Liebe Daffy,
es ist wieder soweit, ich möchte dir das neue Buch von Kyss vorstellen: Kissing Lessons von Helen Hoang, das dieses Jahr auf den deutschen Markt kam. Unter dem Titel The Kiss Quotient erschien das Original 2018. In der Biografie der Autorin steht, dass das Buch einiges an positivem Aufsehen innerhalb des Liebesromangenres erregt habe und so war ich besonders gespannt, ob ich dem zustimmen würde.
Inhalt
Stella ist Single und etwas verzweifelt, als ihre Mutter sie damit konfrontiert, dass es mit ihren 30 Jahren langsam an der Zeit wäre, über einen Ehemann und Kinder nachzudenken. Dadurch, dass Stella Autistin ist, fällt es ihr ausgesprochen schwer, neue Bekanntschaften zu machen und sich ungewohnten Situationen zu stellen. Auch ihre bisherigen Erfahrungen mit Männern waren alles andere als angenehm, weil ihr wohl die Übung fehlt. Zumindest ist das Stellas Ansicht und so kommt sie auf die Idee, einen Escort zu engagieren. Michael soll ihr alles beibringen, was es in Liebesdingen braucht. Kann man lieben lernen?
Vom Anfänger zum Profi?
Dir wird schon aufgefallen sein, dass ich mich dieses Jahr viel im Bereich Liebesroman/ New Adult aufgehalten habe und auch dieses Buch gehört in besagtes Genre. Ich möchte behaupten, ich habe langsam ein Schema erkannt, nach dem diese Geschichten funktionieren. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und oftmals wechseln wir zwischen den Sichtweisen der weiblichen und des männlichen Protagonisten. Sie ist oftmals schüchtern und unerfahren, er der absolute Draufgänger und Frauenheld. Die beiden lernen sich kennen, es folgt das langsame Annähern und umeinander Rumtanzen, bis die beiden im Bett landen, dann stellen sie fest, es gibt ein unüberwindbar scheinendes Problem, sie trennen sich, um dann in einem märchenhaften Happy End zum Traumpaar zu werden.
Kissing Lessons bildet hier keine Ausnahme. Ohne dir inhaltlich etwas vorwegzunehmen, kann ich sagen, dass die Geschichte nach dem eben beschriebenen Schema F abläuft; inklusive toll zu lesendem Schreibstil und wechselnden Sichtweisen.
Warum habe ich dem Buch dann vier Sterne gegeben, wenn ich doch schon vor dem Aufschlagen der ersten Seite das Ende vorhersehen konnte? Weil das Buch innerhalb seines Genres so viel richtig macht.
Aus persönlichen Gründen fing Helen Hoang an, die Diagnose Autismus zu recherchieren und auf diesem Wege ihre Protagonistin zu entwickeln. Stella ist das typische New Adult-Mäuschen, das schüchtern und unerfahren ist und doch ist sie mal eine ganz andere Figur. Abgesehen davon, dass sie Autistin ist (ich kenne mich leider nicht hinreichend in diesem Fachbereich aus und weiß nicht, ob ich hier alles richtig beschreibe, deshalb bitte ich um Verzeihung, wenn die Bezeichnung als Autistin nicht gänzlich korrekt ist), ist Stella ein Arbeitstier in einer mathematisch orientierten Branche. Sie ist sehr fleißig und hoch begabt, weshalb sie mit ihren 30 Jahren schon über ein stattliches Einkommen verfügt. Ihre Familie gehört zusätzlich einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht an.
Michael, der männliche Protagonist, ist mit seiner Tätigkeit als Escort nicht nur ein Prostituierter, er ist zusätzlich auch in einer künstlerischen Branche tätig und kommt aus einer Familie mit großen Geldsorgen.
Wie du siehst, haben wir zwar das Klischee des Liebesromans erfüllt, sie ist die Schüchterne, er der Bad Boy, doch was die gesellschaftliche Stellung angeht, wurden die Karten einmal neu gemischt. Eine großartige Idee! Denn es muss nicht immer der reiche Geschäftsmann, Arzt oder Musiker die Macht über die sowieso schon emotional unsichere Frau haben. Cinderella kann sich ihr Schloss selbst finanzieren und der Prinz wird eingeladen, auf dem Ball erscheinen zu dürfen.
Die Autorin selbst beschreibt ihre Geschichte als eine Pretty Woman-Geschichte mit vertauschten Rollen. Meine Assoziation bei diesem Buch ging abgesehen davon eher in Richtung des Films The Wedding Date, bei dem sich die Protagonistin einen Escort engagiert, damit er sie auf die Hochzeit ihrer Schwester begleitet.
Die Idee Hoangs ist also nicht revolutionär, doch sie funktioniert in diesem Buch. Auch, weil der Autismus eine tragende Rolle spielt und, meines Erachtens, gut dargestellt wird. Anders als in anderen Büchern, bei denen ich nicht verstanden habe, warum sie nun unerfahren ist und er seine Frauengeschichten gar nicht mehr an zwei Händen abzählen kann, haben Stella und Michael eine schlüssige Biografie bekommen.
Was ich bei dem Klappentext so nicht erwartet hätte, war die doch hohe Anzahl an Sexszenen. Hier ist mir innerhalb des Genres aufgefallen, dass das variiert, man es aber in der Regal am Klappentext erkennen kann, wie gerne die AutorInnen Bettszenen in ihre Bücher schreiben. Dieses Buch ist weniger ein Anfängerkurs fürs Küssen, mehr eine Art Ausbildung zum Profi im Schlafzimmer.
Fazit
Kissing Lessons hat absolut seine Daseinsberechtigung innerhalb seines Genres und bedient hier auf gut gemachte Art und Weise die Klischees, die diese Geschichten ausmachen. Dafür, dass es Helen Hoangs Debüt ist, hat sie genau erkannt, wie sie die Geschichte aufbauen und schreiben muss. Durch die untypischen Geschlechterrollen sowie dem Autismus verleiht sie dem Ganzen eine individuelle Note. Das Buch ist nicht revolutionär, doch ich vergebe guten Gewissens vier Sterne aufgrund der oben genannten Gründe.
Wenn ich es richtig verstanden habe, schreibt Hoang an einer Liebesromanreihe rund um das Thema Autismus. Ob ich wirklich eine ganze Reihe brauche, weiß ich noch nicht, doch allgemein bin ich der Autorin nicht abgeneigt und ich freue mich darauf, wenn ich noch anderes von ihr lesen könnte.
Deine Daisy
Disclaimer: Dieses Buch habe ich in einem Bloggergewinnspiel beim Verlag gewonnen und kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.