Eine atmosphärische Erzählung mit einem äusserst angenehmen Protagonisten – leider gelingt der Spannungsaufbau nicht, was zu wenigen langatmigen Passagen führt
William Warwick möchte Commissioner werden. Dafür muss er als Streifepolizist anfangen und entdeckt Seiten von London, die ihm bisher verborgen geblieben sind. Kurzerhand wird der Kunstliebhaber zum Dezernat ...
William Warwick möchte Commissioner werden. Dafür muss er als Streifepolizist anfangen und entdeckt Seiten von London, die ihm bisher verborgen geblieben sind. Kurzerhand wird der Kunstliebhaber zum Dezernat für Kunstfälschung versetzt, wo er mit dem bekanntesten Gemäldefälscher seiner Zeit in Berührung kommt. Währenddessen lernt er Beth Rainsford kennen, doch sie scheint ein Geheimnis vor ihm zu hüten …
Jeffrey Archers Einzelromane konnten mich bisher auf voller Länge überzeugen. Die Warwick Saga ist also die erste Reihe, die ich von ihm lese.
Um es gleich zu Beginn auf den Punkt zu bringen: Ich finde das Buch ganz gut. Es ist immerhin der Auftakt einer Reihe, das erst einmal das Fundament für weitere Geschichten legt. Charaktere werden vorgestellt und Williams Leben wird aufgegleist. Bis in die Mitte finde ich die Geschichte spannend und aufrüttelnd. Zwar ist sie relativ konfliktarm – was für einen Roman doch ziemlich gewagt ist – aber irgendwie läuft es.
Sicherlich liegt das an dem Schreibstil des Autors, der es wieder einmal schafft, die Worte zu Sätzen zu bilden, die ohne ein geringstes Zögern ihre Arbeit tun und erzählen. Was mir am meisten gefällt, ist, dass es er sich nicht mit ellenlangen Beschreibungen aufhält. Es gibt natürlich Beschreibungen der Gebäude, der Menschen und der Städte, aber nur so detailliert, wie man es auch braucht. Der Rest wird gezielt ignoriert, was die Erzählung selbst dynamischer wirken lässt. Die Informationen werden nicht hinausgepresst, damit man alles erklärt hat, sondern die Handlung passiert einfach und fortlaufend – wie im echten Leben.
William ist vergleichsweise ein einfach gestrickter Protagonist, aber das macht ihn so liebenswürdig. Er steht einem nah, obwohl man keine Gemeinsamkeiten miteinander hat, und trotzdem interessiert man sich für seine Geschichte.
Bei Jeffrey Archer habe ich vor allem die Spannungsbögen immer gelobt, das nervenzerreissende Warten bis zum Schluss, um zur Auflösung zu gelangen. Hier ist das leider nicht der Fall. Denn vor allem in der zweiten Hälfte wartete ich vergeblich auf irgendetwas. Es ist nicht so, dass nichts passiert, aber je länger eine Atempause andauert, desto mehr Spannung baut sich an, und wenn dann ein eher enttäuschender Höhepunkt kommt, wirkt die Handlung sehr flach. Zwar immer noch wie im echten Leben, aber nicht wie eine aufbauende und mitreissende Erzählung, was dieser Roman wahrscheinlich sein möchte.
Das Finale ist zu gewissen Teilen überraschend, zu anderen vorhersehbar. William Warwick konnte mich jedoch überzeugen und ich werde der Reihe eine weitere Chance geben und hoffe auf eine verwickeltere und mitreissendere Geschichte.
Fazit
William Warwick und die weiteren Charaktere in der Geschichte, können mich mit ihrer Komplexität überzeugen. Der Schreibstil von Jeffrey Archer ist wie zu erwarten mitreissend und lässt nicht locker, wo die Handlung doch eher Schwächen zeigt. Vor allem in der zweiten Hälfte lässt die Spannung nach, wo ich sie am meisten erwartet hätte. Nichtsdestotrotz ist es eine atmosphärische Geschichte und ein Protagonist, die zusammen viel Potenzial für Weiteres haben.