Cover-Bild Bei Licht ist alles zerbrechlich
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 21.08.2024
  • ISBN: 9783257073126
Gianni Solla

Bei Licht ist alles zerbrechlich

Verena von Koskull (Übersetzer)

Davide und Teresa träumen sich schon lange fort von ihrem Dorf, fort von den vorgezeichneten Wegen. Doch an einem Tag im Jahr 1942 taucht plötzlich Nicolas in ihrem Leben auf, ein zwangsumgesiedelter jüdischer Junge aus Neapel. Es wird der Sommer ihres Lebens. Bis der Krieg auch ihr Dorf erreicht – und die zarten Bindungen zwischen den drei Jugendlichen zerreißt. Sie verlieren sich aus den Augen, doch nie ganz aus dem Sinn. Jahre später kommt es zu einem Wiedersehen, und alles ist vertraut und doch verwirrend anders.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2024

Der Sommer, der alles verändert

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Wir schreiben das Jahr 1942. Das kleine süditalienische Dorf Tora e Piccilli liegt weitab von großen Städten, vom Weltgeschehen und dem Krieg bekommt man hier nicht viel mit, bis eines Tages Juden aus ...

Wir schreiben das Jahr 1942. Das kleine süditalienische Dorf Tora e Piccilli liegt weitab von großen Städten, vom Weltgeschehen und dem Krieg bekommt man hier nicht viel mit, bis eines Tages Juden aus Neapel in ihren Ort zwangsumgesiedelt werden. Einer dieser Juden ist der junge Nicolas, der den Bauernjungen Davide durch sein Aussehen und seine Ausstrahlung sofort in seinen Bann zieht.
Davide, der wie die meisten Dorfbewohner Analphabet ist, sucht Nicolas‘ Nähe und mit der Zeit entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Darüber hinaus lernt Davide von Nicolas und dessen Vater Lesen und Schreiben, was Davides Vater, einen bösartigen Rohling, dermaßen in Rage bringt, dass er sich grausam an Davide rächt. Davides Jugendfreundin Teresa findet ebenfalls Gefallen an Nicolas, woraufhin Davide sich verletzt zurückzieht.
Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verlässt er das Dorf und lebt von da an in Neapel. Dort schlägt er sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durch, doch durch Zufall entdeckt er die Welt des Theaters für sich. Er wird zum gefeierten Schauspieler und Autor, doch findet er nie wieder Freundschaften wie mit Teresa und Nicolas. Nach einigen Jahren beschließt er, die beiden ausfindig zu machen.
„Bei Licht ist alles zerbrechlich“ ist ein Roman, der sehr eindrücklich die Entwicklung des körperlich eingeschränkten Sohns eines Schweinezüchters zum gefeierten Bühnenschauspieler, aber auch dessen bildungsfernes Aufwachsen in einem lieblosen Elternhaus und seine spätere Einsamkeit in der Großstadt beschreibt. Mich hat dieses Buch sehr berührt.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Authentisch und wunderschön

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„Wir wussten nicht, dass wir Motten waren, die sich zu nah ans Feuer wagten: Angezogen vom strahlenden Licht, enden sie mit versengten Flügeln in diesem letzten Tanz, bei dem die Freude die Angst überwiegt.“ ...

„Wir wussten nicht, dass wir Motten waren, die sich zu nah ans Feuer wagten: Angezogen vom strahlenden Licht, enden sie mit versengten Flügeln in diesem letzten Tanz, bei dem die Freude die Angst überwiegt.“ (Tolino S. 82)

BEI LICHT IST ALLES ZERBRECHLICH
Gianni Solla

1942:
Davide wächst in Tora e Piccilli, einem kleinen italienischen Dorf, in der Nähe Neapels, als Sohn eines Schweinezüchters, auf. Er ist der Spott der Kinder und Jugendlichen, da er humpelt und den Geruch der Schweine nicht ablegen kann.
Sein Traum ist es, eines Tages wegzugehen, dem Dorf den Rücken zu kehren und den Klauen seines Vaters, dem Patriarchen der Familie, zu entkommen.
Teresa, die Tochter des Seilmachers, teilt mit ihm diesen Traum. Wenn Davide es schafft, sich heimlich aus dem Stall zu entfernen, verbringen sie die Nachmittage gemeinsam. Teresa hat ihm einige Buchstaben gelehrt, denn sein Vater verbot ihm die Schule zu besuchen.
Eines Nachmittags werden ein paar Juden in das Dorf gebracht. Kein anderes Dorf wollte diese haben und auch die Dorfbewohner Toras sind wenig begeistert von diesen Eindringlingen. Doch Davide ist von der äußerlichen Erscheinung des jungen jüdischen Nicolas angetan und sucht seine Nähe. Ganz langsam beginnt eine Freundschaft, die auch Teresa einbindet. Nicolas Vater, einst Lehrer in Neapel, sieht in Davide einen begabten Jungen und lehrt ihm Lesen und Schreiben.
Die zarte Freundschaft der drei jungen Menschen kommt zu einem jähen Ende, als die Deutschen ins Dorf kommen, um alle Juden zu deportieren.

