Das Einzelkind Lizzy ist gewiss ein aufgewecktes Mädchen, das über viel Phantasie verfügt, was lobenswerterweise von ihren Eltern gefördert wird, ohne das Kind, dessen Alter nicht angegeben ist, das ich aber auf sieben bis acht Jahre schätze, zu überfordern. Wie die meisten Kinder mag auch Lizzy Rollenspiele, die bei ihr aber über bloßes Spielen hinausgehen. Irgendwann, vielleicht wird das ja im mir unbekannten Vorgängerband erwähnt, muss jemand Lizzy ein Detektivset geschenkt haben, das dazu führte, dass das Mädchen eine zweite Identität angenommen hat, nämlich die der Superdetektivin Wanda!
Wann immer Lizzy etwas nicht ganz geheuer vorkommt, beginnt ihr Bauch zu 'blubbern' – und das tut er reichlich oft in der Geschichte – und sie mutiert zu eben jener Wanda, was sie jedoch, außer vor den Eltern, streng geheim hält. Warum das so ist, weiß man nicht, aber womöglich, weil sie meint, dass Detektive unbekannt bleiben müssen? Jedenfalls, wenn das Bauchblubbern beginnt, das mir während der Lektüre schon ein klein wenig auf die Nerven ging, verwandelt sie sich, nimmt die Haare zu einem Dutt zusammen (warum denn wohl das, frage ich mich bis zum Ende...) und schlüpft in ihren schwarzen Kapuzenpulli, ihre Uniform, in der sie sich stark und unbesiegbar fühlt. Kleider machen Leute? Für Lizzy trifft dieser weise Spruch zu, denn als Wanda ist sie kühn, stellt Nachforschungen an – man könnte auch sagen, dass sie ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt, in Dinge, die sie nichts angehen. Sie schnüffelt herum, um das mal auf den Punkt zu bringen, was ihre Eltern freilich noch unterstützen, mit den üblichen pädagogischen Warnungen und Ratschlägen. Sie sind obendrein sogar bereit, mit dem Töchterlein, wenn es mal wieder seinen 'Bitte-bitte-Blick' aufsetzt, auf Verfolgungsjagd respektive auf die Jagd nach Phantomen zu gehen! Schließlich hat ja Lizzys Bauch geblubbert...
Und wie der Titel des Buches schon sagt hat Lizzy-Wanda einen neuen Fall zu lösen: die Katze ihrer Freundin Mia ist nicht mehr auffindbar, Mia ist dauerhaft untröstlich und in Tränen aufgelöst und bittet die Freundin um Hilfe, in der Hoffnung, dass Tausendsassa Lizzy die Dinge schon richten wird. Und in der Tat, Wanda-Lizzy, oder wer immer sie gerade ist, hat alsbald einen Verdacht! Zeitgleich mit dem Verschwinden der Katze Lucy werden bunte Waschkörbe in der Siedlung, in der Mia und Lizzy leben, vor die Haustüren gestellt. Kleidersammlung, wie die Anwohner per Flyer informiert werden. Irgendetwas kann da nicht stimmen, meint die kühne Detektivin und tüftelt einen, wie sie meint, genialen Plan aus, in den sie auch ihren Vater einspannt, der ihr nur allzu willig folgt. Das Ergebnis? Nun, das wird man erfahren, wenn man sich an die Fersen der jungen Schnüfflerin heftet, die gar zu gerne andere Leute ausspioniert....
Hm... Jeder, wenigstens in der Geschichte, ist begeistert von den herausragenden Fähigkeiten des kleinen Mädchens, das meines Erachtens aber munter über das Ziel hinausschießt. Ja, es ist unbedingt wichtig, aufmerksam zu sein, Augen und Ohren offenzuhalten, für den Fall, dass Hilfe gebraucht wird, in welcher Form auch immer! Lizzy ist mir allerdings viel zu naseweis – und muss lernen, dass es Dinge gibt, die einen nun wirklich nichts angehen, gerade dann nicht, wenn es um die Privatsphäre geht, auf die jedermann ein Recht hat, selbst wenn man sich für die großartigste Detektivin der Welt hält. Für einen unterhaltsamen Kinderkrimi – und den haben wir hier durchaus! - mag das angehen, doch im wahren Leben sollte man ein wenig aufpassen, mit Anschuldigungen vorsichtig sein. Keinem gefällt das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen oder gar einem Kind Rede und Antwort stehen zu sollen.
Aber nun, diese Gedanken zu dem hier zu besprechenden Kinderbuch kommen von einem Erwachsenen! Kinder mögen das ganz anders sehen und an der Geschichte einfach nur ihre Freude haben – und genau darauf kommt es schließlich an – solange sie sich nicht berufen fühlen, es dem Kind Lizzy-Wanda nachzutun....