Cover-Bild Wiesenstein
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 552
  • Ersterscheinung: 17.12.2018
  • ISBN: 9783406700613
Hans Pleschinski

Wiesenstein

Roman
Der alte Mann, eine Berühmtheit, Nobelpreisträger, verlässt mit seiner Frau das Sanatorium, wo beide Erholung gesucht haben, und wird mit militärischem Begleitschutz zum Zug gebracht. Doch es ist März 1945, das Sanatorium Dr. Weidner liegt im eben zerstörten Dresden und der Zug fährt nach Osten. Gerhart und Margarete Hauptmann nämlich wollen nirgendwo anders hin als nach Schlesien, in ihre Villa „Wiesenstein“, ein prächtiges Anwesen im Riesengebirge. Dort wollen sie ihr immer noch luxuriöses Leben weiterleben, in einer hinreißend schönen Landschaft, mit eigenem Masseur und Zofe, Butler und Gärtner, Köchin und Sekretärin – inmitten der Barbarei.
Aber war es die richtige Entscheidung? Überhaupt im Dritten Reich zu bleiben? Und was war der Preis dafür? Können sie und ihre Entourage unbehelligt leben, jetzt, da der Krieg allmählich verloren ist, russische Truppen und polnische Milizen kommen? Und das alte Schlesien untergeht?
Hans Pleschinski erzählt erschütternd und farbig, episodenreich und spannend vom großen, genialen Gerhart Hauptmann, von Liebe und Hoffnung, Verzweiflung und Angst. Er erzählt vom Ende des Krieges, dem Verlust von Heimat, von der großen Flucht, vergegenwärtigt eine Welt, die für uns verloren ist, und das Werk Gerhart Hauptmanns, auch mit unbekannten Tagebuchnotizen. „Wiesenstein“ ist die Geschichte eines irrend-liebenden Genies und einer untergehenden und sich doch dagegenstemmenden Welt. Ein überwältigender Roman.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2018

Wiesenstein

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Haus Wiesenstein ist Gerhart Hauptmanns Refugium im schlesischen Agnetendorf. Vom ihm selbst auf der Höhe seines Ruhmes geplant und gebaut steht es wie eine Trutzburg mit Turm und Erkern da und war immer ...

Haus Wiesenstein ist Gerhart Hauptmanns Refugium im schlesischen Agnetendorf. Vom ihm selbst auf der Höhe seines Ruhmes geplant und gebaut steht es wie eine Trutzburg mit Turm und Erkern da und war immer seine Heimat und sein Rückzugsort.


1945 nähert sich der Krieg seinem Ende. Hauptmann weilt nach einer schweren Erkrankung zur Erholung in einem Sanatorium in Dresden und muss die schrecklichen Bombennächte miterleben. Geschwächt gelingt ihm und seiner Frau Margarete mit viel Unterstützung der Behörden die Reise nach Agnetendorf. Dort verbringen sie die letzten Monate in fast unwirklich scheinender Umgebung. Während die Welt um sie herum in Krieg, Chaos und Vertreibung versinkt, bleibt das Leben auf Wiesenstein davon fast unberührt. Es gibt ausreichend Dienstpersonal, ja es wird sogar immer mehr, denn das Haus bietet Schutz vor den anrückenden Russen. Hauptmann weiß, dass sein Werk in Russland geschätzt wird, hat er doch mit seinen frühen Werken auf soziale Missstände aufmerksam gemacht und es gibt sogar einen Briefwechsel mit Maxim Gorki, der nun als Schutzbrief dienen soll. Gleichzeitig gibt es aber auch ein Exemplar von „Mein Kampf“, dass Hauptmann mit vielen, durchaus wohlwollenden Anmerkungen versehen hat und das nun vom Archivar zusammen mit vielen Dokumenten und Manuskripten in Sicherheit gebracht werden soll. Auch das zeigt die Ambivalenz dieses Mannes.