Was für eine zarte und eindringliche Geschichte eines Jungen, der gefangen in seinem oktroyierten Leben ist.
Der erste Teil, der mehr als die Hälfte des Buches ausmacht, konnte mich sofort und ganz für sich einnehmen. Die Beschreibungen waren fein und ausgeschmückt, sie erweckten Bilder in meinem Kopf, die noch lange nachwirken werden.
Der zweite Teil konnte mich hingegen nicht ganz greifen: Diese großen Zeitsprünge und die Geschichte als solche war mir zu farblos, die Erzählungen, rund ums Theater, zu lang. Davide drohte mir zu entgleiten, doch der dritte Teil brachte ihn mir zurück und ich konnte alle Teile als ein großes Ganzes für mich zusammenfügen.

Insgesamt ein tolles Buch. Authentisch und wunderschön geschrieben. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Sollas, die es hoffentlich bald geben wird.
Große Leseempfehlung von mir.
4½/ 5

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Atmosphärisch gelungen

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Das Buch von Gianni Solla beginnt 1942 in einem kleinen, abgelegenen italienischen Dorf namens Tora e Piccilli. Davide ist Schweinehirte, kann nicht lesen und schreiben, hat eine Gehbehinderung und wird ...

Das Buch von Gianni Solla beginnt 1942 in einem kleinen, abgelegenen italienischen Dorf namens Tora e Piccilli. Davide ist Schweinehirte, kann nicht lesen und schreiben, hat eine Gehbehinderung und wird von seinem Vater kleingehalten. Teresa dagegen darf zur Schule gehen und hilft nach der Schule in der Seilerei ihres Vaters aus. Beide sind wissbegierig und sehnen sich nach einem Leben außerhalb ihrer begrenzten Welt, doch ihr Alltag ist alles andere als abwechslungsreich. Das ändert sich, als jüdische Zwangsarbeiter in ihr Dorf kommen, darunter Nicolas und sein Vater. Davide ist sofort fasziniert von Nicolas‘ Ausstrahlung. Nicolas scheint all das zu sein, was Davide auch gerne wäre. Trotz der vermeintlichen Ungleichheit freunden sie sich an und auch Nicolas Vater erkennt schnell Davides Potenzial, als er ihn heimlich unterrichtet. Zusammen mit Teresa erleben die Freunde unbeschwerte Stunden, doch schnell ziehen Schatten auf. Eifersucht, Liebe und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung bringt das Trio auseinander. Ihre Leben verlaufen danach ganz anders als vorhergesehen, beinhalten viele Kämpfe und Rückschläge, und doch können sie sich in all der Zeit nicht vergessen. Erst viele, viele Jahre später sehen sie sich wieder. Ein Aufeinandertreffen, das nicht nur Licht in die Vergangenheit bringt, sondern auch massive Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft hat.
Besonders beeindruckt hat mich, wie gelungen Gianni Solla mit der Stimmung die Handlung des Buches widergespiegelt bzw. inszeniert hat. So wurde die Geschichte z.B. erst mit Eintreffen von Nicolas in Tora fröhlicher, hoffnungsvoller. Dieses besondere Feingefühl zeigt der Autor auch bei der charakterlichen Ausarbeitung von Davide, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, und dessen Findungs- und Reifeprozess. Von Beginn der Freundschaft an sieht Davide in Nicholas das Vorbild, das ihm bisher in seinem Leben fehlte, und dem er nacheifern möchte. Sein von Sehnsucht und Eifer getriebenes Handeln nimmt ungeahnte Ausmaße an, sodass man sich bald fragt, was davon tatsächlich noch seiner wahren Persönlichkeit entspricht. Soviel sei verraten, am Ende des Buches wird nicht nur diese Frage geklärt. Und doch hat mich das Ende eiskalt erwischt.
Im Übrigen finde ich die Wahl des Buchtitels sehr gelungen, da er genau den Inhalt widerspiegelt.
Wer auf der Suche nach einem bewegenden, atmosphärischen Roman ist, liegt mit „Bei Licht ist alles zerbrechlich“ goldrichtig. Von mir gibt es 4 Sterne (von 5 Sternen).

