Cover-Bild All die Jahre
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 29.01.2018
  • ISBN: 9783552063662
J. Courtney Sullivan

All die Jahre

Roman
Henriette Heise (Übersetzer)

Nora Flynn ist 21, als sie mit ihrer jüngeren Schwester aus Irland nach Amerika auswandert, um ihrem Verlobten zu folgen und Theresa eine Ausbildung zu ermöglichen. Doch Theresa wird schwanger, und Nora trifft eine folgenschwere Entscheidung. Fünfzig Jahre später hat Nora vier erwachsene Kinder: John, Bridget, Brian und Patrick, ihren Ältesten, der Nora beständig Sorgen bereitet und trotzdem ihr Liebling ist. Theresa lebt als Nonne in einem Kloster, als Patricks Tod die Schwestern nach Jahrzehnten des Schweigens wieder zusammenführt – und sie zwingt, sich mit dem auseinanderzusetzen, was ihr Leben für immer verändert hat. Nach „Sommer in Maine“ ein neuer großer Familienroman von J. Courtney Sullivan.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2018

Familiengeschichten

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Nora Flynn ist 21 als sie 1957 zusammen mit ihre 17-jährigen Schwester Theresa, für die sie nach dem frühen Tod der Mutter die Fürsorge übernommen hat, die weite Überfahrt von ihrer irischen Heimat nach ...

Nora Flynn ist 21 als sie 1957 zusammen mit ihre 17-jährigen Schwester Theresa, für die sie nach dem frühen Tod der Mutter die Fürsorge übernommen hat, die weite Überfahrt von ihrer irischen Heimat nach Bosten zu ihrem Verlobten Charlie Rafferty angeht. Im gelobten Amerika soll sich für die beiden Mädchen das ärmliche Leben zum Besseren wenden. Doch Theresa, die eigentlich Lehrerin werden wollte, wird von einem verheirateten Mann schwanger. Das Leben ändert sich nun nicht nur für Theresa, sondern auch für Nora, die den neugeborenen Patrick für ihr eigenes Kind ausgibt und ihn zusammen mit ihren eigenen 3 Kindern großzieht. Theresa vergräbt sich hinter den Mauern der Abtei der Unbefleckten Empfängnis und wird Nonne. Der Kontakt der Schwestern bricht irgendwann gänzlich ab und eine Zeit des Schweigens beginnt.
50 Jahre später, 2009, stirbt Patrick bei einem Verkehrsunfall. Bringt dieses traurige Ereignis die Schwestern wieder näher zueinander?

J. Courtney Sullivan ist eine Meisterin der leisen Töne. Sehr sensibel beschreibt sie die Gedanken und Sorgen der beiden Frauen, in der Gegenwart und auch in der Vergangenheit. Ich lerne die Beiden so intensiv kennen, kann zum Schluss verstehen, warum sie gehandelt haben, wie sie es getan haben. Von Noras Seite immer nur auf das Wohl der Anderen bedacht. Theresa, erst kleine Egoistin, die sich dann ganz dem Leben für Gott zuwendet und endlich ihren Frieden findet. Ich kenne ihre kleinen Geheimnisse und kann nachvollziehen, wie sich die Distanz für die Beiden immer mehr aufgebaut hat. Aus der einistigen innigen Verbundenheit baut vorallem Nora eine Mauer um sich abzugrenzen. In Noras Familie wird Theresa totgeschwiegen. Es gibt sie einfach nicht. Und für Noras Kinder ist es wie ein Schock, dass es plötzlich eine Schwester ihrer Mutter gibt.
Auch die anderen Personen der Geschichte haben so verschiedene und vielschichtige Charaktäre, die sich leicht einprägen lassen und das Familienbild komplettieren. Jeder hat so seine kleinen Geheimnisse, die hier langsam ans Licht kommen und die die Familie so menschlich und authentisch machen.

Ein sehr gefühvoller, sensibler und teilweise ergreifender Familienroman, der all die Jahre aus Vergangenheit und Gegenwart gekonnt zusammenführt. Da das Ende relativ offen bleibt, kann sich jeder seine Geschichte selbst zuende spinnen.

Ein tolles Buch für alle, die "geheimnisvolle" Familiengeschichten mögen.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Eine berührende Familiengeschichte

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Als ich das Buch in die Hand nehme, fällt mir zunächst die hochwertige Verarbeitung auf: unter dem ansprechend gestalteten Schutzumschlag kommt ein grünes Hardcover mit Prägung zum Vorschein, zudem fühlen ...

