Cover-Bild Samtene Scheidung
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21,00
inkl. MwSt
  • Verlag: nonsolo Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 184
  • Ersterscheinung: 04.03.2024
  • ISBN: 9783947767175
Jana Karšaiová

Samtene Scheidung

Ruth Mader-Koltay (Übersetzer)

Katarína kehrt aus Prag nach Bratislava zurück, um Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen. Dort erwarten sie nicht nur die alten Meinungsverschiedenheiten mit ihrer Mutter, sondern sie ist überdies gezwungen, das Fehlen ihres Mannes Eugen zu rechtfertigen.

"Samtene Scheidung” erzählt von Verrat, uneingestandenen Sehnsüchten und von Brüchen, die neu zusammengesetzt werden müssen, um Heilung zu finden. Die Protagonistin des Romans ebenso wie das Land, in dem sie geboren wurde, scheinen nach dem Verlust der Vergangenheit auf der Suche nach sich selbst zu sein.
Während der wenigen Tage, die Katarína in ihrer Heimatstadt verbringt, hat sie Gelegenheit, ihre früheren Studienkolleginnen wiederzutreffen: Mirka, Daniela und Viera, die wegen eines Stipendiums nach Italien gezogen ist und deren Besuche in der Slowakei immer seltener werden. Katarína und Viera tauschen sich über ihre jeweiligen Beziehungsprobleme aus: Viera erzählt von ihrem Verhältnis mit der Dozentin Barbara, und Katarína berichtet, wie Eugen sie zwei Monate zuvor verlassen hat – mit einem Zettel auf dem Küchentisch. Dabei erinnert sie sich an die einzelnen Phasen ihrer Beziehung, von der ersten Begegnung über die vielleicht etwas verfrühte Hochzeit bis hin zu ihrem Schmerz über das Verlassenwerden, den sie gegenüber ihrer Familie noch nicht artikulieren kann. Mitunter scheinen in der Rückblende auch Bruchstücke ihres Lebens in Bratislava unter dem kommunistischen Regime auf. In Anlehnung an den Begriff „Samtene Revolution“, mit dem die Auflösung des kommunistischen Staates Tschechoslowakei bezeichnet wird, steht „Samtene Scheidung“ für die kurz darauf erfolgte Aufspaltung in die beiden Staaten Slowakei und Tschechische Republik. Im Roman steht dieser Begriff aber zugleich metaphorisch sowohl für die Trennung Katarínas von ihrem Mann, als auch für Vieras Distanzierung von einem Land, dessen Erstarrung nicht zu ihrem Lebensstil passt…

Die vielfältige und tiefgründige Erzählweise Jana Karšaiovás wäre schon für eine Muttersprachlerin beachtlich und ist umso außergewöhnlicher für eine Autorin, die in einer anderen sprachlichen Umgebung aufgewachsen ist und sich bewusst für das Italienische entschieden hat.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2024

Ein Roman über Verrat, Sehnsüchten und Heilung.

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Das Cover fand ich interessant gestaltet und hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Der Titel des Buches ist gut gewählt.

In dem Buch geht es um Katarina. Sie lebt in Prag, reis aber zu Weihnachten ...

Das Cover fand ich interessant gestaltet und hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Der Titel des Buches ist gut gewählt.

In dem Buch geht es um Katarina. Sie lebt in Prag, reis aber zu Weihnachten in ihre Heimat Bratislava. Doch mit der Heimreise kommen alte Gefühle hoch. Das Missverstehen, die Meinungsverschiedenheiten mit ihrer Mutter. Auch ihre Schwester hat dieses Verhalten der Mutter abbekommen und bleibt dem Fest fern. Auch ihr Mann Eugen ist beim Fest nicht dabei und Katarina muss sich den unangenehmen Fragen stellen, kann sie ehrlich sein und die Trennung offenbaren? Auch ihre Freunde reisen nach Hause und man trifft sich. Alte Erinnerungen und neue Erfahrungen treten aufeinander. Katarina denkt viel nach über ihre Leben und ihre Zukunft. Kann man Verrat verzeihen? Und können seelische Brüche heilen?

Der Schreibst war sehr angenehm zu lesen und Katarina war ein sehr facettenreicher Charakter. Die Beschreibungen von Bratislava haben mir gefallen und ich konnte mir alles gut vorstellen. Die Geschichte hatte viel Tiefgang und Emotionen, das hat mich beeindruckt. Ich empfehle das Buch auf jeden Fall weiter.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Identität, Sprache und Fremdheit vor dem Hintergrund der Teilung der Tschechoslowakei

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Nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erleben die Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei 1993 erneut ein weiteres historisches, einschneidendes Ereignis, dass ihre Lebensrealität ...

Nur wenige Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erleben die Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei 1993 erneut ein weiteres historisches, einschneidendes Ereignis, dass ihre Lebensrealität abermals entscheidend verändern soll: die Samtene Scheidung - die Trennung von Tschechien und der Slowakei. Jana Karšaiová gibt in ihrem gleichnamigen Roman einen Einblick darin, was dies für die Lebensrealität der Menschen bedeutet hat.

Im Mittelpunkt des Romans steht Katarina, stammend aus Bratislava, in einer Beziehung mit dem Tschechen Eugen, aus wohlhabender Familie, gemeinsam leben sie in Prag. Bis Eugen für Katarina völlig unvorbereitet eine Auszeit nimmt. Diese reist daraufhin zu Weihnachten allein zu ihrer Familie nach Bratislava, muss sich unangenehmen Fragen zu ihrer Ehe stellen, beginnt jedoch auch sich mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen, die eng mit den Herausforderungen des Landes und der Region, sowie deren Folgen für die Menschen, die in ihnen leben verbunden sind.

An Katarina, ihrer Familie, wie auch ihren Freund*innen, wird deutlich wie komplex und prägend die historische Situation war und ist und was dies mit Menschen und Familien macht. Nationale Vorbehalte von Außen, Korruption im Inneren, wachsende Perspektivlosigkeit, die die einen in Alkohol wie weiteren Drogen zu erdrücken versuchen und der die anderen durch Migration entfliehen, und dazu die Konsequenzen des einen wie des anderen für die Familien, zerrissen, zerrüttet durch Trennung, Stress und Sucht.

Die Beziehung zwischen der Slowakin Katarina und dem Tschechen Eugen nimmt dabei eine zentrale Rolle im Roman ein, indem in ihr strukturelle Unterschiede, Vorurteile, Verständigung, ihre Herausforderungen und Grenzen zwischen den beiden ehemaligen Landesteilen der Tschechoslowakei verhandelt werden, gleichzeitig jedoch auch der Vergleich des früheren kommunistischen Staates mit der aktuellen Situation. Vorurteile gegenüber Slowakinnen gibt es jedoch nicht nur in der Tschechischen Republik, sondern auch im restlichen Europa, oder den USA, wohin es, gerade junge Menschen angesichts der Perspektivlosigkeit im eigenen Land zieht, im Buch Katarinas Freundin Viera nach Italien, ihre eigene Schwester Dora in die USA.

Sensibel verhandelt die Autorin so die Themen (nationaler) Identität, Sprache und Fremdheit aber auch die Sehnsucht danach und schwierige Aufgabe sich selbst in diesem komplexen Geflecht zu finden und glücklich zu werden.

Es ist für mich der erste Roman, der sich mit der Region und ihrer Geschichte auseinandersetzt und für diese authentische Perspektive kann ich der Autorin und dem Verlag nicht genug danken. Trotzdem konnte mich der Roman nicht 100% fesseln, und ich bin unsicher, woran das konkret lag. Viele Beschreibungen der Region und Stadt Bratislavas wie auch Prags waren mir unbekannt, auch einige Wörter. Die Kapitel sind relativ kurz, sodass sich für mich keine echte Dynamik in der Erzählung und Tiefe in den Charakteren entwickeln konnte.

Insgesamt war für mich Samtene Scheidung jedoch ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch, weil es die besondere Situation in der ehemaligen Tschechoslowakei verdeutlicht und vor diesem historischen Hintergrund gelungen und klug die Fragen nach Identität und Neuanfang im Spannungsfeld zwischen Geschichte, Sprache, Sehnsucht und Fremdheit behandelt. Die Bücher des Nonsolo Verlags sind für mich mittlerweile ein Versprechen für hochwertige Literatur, die nachhallt.

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Eine Geschichte über eine Ehe, aufgepeppt mit historischen facts.

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Katarina ist über Weihnachten bei ihrer Familie und ihren Freundinnen in Bratislava. Ihr tschechischer Mann Eugen hat sie vor zwei Monaten verlassen. Über Silvester wird sie von ihrer besten Freundin Viera ...

Katarina ist über Weihnachten bei ihrer Familie und ihren Freundinnen in Bratislava. Ihr tschechischer Mann Eugen hat sie vor zwei Monaten verlassen. Über Silvester wird sie von ihrer besten Freundin Viera in deren neue Heimat Italien eingeladen.

Der Debütroman ist verständlich und gefühlvoll geschrieben. Immer wieder sickern mittels Rückblicke die Einblicke in Katarinas Leben durch.

Besonders spannend fand ich die historischen Einschübe, die sehr gut informiert haben.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Ein anspruchsvoll-ambivalenter Beziehungsroman mit historisch interessantem Setting

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[TW: Alkoholismus, Fehlgeburt, Unfalltod]

In „Samtene Scheidung“ bin ich erstmalig mit der Slowakei und ihrer Geschichte besonders nach dem Ende der Tschechoslowakei in Berührung gekommen. Das vermittelte ...

[TW: Alkoholismus, Fehlgeburt, Unfalltod]

In „Samtene Scheidung“ bin ich erstmalig mit der Slowakei und ihrer Geschichte besonders nach dem Ende der Tschechoslowakei in Berührung gekommen. Das vermittelte Wissen über die Erfahrungen und gefühlten Ambivalenzen der Slowak:innen besonders mit Blick auf Tschechien fand ich hervorragend und organisch in die Handlung eingearbeitet.

Der Titel bezieht sich jedoch nicht nur auf die Trennung der beiden Länder, sondern auch auf die Beziehungen der Protagonistin Katarína, deren Ehemann sie (vorübergehend?) verlassen hat und die deshalb für das Weihnachtsfest alleine von Prag zu den Eltern nach Bratislava fährt. Sie reflektiert dort unter anderem über ihre frühe Heirat, Erlebnisse mit ihren Eltern und die veränderte Beziehung zu ihrer Schwester Dora.
In kurzen Sequenzen begleiten wir zudem Katarínas Kindheitsfreundin Viera, die eine Beziehung mit ihrer Dozentin Barbara eingeht und innerhalb dieser mit eigenen Problemen konfrontiert ist.

Ich mag die Bücher des Nonsolo-Verlags vor allem für ihre ganz besonderen und anspruchsvollen Beziehungsgeschichten. Solche finden wir auch in diesem Roman - Jana Karšaiová hat ein Händchen für Ambivalenz sowie das Zerbrechen und Neuzusammenfügen von Beziehungen jeglicher Art. Aufgrund der sehr fragmentarischen Erzählweise sowie der nicht klar abgegrenzten Zeitsprünge und Perspektivwechsel war ich für ein echtes Einfühlen aber leider etwas zu oft im Lesefluss irritiert. Das machte die Geschichte an einigen Stellen langatmig, an denen es nicht hätte sein müssen.

Die vermittelten Gefühle der Slowak:innen sowie die Abwertung derer durch Tschech:innen fand ich wiederum hervorragend dargestellt und hatte direkt den Impuls, mich mit der Geschichte der Tschechoslowakei zu beschäftigen.

Insgesamt habe ich die Geschichte in ihrer Vielschichtigkeit gerne gelesen und besonders das Ende fand ich auf Protagonistinnenebene stark, ich hätte mir aber ein wenig mehr Stringenz gewünscht. „Für uns gibt es keinen Namen“ hat mir aus dem Verlagsprogramm ein wenig besser gefallen, daher vergebe ich hier 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Distanz blieb für mich

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Katarina lebt mit ihrem Freund Eugen in Prag, bis sich dieser von ihr trennt, weil er eine Auszeit will. Statt allein in Prag zu bleiben, kehrt Katarina zu ihrer Familie zurück nach Bratislava. Doch das ...

Katarina lebt mit ihrem Freund Eugen in Prag, bis sich dieser von ihr trennt, weil er eine Auszeit will. Statt allein in Prag zu bleiben, kehrt Katarina zu ihrer Familie zurück nach Bratislava. Doch das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter war schon immer eher schlecht, was bis heute so geblieben ist. Dazu kommt, dass sie nun erklären und rechtfertigen muss, dass sie ohne ihren Mann Eugen da ist. Auch zu ihren Freundinnen hat Katarina mehr Distanz als früher. Doch von ihrer Freundin Viera wird sie über Silvester nach Italien eingehalten, wo sie sich über ihre Beziehungen und Probleme austauschen.

Jana Karšaiová erzählt in "Samtene Scheidung" nicht nur von der Trennung von Katarina und Eugen, sondern auch von der Trennung von Tschechien und der Slowakei, weshalb die Leser
innen auch historisches Wissen dazubekommen. Das schwierige Verhältnis zwischen Tschechinnen und Slowakinnen wird genauso deutlich wie die schwierigen Beziehungsverhältnisse, nicht nur zwischen Katarina und Eugen, sondern auch zwischen Viera und ihrer Dozentin Barbara, mit der sie ein Verhältnis hat.

Wir erfahren in Rückblicken, wie sich Katarina und Eugen kennengelernt haben, dass sie etwas verfrüht geheiratet haben und wie die Beziehung bis zur Trennung weiterlief. Untermauert wird das durch Rückblenden, die von dem Leben in Bratisvla erzählen, das durch das kommunistische Regime geprägt ist.

Jana Karšaiová schreibt ruhig und ich würde "Samtene Scheidung" als sehr langsames Buch beschreiben. Gerade das hat meinen Lesefluss oftmals gehemmt, ich hatte das Gefühl, alles plätschert so vor sich hin und es gibt kaum Handlung. Auch zu den Figuren blieb bis zum Schluss eine große Distanz, ich konnte Katarina einfach nicht greifen. Dafür habe ich mich das erste Mal mit der Geschichte der Tschechoslowakei bzw. dessen Trennung beschäftigt.