Viel Hype um wenig – Ein unspektakulärer Thriller
Aus dem trauten und glücklichen Familienleben wird ein Alptraum, als zwei entflohene Häftlinge in das abgeschiedene Traumhaus der Familie Tremont eindringen. Sandra und die 15 jährige Tochter Ivy werden ...
Aus dem trauten und glücklichen Familienleben wird ein Alptraum, als zwei entflohene Häftlinge in das abgeschiedene Traumhaus der Familie Tremont eindringen. Sandra und die 15 jährige Tochter Ivy werden als Geiseln genommen, während die Täter den Vater brutal zusammenschlagen. Sandra kennt einen der Männer nur zu gut, doch diesen betreffenden Teil ihres Lebens hat sie ihrer Familie bis heute verschwiegen.
Die Autorin:
Bereits im Alter von zwei Jahren, während andere Kinder gerade das Sprechen in ganzen Sätzen lernen, diktierte Jenny Milchman ihrer Mutter Geschichten, die diese für sie aufschreiben musste. Mit fünf war ihr dann vollkommen klar, dass sie später einmal Schriftstellerin werden möchte. Um jedoch ein sicheres Standbein neben dem Schreiben zu haben, studierte sie Psychologie. Den Wunsch, Autorin zu werden, hegte sie jedoch weiterhin und 2013 wurde ihr Traum mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans "Cover of Snow" Realität. Mittlerweile sind weitere zwei Bücher von Jenny Milchman erschienen, die ebenfalls in das Thriller-Genre fallen. (Quelle: LovelyBooks)
Reflektionen:
Night Falls hat mich enttäuscht. Überall ist mir dieses Buch begegnet und ich hatte entsprechend hohe Erwartungen.
Familie Tremont lebt in einem Traumhaus in äußerst abgeschiedener Lage. Vater Ben leitet ein Unternehmen für Off Road Adventures, während die Mutter als Therapeutin in einer psychiatrischen Abteilung einer Klink arbeitet. Tochter Ivy ist 15 Jahre alt und im pubertären Alter.
Die Geschichte startet mit typischem Pubertätsgehabe, dass die 15 jährigen Tochter gegenüber ihrer Mutter an den Tag legt. Es entfacht ein Streit, in dem Ivy ihre Mutter unter anderem als Lügnerin bezichtigt, auf die Mutter Sandra nicht eingeht. Die bezichtigte Lüge hätte in diesem, spätestens im nächsten Kapitel aufgegriffen werden müssen, denn sie wiegt schließlich schwer. Als Leser möchte ich mehr darüber erfahren, warum die Tochter die Mutter der Lüge bezichtigt, doch diese Information bleibt Kapitel um Kapitel aus. Es kommt mir so vor, als wenn die Lüge schon mal in die Handlung gestreut wird, weil sie letztendlich später in die Handlung passt, aber es wird nie eine Antwort darauf geben, wie Ivy überhaupt darauf kommt, dass Mutter Sandra in einer bestimmten Sache gelogen haben soll.
Unglücklich langatmig nimmt die Geschichte seinen Lauf, ohne dass wirklich interessantes passiert. Auch ein zweiter Handlungsstrang, der von einem Gefängnis Ausbruch erzählt, lässt mich weiter ermüdend vor mich hin lesen. Die ausgebrochenen Häftlinge haben nur ein Ziel, dass Haus von Familie Tremont zu erreichen.
Erst gegen Mitte des Buchs kommt es zu Szenen die mich ansatzweise fesseln und mich kurzweilig spannend unterhalten. Dialoge werden interessanter und das Geschehen wird endlich „etwas“ komplexer und somit „etwas“ anspruchsvoller.
Es ist nicht so das Jenny Milchmans Stil uninteressant wäre oder ihre Sprache ausdruckslos, doch weder Stil noch Sprache können hier die Handlung, einem Thriller ebenbürtig, genug bereichern.
Interessant hingegen empfand ich die Charakterzeichnung der aus dem Gefängnis ausgebüxten Figur Harlan. Harlan ist von der Statur her ein Riese, der jedoch nur mit einem kleinen Hirn gesegnet ist. Im Grunde besitzt er ein gutes Herz, doch Zeit seines Lebens ist er es gewohnt Anweisungen entgegen zu nehmen und wird so von allen manipuliert, in diesem Fall von Nick, der ihn schaurige Dinge tun lässt. Harlan trägt ein kleines Fellbüschel in seinen Schuhen, welches er irgendwann der Tochter Ivy zeigt, dass er dann liebevoll auf einem Kissen bettet und streichelt. Es handelt sich um ein Stück des Teddys, seiner Schwester. Die Geschichte Harlans fand ich sehr rührend, denn im Zuge der Geiselnahme wächst eine kleine positive Beziehung zu Ivy, die Harlan ein wenig Selbstwertgefühl einhaucht und ihn aufmuntert seine eigene Meinung zu bilden und zu äußern. Die Konflikte die aus dieser Situation, zwischen Täter und Opfer entstanden sind, fand ich gut dargestellt.
Alle anderen Figuren erschienen mir sehr blass und auch wie schon tausend Mal dagewesen. Mir fehlte jegliche Power und Spannung, die mich sonst bei einem Thriller an die Seiten presst.
Die Perspektiven wechseln zwischen den Häftlingen und der Familie Tremont, teilweise finden Rückblicke statt. Mit etwas Kopfschütteln habe ich drei Kapitel gelesen, die aus Sicht des Hundes Mac geschrieben waren, dass passte dann überhaupt nicht mehr in einen Thriller. Ich habe das zähe Buch zu Ende gelesen, bleibe jedoch enttäuscht zurück.
Fazit und Bewertung:
Ein unspektakulärer Thriller, der nur sehr gemäßigte Spannung bereithält. Den Hype um dieses Buch kann ich absolut nicht nachvollziehen.