Nachdem ich das erste Buch von Jo Platt, "Herz über Kopf" schon gelesen habe und ich es eigentlich ziemlich gut fand, machte ich mich nun daran, ihren zweiten Roman zu lesen. "Die Bücherfreundinnen" hört sich ja auch interessant an, vor allem der Buchclub. Gut, man kann sich hier schon denken, wie das Buch ausgehen wird, aber so ist das bei fast allen Liebesromanen, ist ja nichts Ungewöhnliches. Beim Lesen gab es dann aber kaum etwas, das ich überraschend fand. Das meiste konnte ich im Voraus schon ahnen, es gab wirklich gar keine großen Wendungen. Das hat mich dann schon ein wenig enttäuscht, denn wenigstens ein bisschen Überraschung sollte selbst in Chick Lit vorhanden sein.
Was mir gleich aufgefallen ist: Im Klappentext wird von 4 Mitgliedern des Buchclub (also ohne Jon) erzählt, Alice, Miriam, Sophie und Abigail. Nur fehlt ein Mitglied, nämlich Connie! Da stellt sich einem doch die Frage, wieso Connie aus dem Klappentext verbannt wurde. Ist sie nicht wichtig genug? Ist es, weil sie die Älteste in der Runde ist? Weil sie eher zurückhaltend ist? Wiesooo?!
Den Beginn des Buches empfand ich außerdem als ein bisschen verwirrend. Im ersten Kapitel wird man direkt in ein Treffen des Buchclubs geworfen und mit den verschiedenen Namen fast schon beworfen. Es ist schwer, sich da zurechtzufinden. Mit der Zeit lernt man dann zwar alle Charaktere besser kennen, aber anfangs ist man eben ein wenig planlos. Wären nicht vorne alle Mitglieder des Buchclubs einmal aufgelistet und ein bisschen erklärt (eine schöne und gute Idee übrigens), ich wäre wahrscheinlich echt durcheinander gekommen. Der Anfang der Geschichte dröppelt auch ein bisschen vor sich hin. Gespräche, Gedanken der Protagonistin Alice, es wird vielleicht ein Date ausgemacht... Irgendwie passiert noch nicht wirklich viel. Zwar lernt man die Personen dadurch besser kennen, doch es zieht sich und ich hab länger gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Später wird es auf jeden Fall interessanter. Es kommt zu Missverständnissen und Streits, wodurch die Handlung Fahrt aufnimmt. Gut, superspannend fand ich es zu keiner Zeit, aber etwa ab der Hälfte lässt sich das Buch leichter lesen.
Was ich schön finde, ist, wie vor allem zu Beginn noch Extra-Kapitel eingeflochten werden, die aus Alice' Vergangenheit erzählen. So lernt man nämlich auch Lydia kennen, die in der Gegenwart des Buches bereits gestorben ist, aber irgendwie doch einen wichtigen Teil des Romans ausmacht. Man erfährt, wie Alice, Lydia und Miriam sich kennengelernt haben, wie sie erkrankt ist und was danach war. Gut, man erfährt nicht wirklich viel aus der Vergangenheit, es sind nur ein paar Mini-Kapitel, aber sie helfen einem wenigstens, einen kleinen Eindruck zu bekommen.
Es gibt eine Sache an der Handlung, die mich ziemlich aufgeregt hat. Das Ende. Und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Nicht nur, wie die Geschichte für die Figuren endet, hat mich genervt. Es werden nämlich ausnahmslos alle glücklich und zufrieden, irgendwie findet jeder sein Glück. Das war mir eindeutig too much, so viel heididei ist zu viel des Guten! Und zweitens das Ende-Ende, also die letzten Seiten beziehungsweise Zeilen. Nein. Einfach nein. Das ist doch kein schöner Abschluss! Ehrlich, ich saß da, hab mir das Ende durchgelesen und war ganz einfach unzufrieden damit. Der Rest der Story ist ja ganz interessant und süß, aber das Ende hat mir nicht gefallen.
Was die Charaktere angeht, bin ich ein bisschen gespalten. Manche der Figuren mochte ich richtig gerne. Besonders Sophie hat es mir angetan mit ihrer direkten Art, hinter der sich aber doch mehr versteckt. Sie fand ich unheimlich gut dargestellt, authentisch und witzig. Sie hat sich eindeutig zu meinem Lieblingscharakter etabliert, deren Geschichte mich fast noch mehr interessiert hat als die von Alice. Dann mal zur Hauptperson. Von Alice weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich von ihr halten soll. Sie ist manchmal wirklich trottelig, was sie mir in manchen Situationen sympathisch machte, aber vor allem zum Ende hin hätte ich sie teilweise schütteln können, weil sie das Offensichtliche nicht sehen konnte/wollte/was auch immer. Was Jon angeht, konnte ich mir von ihm kein richtiges Bild machen. Andere Charaktere hingegen wurden ziemlich klischeehaft dargestellt. Die aufgedrehte und leicht zu begeisternde Abigail, die zurückhaltende, schüchterne Connie, Miriam, die typische Mutter mit Hausfrauensorgen und schwieriger Ehe... Dabei hätten hier so viele interessante Charaktere aufeinander treffen können schade dass nicht mehr daraus gemacht wurde.
Zuletzt noch zum Schreibstil. Der war leicht und locker, dementsprechend schön zu lesen, weshalb ich das Buch (nach dem etwas schwierigen Auftakt) schnell lesen konnte. Jo Platt schreibt so, dass man einfach immer weiter lesen kann, spiegelt die Gefühle der Charaktere gut wider und schreibt unterhaltsame Dialoge. Aber sehr besonders finde ich ihren Schreibstil nicht. Außerdem fehlten mir die Situationen in diesem Buch, die mich zum Lachen bringen oder zumindest zum Schmunzeln. Im Nachhinein kann ich mich wirklich an keine Szene erinnern, die so witzig gewesen ist, dass ich lachen musste, dabei gehört eine Portion Witz für mich eigentlich in das Genre mit hinein.
Der Roman gehört für mich also zu den mittelmäßigen.