue Stimmung geschaffen.
Doch trotzdem war mir die Handlung an sich einfach zu zäh. Die Geschichte ist so spannend und sie birgt so viele tolle Wendungen und dynamische und rasante Szenen. Doch meiner Meinung verliert sie sich viel zu oft in Längen, die nicht nur sehr anstrengend zu lesen waren, sondern auch die Handlung kaum voranbringen. Ich fand das unglaublich schade, denn ich habe mehrfach fieberhaft gehofft, dass wieder ein Spannungsmoment kommt, eine Wendung oder eine fesselnde Szene, die mir Herzklopfen bereitet – schließlich sind böse und irre Clowns schon überaus angsteinflößend. Einen extremen Hänger hatte ich beispielsweise bei Seite 200. Wenn man weiß, man hat noch circa 400 Seiten vor sich und man befindet sich gerade in einer quälend langatmigen Stelle, kann das einem schon den Spaß an der Geschichte und an dem Buch nehmen. Das fand ich wirklich sehr sehr schade.
Die Charaktere und unterschiedlichen Figuren haben mir ausgesprochen gut gefallen. Anouk, die den größten Part in "Scherben der Dunkelheit" einnimmt, hat mir aufgrund ihres "Talents" und ihrer Wehr gegen das Böse und die Finsternis zwar sehr gut gefallen, war aber weitem nicht mein Lieblingscharakter. Sie ist wirklich sympathisch, anfangs ein bisschen unscheinbar und zurückhaltend, aber sie hat sich in mein Herz geschlichen. Denn schließlich ist sie diejenige, die den "Endkampf" durchführen und überleben muss. Trotzdem war sie für mich nicht der interessanteste Charakter. Am besten gefallen haben mir Rhasgar und Masrador. Rhasgar ist einfach extrem vielfältig in der Charakterausarbeitung und vereint das Gute und das Böse in sich, so dass ich selbst nie so wirklich wusste, was ich von ihm halten soll. Das klingt erstmal eher schlecht, aber das war es überhaupt nicht. Ich mochte ihn in all seinen Facetten und mit all seiner Düsternis. Obwohl er meistens übellaunig und abweisend ist, obwohl er alle von sich fernhält. Trotzdem ist seine mysteriöse und bedrückende Aura einfach toll. Auch Masrador – der verrückte Clown – und der Antagonist von Anouk und ihren Freunden, fand ich einfach toll. Er ist so authentisch und so abgrundtief böse aufgebaut, dass ich seine Darstellung schlichtweg mitreißend fand. Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich den Antagonisten in einer Geschichte wirklich mochte und grandios überzeugend fand.
Der Schreibstil der Autorin hat mir im Grunde eigentlich gut gefallen. Wie oben schon beschrieben mochte ich ihre Beschreibungen. Sie hat den Dark Circus so wunderbar in meinen Kopf gebracht, genauso die unterschiedlichen Fähigkeiten der Artisten, so dass ich auf jeden Fall gemerkt habe, was Gesa Schwartz kann und welches Herzblut sie in die Geschichte gesteckt hat. Trotzdem haben mich die Längen in der Handlung gestört. Ich hätte mir gewünscht, dass sie "Scherben der Dunkelheit" mehr zusammengerafft und somit einen temporeicheren Plot geschaffen hätte.
Fazit
"Scherben der Dunkelheit" ist definitiv ein schönes Buch mit einer düsteren, mysteriösen und rätselhaften Geschichte und einer sehr einzigartigen Atmosphäre. Die Darstellung der Handlung fand ich zwar einnehmend, aber zu große Längen im Buch haben mein Leseerlebnis erheblich geschmälert. Das war leider nicht ganz das, was ich erhofft hatte.