Cover-Bild Wohnverwandtschaften
(59)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 10.10.2024
  • ISBN: 9783462004199
Isabel Bogdan

Wohnverwandtschaften

Roman

Ein Roman über eine Wohngemeinschaft, in der vier Menschen unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Motiven zusammenleben und feststellen: Freunde sind manchmal die bessere Familie.

Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in die Wohngemeinschaft von Jörg, Anke und Murat. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, entpuppt sich als zunehmend stabil. Da ist Jörg, dem die Wohnung gehört und der eine große Reise plant; Anke, die als mittelalte Schauspielerin kaum noch gebucht wird und plötzlich nicht mehr die einzige Frau in der WG ist; und Murat, der sich einfach keine Sorgen machen will und dessen Lebenslust auf die anderen mitreißend und manchmal auch enervierend wirkt. Constanze sorgt als Neuankömmling dafür, dass sich die bisherige Tektonik gehörig verschiebt. Alle vier haben ihre eigenen Träume und Sehnsüchte und müssen sich irgendwann der Frage stellen, ob sie eine reine Zweck-WG sind oder doch die Wahlfamilie.

In diesem virtuos komponierten, lebensklugen und humorvollen Roman kommen reihum vier grundverschiedene Menschen zu Wort, die jeweils auf ihre Weise ihre Lebensentwürfe neu justieren müssen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2024

Von Mitbewohnern, Freunden und (Wahl-) Familie - ein tragikomischer Roman mit viel Herz

0

„Ich vermisse mein Leben. Aber ich habe eine tolle Frau im Arm, und ein Hund ist eifersüchtig. Es war meistens ein schönes Leben. Und es soll schön bleiben.“

Nachdem Constanzes Beziehung mit ihrem Freund ...

„Ich vermisse mein Leben. Aber ich habe eine tolle Frau im Arm, und ein Hund ist eifersüchtig. Es war meistens ein schönes Leben. Und es soll schön bleiben.“

Nachdem Constanzes Beziehung mit ihrem Freund zerbricht, zieht sie übergangshalber in eine WG. Hier wohnen der Rentner Jörg, der demnächst auf eine große Reise gehen will, Anke, die wegen ihres Alters als Schauspielerin nicht mehr gefragt ist, und Murat, der alles leicht nimmt und in den Tag hineinlebt. Was zunächst als Zweckgemeinschaft beginnt, bekommt für Constanze eine immer größere Bedeutung, entwickelt sich für sie fast zu einer Familie. Als Jörg geistig immer mehr abbaut und zunehmend auf Hilfe angewiesen ist, stehen die WG-Bewohner vor einer schweren Entscheidung….

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der vier Mitbewohner erzählt, meist in der ersten Person. So bekommen die Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren, erhalten verschiedene Sichtweisen auf die Wohngemeinschaft. Der Sprachstil ist der jeweiligen Person, die gerade schreibt, angepasst, wirkt dabei stimmig und authentisch. Jörgs Probleme mit seinem Gedächtnis werden beispielsweise in den von ihm verfassten Textpassagen sehr offensichtlich.

Die vielfältige, abwechslungsreiche Personenkonstellation finde ich sehr spannend und gelungen. Constanze arbeitet in einem soliden Beruf, als Zahnärztin, hat konventionelle, klare Vorstellungen, wie ihr Leben laufen soll. Doch dann kommt die Trennung und sie muss völlig neu anfangen. Murats lockere Einstellung steht im Gegensatz zu Constanzes. Was für Constanze nur ein Übergang ist, ist für ihn ein Dauerzustand. Er zieht im Schrebergarten sein eigenes Gemüse, kocht mit Leidenschaft, feiert gerne und hat keine konkreten Ziele, möchte nur das Leben genießen. Schauspielerin Anke findet kein Engagement mehr, sie hadert mit dem Älterwerden und steckt in einer unbefriedigenden Beziehung fest. Anke ist pleite und auf Jörgs finanzielle Unterstützung angewiesen. Dieser ist der Hauptmieter. Früher lebte er mit seiner Frau und seinem Sohn zusammen, doch nun ist seine Frau tot und sein Sohn lebt ihn Frankreich. Jörg verliert immer mehr seine Erinnerungen und braucht nun jemanden, der sich um ihn kümmert. Nun zeigt sich, was seine WG wirklich wert ist...

