Letztes Jahr las ich ich den ersten Band dieser Krimireihe. Da ich ihn nicht schlecht fand, war ich nun auf ihren Neuen neugierig.
Mord in Southhampton - Zoe, eine Kunststudentin ist tot. Ihr Ex Freund Aidan, Dozent an der Uni, war zur Tatzeit über Skype verbunden. Dabei konnte er die Geschehnisse zwar nicht direkt sehen, aber eindeutige Geräusche hören. Höchst beunruhigt informiert er die Polizei, muss sich selbst jedoch etwas bedeckt halten, da er einiges zu verbergen hat.
Das Team um DCI Jonah Sheens nimmt nun die Arbeit auf und ermittelt vorrangig in Zoes Freundeskreis. Hier gibt es insbesondere Zoes junge und depressive Freundin Angelina mit Borderline Strukturen, ihre ehemalige, sehr religiöse Mitbewohnerin Maeve, den jähzornigen und eifersüchtigen Arbeitskollegen Victor sowie Felix, den etwas merkwürdigen Vermieter. Aber auch in Zoeys Familie gibt es mehr Schein als Sein, da ihr Vater seine Alkoholabhängigkeit versteckt.
Das Team um DCI Jonah mit den Kollegen Juliette Hanson, Lightman und O`Malley wird knapp, aber prägnant und sympathisch in Szene gesetzt. Man bleibt recht distanziert und die dezenten Privatgeschichten behindern nicht die eigentliche Ermittlungsarbeit, die hier sehr im Fokus steht.
Die meisten Figuren werden zwar nicht tief, aber mit Ecken und Kanten dargestellt und verheimlichen Dinge. Sie werden mit Empathie und Wohlwollen gezeichnet, die meisten waren mir jedoch eher unsympathisch. Ich wurde etwas abgestoßen und sogar gegruselt und fühlte mich streckenweise wie in einem Psychothriller (bin aber auch eher zart besaitet), weil die meisten wirklich psychisch auf bedenkliche Weise angeschlagen schienen..:) Und zwar so, dass ich mich fragte, wie dieser Freundeskreis überhaupt funktionieren konnte…Insgesamt wirkte die Atmosphäre zumeist etwas unheilvoll und auch traurig auf mich.
Zoe wird besonders anfangs als sehr selbstbewusst und stark geschildert, doch im Verlauf zeigen sich ihre Handlungen doch eher naiv, co-abhängig und stetig helfend. Ihre Beziehung zu Aidan wird beleuchtet, gerät zwar relativ überzeugend, an manchen Stellen mir jedoch zu schwülstig und trivial.
Auch gefielen mir einige Dialoge nicht so recht, sie wirkten platt und unglaubwürdig.
Thematisch geht es um ungesunde Beziehungen, Liebesbeziehungen, Machtverhältnisse, Abhängigkeiten und Co- Abhängigkeiten, um die Sinnhaftigkeit von Affairen sowie letztlich auch um Empowerment.
Viele Frauenfiguren standen hier im Mittelpunkt, das gefiel mir sehr gut. Sie werden zwar diskussionswürdig beschrieben (Schlankheitswahn, männlich- orientiert), aber es werden auch immer wieder Emanzipationsbestrebungen sichtbar.
Ich las den Krimi gut in einem Rutsch und war gefesselt. Rückblenden, Perspektivwechsel und kurze Kapitel sorgen für Spannung und ein hohes Tempo. Es gab viele vermeintliche Täter, das gefiel mir sehr gut, ich konnte gut miträtseln und es wurden oft falsche Fährten gelegt, wobei einige wenige relativ durchsichtig waren.
Einige Ähnlichkeiten zum Erstlingskrimi bestehen sowohl thematisch, als auch strukturell. So geriet auch der Showdown, der mir leider schon beim ersten Mal nicht recht gefiel, auch hier etwas unglaubwürdig und übertrieben.
Fazit: Unterhaltsamer Kriminalroman
3,5 Punkte