Hans Pleschinski hat die letzten Lebensmonate Hauptmanns in einem Roman beschrieben, der sich auf vielen Ebenen dem Menschen Hauptmann annähert. War er ein Anhänger der Naziideologie oder hat er sich nur angepasst, um sein Land nicht verlassen zu müssen? Suchte er die Nähe zu den Nazigrößen oder wurde er nur benutzt? Jedenfalls verhalf ihm die Bewunderung Hitlers zu einem Sonderstatus, den er gern nutzte. Jeder Leser kann sich selbst ein Urteil bilden, denn der greise Dichter versucht sich selbst Antwort darauf zu geben. Er will zusammen mit seiner Sekretärin seine alten Dramen und Epen überarbeiten und dieser Kunstgriff ermöglicht es Pleschinski, in Hauptmanns Werken nach seiner Haltung zu suchen.
Ich konnte mit diesen Werkauszügen nicht sehr viel anfangen. Seine Dramen werden sicher lebendig bleiben, aber mit seinen Versepen wurde ich überhaupt nicht warm. Die Sprache klang mir nur schwülstig.


Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der letzten Monate in Schlesien. Die Menschen, die auf der Flucht waren, die Nachbarn, die vertrieben wurden und nur mit einem Handkarren ihre Heimat verlassen, diese Bilder machen die Schrecken eines Krieges greifbar. Auch die Schicksale der Hausgenossen des Meisters, wie Sekretärin, Masseur, Krankenschwester und viele andere, haben die Geschichte immer wieder geerdet.


Letztendlich habe ich diesen umfangreichen Roman gern gelesen, auch wenn er mich immer wieder herausforderte und bei den längeren Auszügen aus den Versepen auch bis an den Rand meiner Geduld brachte. Pleschinskis Stil gefällt mir, aber manchmal hatte ich doch das Gefühl, dass Szenen zu breit angelegt waren, Situationen immer wieder in neuer Perspektive geschildert wurden, der Roman auf der Stelle verharrt. Mich wird er jedenfalls nicht dazu inspirieren, mich mit Hauptmanns Werken zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Die letzten Monate eines Dramatikers

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„Bewunderung, die man erfährt, macht klein, Geringschätzung groß.“
Der Dramatiker Gerhart Hauptmann war allerdings der Bewunderung durchaus nicht abgeneigt, auch wenn sein Zitat anderes vermuten lässt. ...

„Bewunderung, die man erfährt, macht klein, Geringschätzung groß.“
Der Dramatiker Gerhart Hauptmann war allerdings der Bewunderung durchaus nicht abgeneigt, auch wenn sein Zitat anderes vermuten lässt. Hans Pleschinski holt den umstrittenen Literaturnobelpreisträger (1912) von seinem „Dichtersockel“ und zeigt ihn mit all seinen menschlichen Vorzügen, aber auch Schwächen.
Sehr ausführlich schildert er Hauptmanns letztes Lebensjahr vor dem historischen Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und seinem Ende. Nach dem furchtbaren Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 kehrt Hauptmann schwer krank aus dem Sanatorium des Dr. Weidner in seine geliebte Villa Wiesenstein im schlesischen Riesengebirge zurück und verbringt hier, liebevoll umsorgt von seiner Frau Margarete und etlichen treuen Bediensteten, die ihm noch verbleibenden Monate.
In literarisch anspruchsvollem Schreibstil erzählt Pleschinski recht eindrücklich von den Bemühungen des alten Ehepaares, inmitten von Chaos und Zusammenbruch seinen gewohnten Lebensstil so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, und zeigt gleichzeitig die schreckliche Realität von Vertreibung und Mord außerhalb des noch immer privilegierten Wiesenstein.
Aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet der Autor die Person Gerhart Hauptmanns, erwähnt Erinnerungen und flicht Tagebucheinträge Margarete Hauptmanns ebenso in seinen Roman ein wie Zitate von Biographen und Auszüge aus Werken des Dramatikers. Eine recht umfangreiche Recherchearbeit, die Pleschinski geleistet hat!
Ob und inwieweit Hauptmann eine Mitschuld am Regime trifft, mag der Leser selbst entscheiden. Hat er mit den Mächtigen des Dritten Reiches kollaboriert oder sich nur in eine sichere Nische geflüchtet und aller offenen Kritik enthalten?
Ein sehr anspruchsvoller, vielschichtiger Roman!

Veröffentlicht am 24.03.2018

Gerhart Hauptmann und seine Werke

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Der 2. Weltkrieg liegt in den letzten Zügen während der Nobelpreis-träger für Literatur aus einem Sanatorium im zerbombten Dresden fliehen muss. Mit seiner kleinen Gefolgschaft macht er sich auf den beschwerlichen ...

