Richtig cooles Coming-of-Age mit toller Message
Ich muss gestehen ich mag eigentlich keine Geschichten, in denen Religion an sich und deren persönliche Auslegung im Fokus stehen. Einfach weil ich finde, dass das ein sehr sensibles und fast schon intimes ...
Ich muss gestehen ich mag eigentlich keine Geschichten, in denen Religion an sich und deren persönliche Auslegung im Fokus stehen. Einfach weil ich finde, dass das ein sehr sensibles und fast schon intimes Thema ist, was allzu leicht aneckt. Hier hat mich aber der fast schon reißerische Titel und das coole Cover gecatcht, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Und ein Glück, denn dieses Buch sollte man gelesen haben.
Zum Inhalt: Hoodie wächst in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde im Osten der USA auf. Seine Familie lebt sehr fromm, drückt aber in einigen Belangen auch mal ein Auge zu, wenn es ihnen zugute kommt. Doch als Hoodie beginnt sich mit der nichtjüdischen Anna-Marie anzufreunden wirft die Familie und auch die ganze Gemeinde ein strenges Auge auf ihn. Und Hoodie beginnt sich zu fragen, ob das alles so seinen Richtigkeit hat.
Was ich an diesem Buch sehr besonders und wirklich gelungen finde, sind die Kapitelüberschriften, die immer auch so ein bisschen die folgende Handlung anteasern. Das passt einfach supergut zur Figur des Hoodie, der ja der Held seiner eigenen Geschichte ist. Die Handlung punktet in meinen Augen sowohl mit intelligenter Gewitztheit, als auch dem groben Slapstick-Humor, der immer wieder durchblitzt.
Die Geschichte beschreibt gut das Gefühl des älter Werdens und des jugendlichen Aufbegehrens sich selbst und die elterlichen Werte zu hinterfragen. Und dieses Buch geht sogar noch weiter, denn Hoodie beginnt seine Religion und gewisse Glaubensregeln und deren Notwendigkeit zu hinterfragen und anzuzweifeln und begeht damit einen Affront gegen seine Familie, seine Gemeinde und gegen Gott.
Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, woher das Buch seinen Titel hat; zum Ende hin erfährt man es dann endlich. Ich fand, dass das letzte Drittel inhaltlich am stärksten war, denn da passiert nochmal richtig viel. Aber die vorherigen Kapitel haben das natürlich auch sehr gut eingeleitet- Konflikte wurden vorbereitet, Grundsteine für Konfrontationen gelegt. Insgesamt fand ich das Buch in sich sehr stimmig. Eine der besten und aussagekräftigsten Coming-of-Age Geschichten, die ich seit langem gelesen habe. Ein Buch, dass zum Nachdenken anregt und nachhallt.