Im dritten und letzten Teil der Mostviertel-Trilogie rund um Kommissar Brandner und der Schuhfabrik Schuster sind wir wieder zurück in Waidhofen an der Ybbs bzw. Ybbsitz.
Leopold Brandner wurde nach seinem letzten, leider nicht so erfolgreichen Fall, vom BKA Wien zum LKA in Sankt Pölten strafversetzt. Nun pendelt er regelmäßig zwischen Wien, Sankt Pölten und Waidhofen hin und her und hält deswegen Ausschau nach einem Haus in der niederösterreichischen Landeshaupstadt. Doch seine drei Frauen sträuben sich hartnäckig und wollen nicht übersiedeln. Als in Waidhofen ein Wilderer sein Unwesen treibt, soll Brandner ermitteln. Nach menschlichen Leichen wird er nun zu tierischen gerufen...
Nach dem schrecklichen Wildererfall von Annaberg, bei dem es Tote gab, ist die Polizei in Alarmbereitschaft. Nach einigen illegalen Abschüssen steht Brandner dann doch vor einer menschlichen Leiche im Wald. Außer einem Schuhabdruck und dem bereits bekannten Projektil gibt es keinerlei Spuren. Hat der Wilderer den Toten überrascht oder war es ein geplanter Mord?
Hans Meyer hat zwar im letzten Fall den Serientäter ausgeschaltet, jedoch seine Freundin Juliane verloren und schwört Rache. Seine Schwester Resi hat den Überfall noch immer nicht verkraftet und sucht Trost im Alkohol. Aus der hoffnungsvollen Musical Darstellerin ist ein psychisches Wrack geworden.
Leo Brandner gerät von seinem Vorgesetzten unter Druck. Die Spuren sind minimal und die Lösung meilenweit entfernt. Zusätzlich bremst ihm der lange Arbeitsweg und die Weigerung seiner Damen nach Sankt Pölten umzuziehen.
Obwohl es sich hier um den dritten Teil einer Trilogie handelt, kann Mostviertler Jagd auch alleinstehend gelesen werden, denn der Autor erinnert immer wieder an die Fälle in den Vorgängerbänden. Trotzdem empfehle ich wieder die Bücher der Reihe nach zu lesen, denn einige Bezüge zur Handlung sind für Neulinge der Trilogie manchmal schwer herzustellen.
Die Gegend rund um Waidhofen und Ybbsitz wurde wieder sehr detailliert und bildhaft dargestellt. Da ich die Gegend gut kenne, ist es immer besonders interessant, wenn man ein Buch liest, das in der eigenen Heimat spielt.
Aber auch der eigentliche Fall um den anfänglichen Wilderer und anschließenden Mörder ist gelungen. Doch handelt es sich wirklich um nur einen oder doch um zwei verschiedene Täter? Man rätselt bis zum Schluss und bekommt trotzallem ein stimmiges und logisches Ende.
Die Charaktere sind facettenreich dargestellt. Die meisten kennen wir schon aus den Vorgängerbänden, jedoch findet bei einer der Figur eine charakterliche Wandlung zum Positiven statt. Die Spannung steigt in der zweiten Hälfte stark an und der Autor legt gekonnt falsche Spuren. Das Ende ist stimmig und ein gelunger Abschluss der Trilogie.
Ich freue mich schon auf die Lesung mit dem Autor im Oktober. Es wird mein zweites Zusammentreffen mit Helmut Scharner sein.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher ruhig und detailliert. Wechselnde Perspektiven sorgen für Spannung und Dynamik. In kursiver Schrift werden die Gedanken von Brandner eingeblendet und man kann sich noch besser in den Kommissar hineinversetzen. Die eher kurz gehaltenen Kapitel lassen sich schnell weglesen. Der Regionalkrimi ist atmosphärisch und birgt auch viel Lokalkolorit.
Fazit:
Der Abschlussband der Mostviertel-Trilogie hat mir insgesamt am Besten gefallen. Man merkt, wie sich der Autor mit seinem Büchern gesteigert hat. Mit viel Lokalkolorit, charismatischen Figuren und einigen falschen Spuren, die Scharner gekonnt legt, hat man einen spannenden Finalband in seinen Händen.