wichtige Themen, teils problematische Umsetzung
Ich finde es wirklich sehr sehr schwierig, dieses Buch zu bewerten und meine Meinung richtig in Worte zu fassen.
Am Anfang hatte ich aufgrund des Schreibstils sehr Probleme, in die Geschichte rein zu ...
Ich finde es wirklich sehr sehr schwierig, dieses Buch zu bewerten und meine Meinung richtig in Worte zu fassen.
Am Anfang hatte ich aufgrund des Schreibstils sehr Probleme, in die Geschichte rein zu finden, weil es mir einfach nicht so gefallen hat. Das hat sich allerdings im Verlauf dann wieder gelegt und der Rest ließ sich sehr gut und schnell lesen.
Die behandelten Thematiken sind grundsätzlich sehr interessant und vor allem auch wichtig gewesen. Gerade bei Lavender konnte man sehr gut sehen, wie sie gelernt hat, mit ihrer Angst eigenständig klar zu kommen und sich gegen andere zu behaupten. Allerdings kam diese Wandlung für mich zum Teil zu plötzlich, wodurch sie etwas unrealistisch gewirkt hat. Die ganze Zeit war sie die stille Lavender, die sich zwar ständig weiterentwickelt, aber trotzdem noch sehr mit ihrer Angst zu kämpfen hat und auf einmal stellt sie sich Kodiak entgegen, konfrontiert die Bunnys und macht so ziemlich eine 180 Grad Wende.
Auch Kodiak ändert sein Verhalten so gut wie über Nacht, nachdem er Lavender jahrelang schlecht behandelt hat.
Klar, sein Verhalten und die Gründe dafür wurden erklärt, aber die plötzliche Wende zum total verliebten und guten Kodiak war einfach zu viel des Guten.
Was mich am meisten stört ist, dass der Hauptplot des ganzen - die toxische Beziehung zwischen Lavender und Kodiak - sich (für mich) falsch entwickelt und aufgelöst hat. Das empfinden andere eventuell anders, mir kam es aber nicht ganz gesund und richtig vor.
Es ging die ganze Zeit nur darum, dass das Verhalten was Kodiak und Lavender hatten schädlich für einander war und wie sie jetzt Jahre später endlich so weit sind, dass sie richtig miteinander umgehen können. Abgesehen davon dass die love-to-hate Sache sich definitiv zu schnell entwickelt hat nach jahrelangem Hass und „du musst das erst wieder gut machen“, kam es mir nicht unbedingt weniger toxisch vor.
Ja, gerade Lavender hat sich deutlich weiterentwickelt was ihre Ängste angeht, aber ich finde man hat trotzdem gemerkt, dass direkt wieder eine enorme, absolut ungesunde Abhängigkeit besteht. Direkt kamen die beiden gar nicht mehr ohne den anderen klar und haben sich in den Lebensmittelpunkt des anderen gestellt. Zwar wurde die Geschichte so geschrieben, dass sie reifer wirken sollten, dadurch dass beide ihren Träumen nachgehen, auch wenn das Hindernisse für die Beziehung bedeutet, doch emotional haben die beiden sich nicht weiter entwickelt und die Moral der Geschichte ist für mich damit einfach fragwürdig. Richtige Thematik, für mich falsche Umsetzung.
Auch hat sich die Handlung in den ersten 60% kaum entwickelt und alles was passiert ist, war für den eigentlichen Handlungsverlauf ziemlich irrelevant. Zum Ende dann, nachdem sich Lavender und Kodiak „ausgesprochen„ haben, ging es natürlich super schnell voran.
Diese Widersprüchlichkeit zwischen Aussage und Umsetzung, die man schon bei Lavenders und Kodiaks Beziehung gesehen hat, findet sich auch in anderen Teilen des Buches wieder.
Ein wichtiger Punkt ist da in meinen Augen das Frauenbild. Auf der einen Seite hat man hier starke Frauen wie Lavenders Mom und auch Lavender selbst, die zeigen, dass man für sich selbst einstehen kann und einem Mann nicht untergeordnet ist, auf der anderen Seite werden Frauen, die einen anderen Lebensstil führen, herabgestellt. Abgesehen vom charakterlichen Verhalten der „Bunnys“ wie zB Bethany, wurden sie auch allein für ihre Lebensweise degradiert und schlecht dargestellt. Besonders im Vergleich zu den Typen, die einen ähnlichen Lebensstil haben.
Alles in allem fand ich es jetzt nicht schlecht, aber einfach teils problematisch und nicht richtig umgesetzt, dafür dass grundsätzlich so eigentlichen wichtige Thematiken aufgegriffen wurden.