Ein traumhaftes Ambiente reicht nicht
Mit der Veröffentlichung des Romans „Inselluft“ startet Jette Hansen ihre neue Reihe Stürmische Zeiten auf Föhr. Leider muss ich gestehen, dass ich weder schon einmal was von der Autorin gehört bzw. gelesen ...
Mit der Veröffentlichung des Romans „Inselluft“ startet Jette Hansen ihre neue Reihe Stürmische Zeiten auf Föhr. Leider muss ich gestehen, dass ich weder schon einmal was von der Autorin gehört bzw. gelesen habe und somit war dieses Buch meine Premiere. Das Cover und der dazugehörige Klapptext haben meine Sehnsucht nach Föhr und auf Sarahs Geschichte mehr als nur geweckt. Also begann ich diese knapp 284seitige Werk zu lesen
Der angenehme flüssige Schreibstil der Autorin ließ mich sofort in Sarahs Geschichte ein und abtauchen. Dank der brillanten und detaillierten Kulissenbeschreibung fühlte ich mich fast so wie im Urlaub. Die Strandpromenade, die typischen Friesenhäuschen oder das Meeresrauschen konnte ich mir sehr gut vorstellen. Das Ambiente war hier perfekt eingefangen worden. Tja, und das war es leider auch schon. Die Charaktere, die quasi das A und O sind, waren mir zu oberflächlich dargestellt worden. Keine Person, die mir authentisch oder gar sympathisch rüberkam. Normalerweise erinnere ich mich an die eine oder andere Figur, aber zu dem Thema fällt mir partout gar nichts mehr ein. Sie hinterließen keinen bleibenden Eindruck und das finde ich mehr als nur schade, denn wenn das schon nicht stimmt, kann die Handlung es fast nicht mehr rausreißen und zu der kommen wir jetzt. Die Geschichte dreht sich um Sarah, die in Königswinter wohnt, aber dort fällt ihr die berühmte Decke auf den Kopf. Um Abstand zu gewinnen und um mit sich ins Reine zu kommen, nimmt sie eine 6monatige Vertretungsstelle auf Föhr an. Kaum angekommen schließt sie auch schon zahlreiche Freundschaften u.a. mit dem Künstler Sven und Tierarzt Marten, die sie beide sehr sympathisch finden, aber das Thema Männer ist bei Sarah durch. Obwohl sie eigentlich ihre Probleme in den Griff bekommen sollte, kümmert sie sich um die Sorgen ihrer neuen Freunde, was nicht gerade bei jedem gut ankommt. Sarah ist eine nette und herzensgute Frau, aber erstens kann sie nicht Nein! sagen und zweitens scheut sie den Konflikt. Mir war sie einfach zu nett. Was mir zudem auch nicht gefiel, war, dass nicht nur Sarah, sondern auch jeder ihrer neuen Bekanntschaften einen großen Ballast mit sich herumtrug. Kindsverlust, Selbstmord, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, um nur einige nennen zu wollen. Diese Themen sind keine leichte Kost und sie dann auf knapp 300 Seiten zu behandeln, fand ich schon etwas gewagt. Hinzu kamen noch die steifen Dialoge, die die Sache auch nicht wett machen konnten. Insgesamt fand ich die Stimmung sehr düster und Handlungen passierten so nebenbei. Mir fehlten die Wohlfühlmomente, um abzuschalten oder gar Luft zu holen. Von Romantik oder romantischen Momenten will ich gar nicht schreiben, denn die waren ebenfalls nicht vorahnden.
Unter dem Romantitel Inselluft habe ich mir einen schönen Wohlfühlroman mit Herz vorgestellt, der mich auf eine der schönsten Inseln Deutschlands entführt und mich den Alltag vergessen lässt. Leider Fehlanzeige! Entweder spricht der Klapptext eine völlig „andere Sprache“ und weckt bei den Lesern falsche Erwartungen oder meine Erwartungshaltung war zu hoch gegriffen. Ich weiß es nicht, aber eins weiß ich definitiv: mein Roman war dies leider nicht.
Für das wundervolle Ambiente der Insel und das schöne Cover gibt es 2 Sterne.