Auch tragische, traurige Umstände wie Krankheit können durchaus etwas Positives bewirken. Isabel Bogdan erzählt auf einfühlsame, leichte und humorvolle Weise, wie sich die Mitbewohner einander annähern, sie werden unter traurigen Bedingungen Freunde und mehr. „Wohnverwandtschaften“ zeigt eindrucksvoll, dass es an uns selbst liegt, wie sehr wir andere an uns heranlassen. Familie, Verantwortung und Zusammenhalt haben dabei nicht immer etwas auch mit Verwandtschaft zu tun. Man kann sich seine Familie durchaus auch selbst wählen. In Zeiten der Einsamkeit eine wirklich schöne, Zuversicht spendende Vorstellung. Ich habe die humorvolle, unterhaltsame, tragische wie komische Geschichte sehr gerne gelesen. Trotz aller Schwere und Problematik auch eine Wohfühllektüre mit Herz, die gute Laune macht.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2024

WG-Leben

0

Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten findet Zahnärztin Constanze am leergefegten Wohnungsmarkt keine neue Wohnung und zieht „übergangsweise“ in die bereits bestehende WG von Jörg, Murat und Anke ...

Nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten findet Zahnärztin Constanze am leergefegten Wohnungsmarkt keine neue Wohnung und zieht „übergangsweise“ in die bereits bestehende WG von Jörg, Murat und Anke ein.
Obwohl der Einzug in die Wohngemeinschaft eigentlich nur Zwischenlösung gedacht war, hat sich Constanze mit dem WG-Leben schnell arrangiert. Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein. Bei Anke bleiben schon seit Längerem die Rollenangebote aus, Murat und Constanze riskieren den Gemeinschaftsfrieden und nachdem sich Jörg einer OP unterzogen hat, steht die WG plötzlich an einem Wendepunkt.
Denn Jörgs Gedankenaussetzer häufen sich und bald ist allen klar, dass er nie mehr der Alte sein wird. Gemeinsam müssen Lösungen her.

Der Titel „Wohnverwandtschaften“ könnte für diese außergewöhnliche und dennoch harmonierende Konstellation aus Charakteren kaum treffender sein. Obwohl ich altersmäßig hier nicht unbedingt zur Zielgruppe des Romans gehöre, habe ich das Buch dennoch mit Begeisterung, einigem Schmunzeln, manchmal auch mit feuchten Augen gelesen. Die Darstellung von Protagonist Jörg und seinem Umfeld, mit Blick auf beginnende Demenz, wirkt wie aus dem wahren Leben gegriffen. Die Entwicklungen zwischen den WG-Bewohnern sind währenddessen so spannend wie bei einer Daily Soap.

Sollte es auf eine Fortsetzung hinauslaufen, wäre ich mit dem abrupten, offen geratenem Ende wieder versöhnt.
So fehlt mir leider ein runder Abschluss dieser ansonsten wunderbaren und absolut lesenswerten Geschichte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2024

fremde Familie

0

Isabel Bodgan hat mich schon mit ihren Büchern "Der Pfau" und "Laufen" überzeugt, nun war ich gespannt auf das Buch "Wohnverwandtschaften".

Constanze trennt sich von ihrem langjährigen Partner und zieht ...

Isabel Bodgan hat mich schon mit ihren Büchern "Der Pfau" und "Laufen" überzeugt, nun war ich gespannt auf das Buch "Wohnverwandtschaften".