Der 2. Weltkrieg liegt in den letzten Zügen während der Nobelpreis-träger für Literatur aus einem Sanatorium im zerbombten Dresden fliehen muss. Mit seiner kleinen Gefolgschaft macht er sich auf den beschwerlichen Weg zu seiner alten Heimat. Es zieht ihn und seine Frau Margarete in das heimische Anwesen Wiesenstein, welches in Schlesien liegt. Ein Gebiet, in dem die russischen Kräfte kurz davor stehen die Widerstandslinien zu durchbrechen. Ist es richtig, in einer schweren Zeit, in der die Angst und Ungewissheit herrscht, den heimatlichen Gefühlen zu folgen?


Hans Pleschinski widmet sich in "Wiesenstein" dem Leben und Werken des berühmten Dramatikers und Schriftstellers Gerhart Hauptmann. Er berichtet über die letzten dramatischen Monate im Leben des Nobelpreisträgers, in denen er sein heimatliches Anwesen aufsucht und vor Ort sein Leben und seine Werke Revue passieren lässt. Der Autor bedient sich in seinem Buch einem sehr anspruchs-vollen und schwer zugängigen Schreibstil. Sicherlich ein geeignetes Stilmittel, um einem herausragenden Schriftsteller gerecht zu werden. Dies führte bei mir allerdings durchaus zu einigen Längen im Buch, die mein Durchhaltevermögen mehrfach auf die Probe stellten. Die hervorragende Beschreibung der bedrückenden und ängstlichen Atmosphäre der damaligen Zeit und der geschickte und wohldosierte Einbezug vieler Werke Hauptmanns ließen mich aber immer wieder aufmerken und weiterlesen. Spannend war die schwierige Nachkriegszeit, in der die Angst umging. Bei vielen Protagonisten fand ein Rückblick im Umgang mit der dunklen Zeit der deutschen Geschichte statt, Leider wurde mir nicht wirklich klar, wie Gerhart Hauptmann, der auch im Nationalsozialismus große Beachtung und Verehrung erfuhr, mit seiner eigenen Schuldfrage ins Gericht ging. Das Verhalten von ihm und seiner Frau war sicherlich geprägt von der ruhmreichen Zeit seines Lebens, so dass er in meinen Augen wenig Sympathiepunkte sammeln konnte.


Das Buch "Wiesenstein" ist aus meiner Sicht eine schwierige und herausfordernde Lektüre, deren Tragweite mir wahrscheinlich zum Teil verschlossen blieb. Wer sich ernsthaft und ausführlich dem großen Dramatiker und seinen Werken widmen möchte, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Für mich gab es zu viele Längen und Wiederholungen, so dass der Funke bei mir niemals so ganz überspringen konnte. Meine Bewertung fällt daher mit drei von fünf Punkten rein subjektiv eher ein wenig niedriger aus.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Wir wollen nur noch sein und überleben

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„Das unentschiedene Schwanken scheint eine Spezialität von ihm zu sein. Nun gut, wer wankt, gewahrt vielleicht mehr als derjenige, der stur geradeaus schreitet.“


Inhalt


Gerhart Hauptmann, ein angesehener ...

„Das unentschiedene Schwanken scheint eine Spezialität von ihm zu sein. Nun gut, wer wankt, gewahrt vielleicht mehr als derjenige, der stur geradeaus schreitet.“


