Wo Frau Maier (ohne Vorname, wenigstens will sie diesen nicht preisgeben) hinkommt, findet sich alsbald auch eine Leiche ein! Das wissen all diejenigen Leser, die der in die Jahre gekommenen, etwas rundlichen Dame aus Kauzing, Besitzerin eines urgemütlichen kleinen Hauses am See und einer schwarzen Katze, ebenfalls ohne Namen (gegen die scheint Frau Maier grundsätzlich etwas zu haben), bereits in den vier Vorgängerbänden begegnet sind. Und denen, die sie noch nicht kennen, wird das sehr bald und auf gewohnt vergnügliche Art und Weise klar werden! Etwas eigentümlich ist sie schon, die bodenständige Frau, für die es nichts Schöneres gibt als den Ort, an dem sie lebt und den sie eigentlich um nichts in der Welt verlassen möchte. „Home is where the heart is“, so denkt sie sich immer wieder und Elvis Presleys Lied begleitet sie durch den unterhaltsamen fünften Band der Krimireihe von Jessica Kremser, denn da treffen wir sie anstatt an ihrem geliebten See in einem Wellnesshotel in der Steiermark an.
Frau Maier und Wellness? So recht scheint das nicht zu passen, und am skeptischsten ist die patente Protagonistin mit dem ausgeprägten Eigenwillen selber. Und ungehalten ist sie, über sich selbst ärgerlich, weil sie sich diesen Wellnessurlaub von ihrer Bekannten Elfriede, die beinahe schon eine Freundin ist (auch mit diesem Begriff tut sich die kauzige Heimatverbundene schwer), hat aufschwatzen lassen. Ein Gewinn war er – und sowas darf man nicht verfallen lassen, selbst wenn man sich das Handgelenk gebrochen hat, meint die resolute Leiterin der Sparkasse in Kauzing. Und solchen Argumenten hat Frau Maier, finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet, nichts entgegenzusetzen! Zudem deutet die Elfriede etwas von dunklen Machenschaften und einem verschwundenen Hoteldirektor in Frau Maiers künftigem Erholungsdomizil, dem Steirischen Hof an – und da wird die Gute doch aufmerksam und neugierig! Sie hat eben einen sechsten Sinn für Verbrechen aller Art und schnüffelt für ihr Leben gern in verdächtigen Angelegenheiten herum, die eigentlich Sache der Polizei sind (zu der Frau Maier kein sonderliches Vertrauen hat), – wie sie auch in dieser Geschichte unter Beweis stellen wird, denn in der Tat dauert es nicht lange, bis sie im Wellnesshotel, in dem sie sich zuerst recht fehl am Platz fühlt, allmählich aber doch all die Annehmlichkeiten zu schätzen lernt, die es bietet und sie weidlich ausnutzt, nicht nur auf ungewöhnliche Vorgänge und ebensolches Verhalten einiger Angestellter stößt, sondern – wie kann es anders sein? - des Nachts die Leiche des Hotelbuchhalters in dem von ihr als 'Kannibalenkochtopf' getauften Whirlpool findet.
Doch das ist erst der Anfang, denn Frau Maiers Neugierde bleibt nicht unbemerkt von denen, die etwas zu verbergen haben, etwas Schändliches, das niemals das Licht des Tages erblicken sollte. Flugs gerät sie von einer brenzligen Situation in die nächste und schließlich gar in höchste Lebensgefahr! Und wäre da nicht der Hotelgast Wolfgang Woitschak – Woitschi! - gewesen, der in mehrfacher Hinsicht ein Auge auf die entschlossene Hobbydetektivin geworfen hatte, dann hätte diese womöglich ihr Haus, ihren See, ihre Katze und nicht zuletzt den netten Nachbarn Andreas, dem sie mehr als nur Sympathien entgegenbringt, nie mehr wiedergesehen....
In der Tat, auch der fünfte Band um die sympathische, durchaus spezielle Frau Maier, nicht gerade ein Ausbund an Freundlichkeit - womit sie aber nur ihr gutes Herz und auch ihre Verletzlichkeit verbergen möchte -, die eigentlich ihr beschauliches, wenngleich auch einsames Leben, worüber sie oft traurig ist, durch nichts auf der Welt eintauschen möchte, auch nicht gegen einen noch so schönen Urlaub, ist so liebenswert, wie er spannend und abwechslungsreich ist. Und dass die Autorin eine gewisse Vorliebe für Wellnessurlaube hat, kann sie auch nicht verleugnen! Selbst diejenigen, die sich aus Aufenthalten in den Verwöhnoasen nichts machen, könnten in Versuchung geraten, wenn sie gemeinsam mit der Protagonistin die Tagesroutine in einer solchen Einrichtung langsam kennen- und schätzen lernen. Wenn Frau Maier sich zögernden Schrittes auf ihr unbekanntes Terrain begibt, sich zuerst in den Whirlpool – wir erinnern uns: den, in dem der tote Buchhalter ruhte! - unterm Sternenhimmel wagt, dann ganz berauscht ist vom warmen, wirbelnden Wasser und am liebsten gar nicht mehr herausklettern würde, und später sogar in die Sauna vordringt und richtig Gefallen daran findet, dann würde gar mancher Leser sicher gerne und sofort mit ihr tauschen.
Also ja, die besondere Atmosphäre eines Wellnesshotels wird wunderbar eingefangen in diesem netten Vertreter des Cosy Crime – sieht man einmal ab von den merkwürdigen Vorkommnissen, die in aufregendem Gegensatz stehen zu dem Frieden und der Entspannung, die die Gäste dort zu finden hoffen. Aber wie Frau Maier weiß – das Verbrechen lauert überall und macht auch vor Inseln der Ruhe und der Erholung nicht Halt! Damit aber all das wieder einkehren kann, ist es auf jeden Fall ihre Aufgabe, darin Agatha Christies berühmter Miss Marple nicht unähnlich, es zu bekämpfen, bevor sie sich wieder auf den Heimweg macht zur Katze, dem Haus, dem See – und Andreas. Denn getreu nach Elvis: „Home is where the heart is“...