Als ich das Buch in die Hand nehme, fällt mir zunächst die hochwertige Verarbeitung auf: unter dem ansprechend gestalteten Schutzumschlag kommt ein grünes Hardcover mit Prägung zum Vorschein, zudem fühlen sich die Seiten auffällig gut an.

J. Courtney Sullivan ist es gelungen Personen zu erschaffen, die einem nah gegen, obwohl sie bei weitem nicht unfehlbar (und vielleicht deshalb so sympathisch) sind. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm klar, direkt und doch anschaulich. Mit Rückblenden und Erzählungen in mehreren Ebenen ist die Gliederung spannend gemacht und das Gegenteil von eintönig.

Es wird ein sehr interessantes Familiengeflecht beschrieben, in dem es um ungesagte Dinge und Geheimnisse, uneheliche Kinder, Alkoholsucht, Homosexualität geht. Die Schwestern Nora und Theresa wachsen in Irland auf und wandern in die USA aus, als es dort keine Zukunft mehr für sie gibt. Doch auch das neue Leben gestaltet sich schwierig, Pläne und Sehnsüchte bleiben unerfüllt. Fünfzig Jahre später trifft die Familie anlässlich einer Beerdigung wieder aufeinander und stellt sich endlich den Dingen, die seit der Einreise in Amerika geschehen sind.

Ein wunderbar kluges und großartiges Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Berührend

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In jungen Jahren wandern Nora und ihre Schwester Theresa aus einem kleinen Dorf in Irland aus. Ihre neue Heimat wird Boston. Nora heiratet dort ihren schon länger dorthin ausgewanderten Freund Charlie, ...

In jungen Jahren wandern Nora und ihre Schwester Theresa aus einem kleinen Dorf in Irland aus. Ihre neue Heimat wird Boston. Nora heiratet dort ihren schon länger dorthin ausgewanderten Freund Charlie, bekommt 4 Kinder und entwickelt sich vom schüchternen Mädchen zur selbstbewußten Frau. Theresa hingegen geht nach einer Schwangerschaft in ein Kloster. Die beiden Schwestern leben sich auseinander. Als Noras Sohn Patrick stirbt, kommen sich die Schwestern wieder näher und haben einiges aus ihrer Vergangenheit zu bereinigen. 

Hier hat die Autorin ein sehr gefühlvolles Buch geschrieben. Aber es ist wohltuend gefühlvoll ohne in den Kitsch zu gleiten. Sie schreibt sehr einfühlsam über das Entfremden und wieder Zusammenfinden zweier Frauen, deren Leben nicht unterschiedlicher verlaufen konnte. Der Schreibstil ist einfach wunderschön, man kann sich als Leser in einfach jeden Charakter hineindenken und fühlt mit ihnen. Ein Buch, bei dem man nachdenklich wird.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Berührende, realistische Familiengeschichte

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Vorab: Ich mag die Bücher dieser Autorin einfach!

Warum? Die Schreibweise ist klar und verständlich, ohne oberflächlich zu sein. Die Geschichten sind überaus kunstvoll konstruier. Man kann in den Büchern ...

Vorab: Ich mag die Bücher dieser Autorin einfach!

Warum? Die Schreibweise ist klar und verständlich, ohne oberflächlich zu sein. Die Geschichten sind überaus kunstvoll konstruier. Man kann in den Büchern einfach versinken. Und die Geschichten haben Tiefgang. Schon "Die Verlobungen" hat mich damals sehr begeistert. Und auch dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen - und war am Ende traurig, dass ich die Figuren nun gehen lassen musste - sehr gerne hätte ich noch erfahren, wie es weitergeht.

Für mich ist es genial, wie die Autorin es schafft, Protagonisten zu erschaffen, die bei weitem keine Helden sind. Und die den Leser doch sehr berühren.