Inhalt


Gerhart Hauptmann, ein angesehener und schon zu Lebzeiten berühmter Mann, flieht schwerkrank mit einem der letzten Züge aus der zerbombten Großstadt Dresden, deren Schönheit nun in Schutt und Asche liegt. Sein Ziel, welches er sehnlichst zu erreichen hofft, ist seine Trutzburg Wiesenstein, ein stattliches Gebäude, fast ein Schloss, weitab vom Kriegsgeschehen in Schlesien gelegen. Dort, so wünscht er sich, soll sein Leben enden, in Sicherheit, abgeschirmt von der Welt, die durch den Zweiten Weltkrieg derart aus den Fugen geraten ist. Mit ihm reisen seine besorgte Ehefrau Margarete, der neugewonnene und unentbehrliche Masseur Metzkow und die langjährige, treue Sekretärin Pollak. Als sie fast wie von Zauberhand die Heimat erreicht haben, beginnt Hauptmann zu genesen, bald schon sitzt er wieder als Oberhaupt des Hauses am Tisch. Doch vor der Haustür tobt die Barbarei, die Kriegsmaschinerie fährt ihre letzten Ressourcen auf und muss sich bald schon vom Endsieg verabschieden. Wiesenstein bleibt der letzte Zufluchtsort für den Nobelpreisträger und seine Bediensteten und wird doch mehr und mehr zum Gefängnis, denn nicht nur die Vorräte gehen zur Neige, sondern die Angst, wer der erste Fremde vor den Toren sein wird, treibt alle um – erstmals eine Situation, der auch Gerhart Hauptmann mit seiner Dichtung nichts mehr entgegenzusetzten weiß.


Meinung


Der in Niedersachsen aufgewachsene Autor Hans Pleschinski, selbst ein Kenner der Kulturlandschaft, weil er nicht nur Germanistik studierte, sondern auch Theaterwissenschaft, setzt sich in seinem aktuellen Roman „Wiesenstein“ absolut glaubwürdig und nah an der historischen Wahrheit mit den Ereignissen kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges auseinander. Es gelingt ihm dabei auf famose Art und Weise nicht nur ein Buch über den Dichter Gerhart Hauptmann zu verfassen, sondern auch ein schockierendes Intermezzo der letzten Kriegstage aufzuzeichnen. So dass ich zu allererst die Arbeit und die damit verbundene Recherche loben möchte. „Wiesenstein“ ist ein opulentes, ein monumentales Gesamtwerk, welches man nicht unbedingt mögen muss, um ihm dennoch Respekt zu zollen.


Der Plot kommt mit nur wenigen Protagonisten aus, die sich klar in zwei Lager spalten. Auf der einen Seite die Hausherren, also das Ehepaar Margarete und Gerhart Hauptmann, auf der anderen Seite eine Hand voll Angestellter, die unterschiedlich lange im Dienste weilen und dementsprechend mehr oder weniger Auskunft geben können über ihr Leben an der Seite der Vorgesetzten. Dabei legt der Autor großen Wert darauf, alle Protagonisten gleichermaßen mit einem persönlichen Hintergrund auszustatten, so dass es dem Leser gar nicht schwer fällt, sich die Menschen vorzustellen, die hier auf gut 500 Seiten agieren. Auffallend dabei ist die klare Zuteilung der Sympathiewerte. Denn während die Hauptmanns nach und nach immer weniger Zuspruch bekommen, empfindet der Leser für die Randfiguren schon bald viel mehr Verständnis und Entgegenkommen. Dennoch bleibt Pleschinski sehr objektiv, urteil nicht und zeigt auch, dass Hauptmann im Dritten Reich zwar beständig an seinem Prestige gearbeitet hat und seine dichterische Meinung sehr wohl und äußerst überlegt zur Verfügung stellte, innerhalb seines Refugiums aber durchaus unparteiisch blieb und vor allem der Kunst und dem geistigen Austausch einen hohen Stellenwert einräumte.


Besonders gelungen ist auch das Porträt der zerstörten Städte, das klägliche Scheitern der verbliebenen deutschen Kämpfer und die nachfolgende Barbarei, die auch den letzten Lebenswillen vieler Menschen zerstörte. In teilweise grausigen Bildern beschreibt er den Zug der Vertriebenen, der Entflohenen der Konzentrationslager oder auch die Hilflosigkeit der einfachen Bürger, die nicht mehr wissen, was sie in nächster Zukunft essen sollen. Damit rüttelt das Buch wieder einmal wach und schärft das Bewusstsein, wie vernichtend und sinnlos ein Krieg sein kann und wird, wenn man ihn erst mit einer derartigen Vehemenz initiiert.