Constanze trennt sich von ihrem langjährigen Partner und zieht aufgrund des Wohnungsmangels vorübergehend in eine Wohngemeinschaft. Diese wird von Murat, Anke und Jörg bewohnt. Eigentümer der Wohnung ist Jörg, ein Witwer, der Constanzes Mitanteil gut für eine geplante Reise nach Georgien brauchen kann. Murat ist ein positiver und lebensbejahender Mensch, der zudem alle auch noch gerne bekocht. Anke hingegen, eine Schauspielerin Anfang 50 ohne Job, ist ziemlich depressiv unterwegs.
Anfangs hat Constanze Schwierigkeiten sich ins WG Leben zu integrieren, die ersten kleinen Reibereien allerdings sind schnell vorbei und die einzelnen Mitbewohner werden zu einer Art Ersatzfamilie. Besonders zu Murat baut Constanze schnell eine engere, vertraute Beziehung auf.

Nach einem Krankenhausaufenthalt verändert sich Jörg jedoch zunehmend, seine Vergesslichkeit nimmt erschreckende Ausmaße an und es lässt sich nicht mehr verleugnen, dass eine Demenz von Jörgs Geist Besitz genommen hat. Das Leben in der WG muss sich neu definieren, kann Jörg doch nicht mehr ohne Betreuung leben. Auch diese Herausforderung bekommt die Wahlfamilie bis zu einem gewissen Punkt gemeistert.

Mit" Wohnverwandtschaften" hat Isabel Dodgan einen schnörkellosen Roman veröffentlicht, der sich leicht lesen lässt und die Wichtigkeit von Menschen an Deiner Seite hervorhebt. Dass dies nicht immer die Familie sein muss, zeigt die Geschichte der vier Protagonisten eindrücklich.

Mir hat das Buch bis auf das für mich sehr abrupte Ende sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.11.2024

Schöne Geschichte

0

WOHNVERWANDSCHAFTEN
Isabel Bodgan

Nach ihrer Trennung zieht Constanze in eine WG – eine Zwischenlösung, denkt sie, denn das Leben in Hamburg ist teuer, selbst als Zahnärztin. Doch wider Erwarten fühlt ...

WOHNVERWANDSCHAFTEN
Isabel Bodgan

Nach ihrer Trennung zieht Constanze in eine WG – eine Zwischenlösung, denkt sie, denn das Leben in Hamburg ist teuer, selbst als Zahnärztin. Doch wider Erwarten fühlt sie sich schnell wohl, vor allem dank ihrer besonderen Mitbewohner: Da ist Jörg, der herzliche Wohnungsbesitzer, der nach dem Tod seiner Frau die Zimmer vermietet, um sich seinen Traum, eine Reise nach Georgien, zu erfüllen.
Anke, eine ehemalige Schauspielerin, träumt trotz mehrerer Enttäuschungen nach Castings von einer neuen Rolle, auch wenn sie langsam den Glauben an ihre Karriere verliert.
Und dann ist da noch Murat, der charmante Hobbykoch, der seine Mitbewohner mit seiner herzlichen Art und seinen kulinarischen Kreationen stets bei Laune hält.

Was anfangs wie eine zweckmäßige Wohngemeinschaft beginnt, wächst langsam zu einer Wahlfamilie zusammen. Die Mitbewohner stützen sich gegenseitig und entwickeln eine besondere Verbundenheit, die sie durch Höhen und Tiefen trägt. Doch das Leben hält einige unerwartete Wendungen für sie bereit, und so wird der Leser Zeuge, wie die Charaktere mit berührender Menschlichkeit auf die Herausforderungen reagieren, die das Schicksal ihnen stellt.

"Wohnverwandtschaften" ist ein wunderbar leichter, humorvoller Wohlfühlroman, der eine universelle Geschichte erzählt, die überall spielen könnte. Die Figuren sind lebendig beschrieben, und man sieht sie beim Lesen förmlich vor sich. Besonders berührend fand ich die herzliche Verbundenheit, die sich zwischen den Bewohnern entwickelt, und wie aus Fremden Freunde und aus Freunden Familie wird. Das Ende bewegt – es zeigt die Kraft der Menschlichkeit, selbst in schwierigen Zeiten.
Fazit: Ein warmherziger Roman, der mit feinem Humor und liebenswerten Protagonisten zum Schmunzeln und Mitfühlen einlädt, aber auch die ernsten Seiten des Lebens einfühlsam thematisiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2024

Wahlfamilie

0

„Dann bin ich jetzt wohl angekommen.“ (S. 7) Eigentlich war die WG mit Jörg, Murat und Anke nur als Übergangslösung gedacht, bis Zahnärztin Constanze nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten eine neue ...