Erzählt wird die Geschichte der beiden Schwestern Nora und Theresa und ihrer Familien. Sie wachsen in Irland auf. Und als es dort keine Zukunft mehr gibt, wandern sie in die USA aus. Der Verlobte von Nora wohnt schon dort und für Theresa gäbe es dort eine Chance, eine Ausbildung als Lehrerin zu beginnen. Eigentlich wäre Nora lieber in Irland geblieben, sie geht nur ihrer Schwester zuliebe mit. Denn die Verbindung zum Verlobten Charlie ist nicht die große Liebe. Es hätte eben nur gepasst, weil die Farmen nebeneinander lagen. Aber jetzt geht die Farm an den Bruder - und Charlie will sich in den USA eine Existenz aufbauen und dann wieder als gemachter Mann nach Irland zurückkehren. Aber man erfährt direkt zu Anfang des Buches, dass Charlie in den USA geblieben ist. Und, dass Nora und Charlie zusammen geblieben sind.

Für Nora scheinen sich also viele Träume nicht erfüllt zu haben. Und direkt am Anfang des Buches wird vom Tod ihres ältesten Sohnes berichtet.
Und was ist aus ihrer Schwester geworden? Und warum ist alles so gekommen, obwohl Theresa und Nora doch so viele Pläne hatten?

Die Geschichte wird in mehreren Zeit-Ebenen und mit Rückblenden erzählt, was die Geschichte gut gliedert und für Spannung sorgt.

Es zeigt sich, dass es ein großes Familiengeheimnis um den ältesten Sohn gibt. Der Leser merkt recht schnell, um welches Geheimnis es sich handelt. Aber die Familie weiß nicht Bescheid. Und im Grunde genommen geht es in diesem Buch darum: Es wird nicht genug miteinander geredet, vieles bleibt unausgesprochen: Uneheliche Kinder, Homosexualität, Alkoholsucht, begrabene Träume....
Jedes Familienmitglied kämpft mit seine eigenen Dämonen - und trotzdem gibt es auch Wärme und Zusammenhalt und Freude in der Familie. Denn eine andere Familie hat man nicht. Und jeder versucht, trotzdem seinen Lebensweg zu finden.

Und dies gilt auch für Nora und Theresa, die beiden so unterschiedlichen Schwestern, die durch Schicksalsschläge und vor allem durch die Moralvorstellungen der Zeit in den 50ern ihr Leben nicht so leben konnten, wie eigentlich erwünscht. Daher ist das Buch auch ein Zeugnis über die Einschränkungen, die ein Frauenleben noch vor wenigen Jahrzehnten bestimmten.
Und auch ein Buch darüber, wie Menschen mit dem Leben zurecht kommen, das sich eben so aus verschiedenen Gründen ergeben hat.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Wunderschön und sehr traurig

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„Manchmal verging zwischen einem Tag und dem nächsten ein ganzes Leben.“

Es ist 1957, als die einundzwanzigjährige Nora Flynn und ihre jüngere Schwester Theresa Irland verlassen und mit dem Schiff nach ...

„Manchmal verging zwischen einem Tag und dem nächsten ein ganzes Leben.“

Es ist 1957, als die einundzwanzigjährige Nora Flynn und ihre jüngere Schwester Theresa Irland verlassen und mit dem Schiff nach Boston auswandern. Dort wartet Charlie, Noras Verlobte, der schon vorher nach Boston ist, um alles vorzubereiten. In Irland gibt es keine Optionen mehr für sie – und so machen sie sich hoffnungsvoll auf zu einem neuen Leben. Theresa möchte Lehrerin werden und Nora wünscht sich nichts mehr, als ihr diesen Traum zu erfüllen – koste es, was es wolle. Doch Theresa macht einen folgenschweren Fehler. Sie wird schwanger. Nora trifft eine Entscheidung, die ihr und Theresas Leben für immer verändern wird.

Fünfzig Jahre später trifft sich die ganze Familie bei einer Beerdigung wieder. Auch Theresa, die inzwischen im Kloster lebt, trifft Nora seit Jahren zum ersten Mal wieder. Hier müssen sie endlich aufarbeiten, was in den Jahren seit der Einreise in Amerika passiert ist.

Sullivans Schreibstil ist außerordentlich; ruhig und flüssig. Die Charaktere sind stark, die Geschichte unendlich realistisch – ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Nora und Theresa sind zwei starke Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jede versucht, auf ihre Art mit der Entscheidung zurechtzukommen. Die Kapitel spielen abwechselnd in 1957/1958 und 2009, und Sullivan schafft es auf brillante Weise, so alle relevanten Treffen und Briefwechsel über 50 Jahre zu beschreiben. Ein außerordentliches Buch, das nachdenklich und traurig macht, aber auch eine wunderschöne Erzählung.