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Ein Sommer der Veränderung

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Das Leben scheint vorbestimmt für die Bewohner des kleinen abgelegenen Dorfes Tora e Piccilli. Hier leben Davide und Teresa. Doch dann tauchen jüdische Zwangsarbeiter in dem Dorf auf. Unter ihnen sind ...

Das Leben scheint vorbestimmt für die Bewohner des kleinen abgelegenen Dorfes Tora e Piccilli. Hier leben Davide und Teresa. Doch dann tauchen jüdische Zwangsarbeiter in dem Dorf auf. Unter ihnen sind auch Nicolas und sein Vater. Davide und Teresa freunden sich mit Nicolas an und erleben trotz Krieg einen ganz besonderen Sommer. Aber als der Krieg näherkommt, ändert sich alles und sie verlieren sich aus den Augen. Erst Jahre später treffen sie sich wieder.
Es ist eine bewegende Geschichte, die der Autor Gianni Solla in diesem Roman erzählt. Berichtet wird alles aus der Perspektive von Davide. Mir gefällt es, wie er seinen Schreibstil der jeweiligen Entwicklung anpasst.
Davide und Teresa kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Davide ist der Sohn eines Schweinehirten. Sein Vater ist ein grobschlächtiger und brutaler Mann. Seiner Meinung nach benötigt sein Sohn keine Kenntnisse im Lesen und Schreiben für seine Arbeit. Die Mutter wirkt wie ein Schatten und widersetzt sich ihrem Mann nie, ganz gleich, wie brutal ihr Sohn verprügelt wird. Da Davide hinkt, wird er von den anderen ausgeschlossen. Nur Teresa ist freundlich zu ihm, und sie versucht, ihm Lesen und Schreiben beizubringen. Das benötigt sie auch bei der Arbeit in der Fabrik ihres Vaters. Als Nicolas dazukommt, entsteht eine Freundschaft, die aber belastet wird, als Gefühle ins Spiel kommen. Auch wenn die Freunde dann getrennte Wege gehen, so bleiben sie doch verbunden.
Als Davide fluchtartig den Ort verlässt und nach Neapel geht, ändert sich sein Leben. Es ist zwar auch in Neapel nicht leicht für ihn, aber er kann sich weiterentwickeln und hat prägende Begegnungen. So wendet er sich der Schauspielerei zu. Aber die Freunde fehlen ihm und er fühlt sich einsam.
Am Ende begegnen sich die Freunde nach vielen Jahren wieder, doch es gibt kein Happyend in dieser Geschichte.
Es ist ein bewegender Roman, den ich empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Drei Freunde, zarte Bande, und der Lauf des Lebens

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Davide und Teresa leben in einem italienischen Dorf, die Zeiten sind schlecht, Bildung bleibt den Reichen vorbehalten. So hütet Davide die Schweine seines Vaters und ist dessen Launen ausgesetzt, Teresa ...

Davide und Teresa leben in einem italienischen Dorf, die Zeiten sind schlecht, Bildung bleibt den Reichen vorbehalten. So hütet Davide die Schweine seines Vaters und ist dessen Launen ausgesetzt, Teresa arbeitet bereits im Familienbetrieb, kann lesen und schreiben und wird dafür von Davide bewundert. Als 1942 ein jüdischer Junge aus Neapel zwangsumgesiedelt wird, werden die drei zu Freunden und für Davide ergibt sich die Chance, lesen zu lernen. Doch der Krieg trennt die Jugendlichen, und erst Jahrzehnte später sehen sie sich wieder.

Das Cover zeigt drei Kinder oder Teenager im Wasser, daher passt das Cover ausgezeichnet zur Geschichte, die von Davide, Teresa und Nicolas erzählt. Und ihren Lebenslinien, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dann auf tragische Weise voneinander lösen.
Gianni Solla erzählt in einer subtilen, sanften und ganz besonderen Sprache eine Geschichte, die berührt und bewegt. Davide begeistert mich mit seinem innigen Wunsch, Bildung zu erlangen und seinem mutigen Einsatz, mit dem er dieses Ziel verfolgt. Traurig macht mich, dass das Leben seinen eigenen Plan verfolgt, die Realität sich oft rau und unversöhnlich zeigt, und man nur bedingt Einfluss nehmen kann. So könnte es auch in Wirklichkeit geschehen und ich verstehe, dass es auf diese Weise nicht immer ein Happyend geben kann. Mir hat es ein bisschen gefehlt, ich habe mir da wohl mehr erhofft. Aber trotzdem ist es eine zutiefst menschliche, berührende und auch versöhnliche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.

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