„Dann bin ich jetzt wohl angekommen.“ (S. 7) Eigentlich war die WG mit Jörg, Murat und Anke nur als Übergangslösung gedacht, bis Zahnärztin Constanze nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten eine neue Wohnung gefunden hat, doch Hamburg ist teuer und irgendwie wachsen ihr die drei schnell ans Herz. Murat ist ein echter Frauenschwarm und kocht gern für alle, am liebsten mit dem Gemüse aus dem Garten, den er von Jörg übernommen hat. Jörg hat früher mit seiner Frau Brigitte in der Wohnung gewohnt und nach ihrem Tods nicht allein leben wollen, darum kam er auf die Idee mit der WG. Inzwischen plant der Rentner eine Tour mit seinem alten Bulli nach Georgien und ist froh, dass die Wohnung in der Zwischenzeit nicht leer steht. Anke ist Anfang 50 und Schauspielerin, wird aber im Gegensatz zu ihrem gleichaltrigen Freund, der sie über seinem Erfolg vergisst, kaum noch gebucht. Zum Glück fängt Murat sie immer wieder auf und tröstet sie. Darum gefällt es ihr erst gar nicht, dass mit Constanze eine zweite Frau einzieht. Aber sie sieht bald ein, dass diese Struktur und frischen Wind in die Gruppe bringt.

Ich habe Isabel Bogdan bei einer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse erleben dürfen, darum hatte ich schon gewisse Vorstellungen von den Personen und Grundzügen der Handlung und wurde nicht enttäuscht. Ich habe mich sofort in der WG wohlgefühlt und sie mit der verglichen, in der ich während des Studium gelebt habe – unsere war nicht mal halb so toll, aber zusammen gekocht haben wir auch. Gemeinsam statt einsam im Alter ist ein Thema, das auch uns später vielleicht betreffen wird. Ich könnte mir gut vorstellen, wieder in einem Wohnprojekt zu leben, in dem sich jeder nach seinen Fähigkeiten einbringt.
Hier stellt Jörg den Wohnraum zur Verfügung, Murat ist für die gute Laune, Partys und das Essen zuständig, Anke übernimmt immer mehr Arbeiten im Haushalt, weil sie keine Jobs mehr bekommt, und Constanze organisiert gern, ist eine Macherin, die gut mit Menschen kann.
Sie haben sich gerade alle aneinander gewöhnt, als Jörg wegen einer Blinddarm-OP ins Krankenhaus muss und sehr verändert wieder rauskommt. Zu Beginn schieben sie es noch auf die Narkose, aber bald können sie nicht mehr darüber hinwegsehen, dass es ein ernsteres Problem zu sein scheint und wachsen noch enger zusammen.

Die WG-Bewohner sind echte Originale. Jörg spricht immer noch mit Brigitte, überlegt, wie sie sich verhalten hätte. Murat ist gern nackt, egal, wer ihn dabei sieht. Er will sich lebendig und nicht eingeengt fühlen. Anke lässt das kalt, aber Constanze irritiert es sehr, genau wie seine Anziehungskraft auf sich und sämtliche weibliche Wesen, in seiner Umgebung. Sie muss noch in ihrem Single-Leben ankommen.

Das Buch hat mich sehr berührt. Federleicht lässt Isabel Bogdan die wichtigen Themen unserer Zeit in die Handlung einfließen, seien es der Umgang mit Älteren, Murats Migrationshintergrund, Ankes Altersdiskriminierung oder Constanzes Neuorientierung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere