UNBEDINGT LESEN!
Beschreibung
Paula liebt ihren jüngeren Bruder Tim, dessen Faszination für die Tiefsee mit ihren Kreaturen ansteckend ist, über alles. Seit er jedoch bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam, ist ...
Beschreibung
Paula liebt ihren jüngeren Bruder Tim, dessen Faszination für die Tiefsee mit ihren Kreaturen ansteckend ist, über alles. Seit er jedoch bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam, ist für Paula nichts mehr wie zuvor. Sie stürzt in ein dunkles Loch der Depression. Erst nachdem sie bei einer verrückten Nacht-und-Nebel-Aktion den Senioren Helmut kennen lernt, erscheint für sie ein Licht am Ende des Tunnels. Kurzentschlossen begibt sich Paula mit dem wunderlichen alten Herrn auf eine Reise, die sie in die Vergangenheit führt und näher zu sich selbst bringt, als sie sich jemals zuvor stand.
Meine Meinung
Mit dem Roman »Marianengraben« wagt Jasmin Schreiber ihr literarisches Debüt zu einem ergreifenden Thema: Trauer & Depression. Bereits die sinnbildliche Titelauswahl und das dazu passende Cover in düsteren Blautönen mit den rot hervorstechenden Tentakeln ist ein Highlight und liefert die perfekte Untermalung zu Schreibers einzigartigem Werk.
Mit einer leicht verständlichen und präzise eingesetzten Sprache erzählt Jasmin Schreiber die Geschichte einer jungen Frau, deren Trauer um ihren jüngeren Bruder sie in eine dunkle Depression befördert hat. Schnörkellos und ohne Beschönigungen wird man als Leserin knallhart mit dem ganzen Schmerz und der Verzweiflung der Protagonistin Paula konfrontiert. Bei dieser authentischen Darstellung bleibt nicht verborgen, dass sich die Autorin, auch durch ihre Tätigkeit als Trauerbegleiterin und Sternenkinder-Fotografin, intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat.
Den Erzählstil von Jasmin Schreiber kann ich nur als ganz besonders und einzigartig beschreiben, denn wie sie mit Worten umgeht, diese in die richtige Stellung bringt und dabei eine außergewöhnliche Tiefe herbeiführt, sucht seinesgleichen. Die Atmosphäre wechselt mit der Verfassung der Protagonisten und sorgt für ein wahres Wechselbad der Gefühle. Schreibers Allegorien haben mir mehr als nur einmal einen dicken Kloß im Hals beschert und für nasse Augen gesorgt.
Von Seite zu Seite wird man von Paulas Depression und der zugrunde liegenden Trauer sogartig, wie von einem Strudel erfasst, der einen ins Bodenlose zieht.
Als rettender Anker tritt jedoch schon bald der etwas schrullige und verschrobene ältere Herr Helmut auf, der mit seiner kauzigen Sonderbarkeit und seiner Lebenserfahrung, Paula genau den Halt gibt, den sie so dringend nötig hat. Alleine der ersten Begegnung der beiden Charaktere, eines Nachts auf dem Friedhof, wohnt ein wohliger Humor inne, der im ersten Augenblick etwas komisch wirken mag, aber nach einer Reflexion der Dinge, der Situation eine Wahrhaftigkeit anhaftet, wie sie nur im echten Leben möglich ist.
Die auf den ersten Blick unheimlich kontroversen Persönlichkeiten, mit ihren herrlich ungeschliffenen Ecken und Kanten, sorgen im Aufprall miteinander für schräge Situationen und lassen mit einer Portion Komik Licht in das Dunkel der Geschichte, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Spontan schließen sich Paula und Helmut zusammen und begeben sich auf einen speziellen Road-Trip, bei dem schon bald klar wird, dass Beide bereits viel im Leben durchmachen mussten und gar nicht so unterschiedlich sind. Die Kraft und Hoffnung, die sie sich gegenseitig geben wabert über die Buchseiten hinaus, wie die Tentakeln auf dem Cover.
»Marinangraben« von Jasmin Schreiber ist ein Roman, der viel Aufmerksamkeit verdient, und ich hoffe sehr, dass er diese auch bekommt!
Fazit
Ein berührender Roman über Trauerbewältigung, Hoffnung und die Liebe zum Leben. Durch geistreichen Humor gelingt es Jasmin Schreiber, selbst bei diesem düsteren Thema, ihren Leserinnen ein hoffnungsfrohes Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. UNBEDINGT LESEN!