Letztlich war es wohl der Schreibstil und die teilweise überladene Erzählweise, die mir die Freude an diesem Buch etwas genommen haben. Zunächst einmal die vielen historischen Fakten, vermischt mit den Eckdaten des dichterischen Gesamtwerkes von Hauptmann und dann noch in Kombination mit längeren lyrischen Auszügen aus dessen vielfältigen Publikationen – beim besten Willen, hier muss man nicht nur hochkonzentriert lesen, sondern wird immer wieder unschön aus den Gedankengängen herausgerissen. Hinzu kam ein mir unglücklich erscheinende Kombination zwischen einem fiktiven Roman und einem informativen Sachbuch. Dadurch das viele Fakten belegt sind und sowohl Orte als auch Personen auf Tatsachen beruhen, fehlte mir stellenweise die Leichtigkeit, die dichterische Freiheit des Autors, die interessanten Aspekte, die einen klassischen, belletristischen Roman für mich ausmachen.


Fazit


Ich vergebe 3 Lesesterne für diesen facettenreichen, sachlich orientierten Roman, der sich intensiv mit dem Krieg und auch mit dem Leben Gerhart Hauptmanns in seinen letzten Tagen auseinandersetzt. Und wenn er nicht so mühsam zu lesen gewesen wäre, hätte ich noch einen kleinen Bonuspunkt für die Schilderung eines im Umbruch befindlichen Landes gegeben. So aber bleibt es mir in erster Linie als ein herausforderndes Leseerlebnis in Erinnerung, dem ich viel Zeit gewidmet habe, ohne dass es Nachklang in mir auslöst und das ist sehr schade. Ich empfehle die Lektüre all jenen, die sich historisch oder aus Interesse mit Gerhart Hauptmann befassen möchten, die aber bestenfalls einen Bezug zu der Thematik haben sollten. Es empfiehlt sich darüber hinaus in die Leseprobe zu schauen, der Schreibstil bleibt entsprechend.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Lebensansichten

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Im gerade zerstörten Dresden, geschwächt von Krankheit, macht sich Gerhart Hauptmann auf um zurück nach Schlesien zu kommen, da wo sein Anwesen Wiesenstein steht. Doch auch in dieser Abgeschiedenheit lässt ...

Im gerade zerstörten Dresden, geschwächt von Krankheit, macht sich Gerhart Hauptmann auf um zurück nach Schlesien zu kommen, da wo sein Anwesen Wiesenstein steht. Doch auch in dieser Abgeschiedenheit lässt sich der Krieg und seine Auswirkungen erahnen.

Das Cover zeigt eine Teilansicht von Wiesenstein mit erleuchtetem Fenster, was zwar eine zurückhaltene Gestaltung ist, die aber trotzdem ins Auge fallen kann.

Als Leser blickt man mehreren Charakteren über die Schulter und wohnt ihrem Tun bei, ohne das einer davon als zentraler Erzähler in Erscheinung tritt. Man verfolgt die Ereignisse eher von einer übergeordneten Warte aus.
Da die handelnden Personen auf und um Wiesenstein zum Großteil historisch verbrieft sind, hatte der Autor nur bedingten Spielraum um Charaktere und Handlung zu beeinflussen. Was jetzt auf Tatsachen beruht und was dem Kopf Pleschinskis entsprungen ist, mag ich nicht zu beurteilen, aber seine Darstellung der einzelnen Charaktere ist gelungen, auch wenn sie sich zu Anfang nur schwer greifen ließen. Sei es Gerhart Hauptmanns etwas seltsame Art, die Angst des Dienstmädchens oder Gärtner Dorn im Umgang mit seinen Blumen.

Auch die Schrecken der damaligen Zeit hat Pleschinski sehr bildhaft und sprachgewaltig verdeutlicht, ohne etwas schön reden zu wollen oder zu verharmlosen. So liest man über den Krieg, seine Gräuel, Auswirkungen und Nachwirkungen. Über Flüchtlinge, Überlebende, Heimkehrer und Deportierte. Über Besetzung und neue Machthaber.

Sprachlich ist das Buch keine leichte Kost. Mal ist es packend und mitreißent geschrieben, dann wieder zieht sich der Text zäh wie Kaugummi. Mal sind die Darlegungen klar verständlich, dann wieder von schwerer, verschachtelter Sprache voller Gedankensprüngen durchdrungen, denen man manchmal nur schwer folgen kann.

Das Buch lässt mich zwiespältig zurück. Auf der einen Seite hat Pleschinski es geschafft Zeit und Personen sprachbildlich sehr überzeugend darzustellen. Auf der anderen Seite verlagte das Lesen einem viel Geduld und Durchhaltevermögen ab.