Cover-Bild Der große Fehler
(71)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 23.03.2022
  • ISBN: 9783257071917
Jonathan Lee

Der große Fehler

Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)

Die Welt besteht aus Fehlern und Flickversuchen. Und manchmal aus seltsamen Missverständnissen. Andrew Green ist tot. Erschossen am helllichten Tag, an einem Freitag, den 13. Spekulationen schießen ins Kraut. Verdankt New York dem einstigen Außenseiter doch unter anderem den Central Park und die New York Public Library. Inspector McClusky nimmt die Ermittlungen auf. Was wussten die übereifrige Haushälterin, der Präsidentschaftskandidat Tilden und die brillante Bessie Davis, der halb New York zu Füßen liegt?

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2022

Eine vergessene Persönlichkeit - Auf den Spuren von Andrew Haswell Green - Father of greater New York

0

Schon der Anfang, genauer gesagt der 1.Satz dieses historischen Roman‘s erzählt sein Ende voraus.

Andrew Haswell Green wird hochbetagt im Alter von 83 Jahren vor seiner Haustür an einem Freitag den 13. ...

Schon der Anfang, genauer gesagt der 1.Satz dieses historischen Roman‘s erzählt sein Ende voraus.

Andrew Haswell Green wird hochbetagt im Alter von 83 Jahren vor seiner Haustür an einem Freitag den 13. im Jahre 1903 erschossen.

Der kriminalistische Aspekt dieser Tat und dessen Aufklärung rückt in der Erzählung allerdings in den Hintergrund, denn es geht dem Autor Jonathan Lee mehr um die Biografie des Ermordeten , der in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Farmers aufwuchs und eine beeindruckende Karriere hingelegte. In seinem arbeitsreichen Leben entwickelte er sich mit Glück und Geschick vom Handelslehrling bis zum Anwalt, Stadtplaner und Visionär und wurde eine respektierte, wenn auch einsame Person des öffentlichen Lebens, ohne den es den heutigen Central Park nicht gäbe. Aber auch das Museum of Modern Art, die Public Library , The Natural History Museum und die Verbindung von Manhattan und Brooklyn, nicht zu vergessen, hat man ihm zu verdanken. Heute ist er fast vergessen. Nur eine Marmorbank, die ihm gewidmet wurde, steht an wenig prominenter Stelle im Central Park, was sehr traurig ist.



Der Autor springt in seinem Roman zwischen der Gegenwart 1903, in der ein Inspektor Clusky das Motiv des Täters eher schlecht als recht herauszufinden versucht und Episoden aus Green‘s Vergangenheit, in der wir als Leser den Werdegang dieses beeindruckenden Mannes und seinen inneren Antrieb mitverfolgen können. Da er seine sexuelle Orientierung zu seiner Zeit nicht hat ausleben können und dürfen, waren seine Projekte, bei denen er versuchte auch der ärmeren Bevölkerung z.B durch einen freien öffentlichen Park mehr Lebensqualität zu ermöglichen, sein ganzer Lebensinhalt.

Es war eine anspruchsvolle Lektüre, die mir großen Spaß gemacht hat. Viele tolle Sätze habe ich mir markiert, weil ich die Formulierungen einfach großartig fand. Lee schreibt bildhaft , gewürzt mit Humor und Poesie.

Auch die Struktur des Roman‘s hat mir richtig gut gefallen. Es gibt Feinheiten zu entdecken, die ich hier nicht verraten möchte. Fast würde ich sagen, am Ende hätte ich mir noch 100 Seiten gewünscht, um noch mehr von Green‘s Projekten zu erfahren, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Für mich war das Buch ein unerwartetes Highlight, und das nicht nur für New York Liebhaber, so dass ich sehr gerne eine Empfehlung ausspreche.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2022

Kein Krimi - eine spannende Lebensgeschichte

0

Den Klappentext habe ich wohl etwas missinterpretiert, mein großer Fehler sozusagen, denn der klang für mich nach einem Krimi, wobei es sich beim Buch dann eher um eine Lebensgeschichte handelt. Die Story ...

Den Klappentext habe ich wohl etwas missinterpretiert, mein großer Fehler sozusagen, denn der klang für mich nach einem Krimi, wobei es sich beim Buch dann eher um eine Lebensgeschichte handelt. Die Story beginnt mit dem Mord an Andrew Green, woraufhin Inspector McClusty seine Ermittlungen aufnimmt und man nach und nach mehr über das Leben des Ermordeten erfährt. Von seiner Kindheit in ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen bis über seine Zeit in Trinidad bis hin zu seiner Zeit in seiner Wahlheimat New York für die er im Laufe seines Lebens viel geleistet hat. So entspringt zB der Central Park oder die Öffentliche Bibliothek seinem Schaffen. Ziel seines Lebens war für Andrew Green den Sprung vom Bauernsohn zu einer gebildeten, angesehenen Persönlichkeit zu werden.
Der Schreibstil ist Anfangs aufgrund vieler Schachtelsätze etwas gewöhnungsbedürftig, nach ein paar Kapiteln kommt man aber dann in einen Lesefluss. Zu Beginn des Buches war mir nicht klar, dass es sich bei Andrew Green um eine reale Persönlichkeit handelte, über deren Leben der Autor nun dieses Werk verfasst hat, um ihn aus der Vergessenheit zu holen. Nachdem ich einen Krimi erwartet hatte, wurde die Story dann spannend für mich, als ich feststellte, dass historische Fakten rund um Andrew Green im Buch verarbeitet wurden. Und ich es sehr bemerkenswert fand, was er in seinem Leben für New York geleistet hat. Sollte ich je nach NY reisen, werde ich auf alle Fälle in der Stadt Ausschau nach seinen Spuren halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Großartige Literatur

0

In diesem Buch geht es um einen fast vergessenen großen Amerikaner. Ohne Andrew Haswell Green sähe New York heute anders aus. Er war ein wichtiger Stadtplaner und Rechnungsprüfer, leitete die Bauarbeiten ...

In diesem Buch geht es um einen fast vergessenen großen Amerikaner. Ohne Andrew Haswell Green sähe New York heute anders aus. Er war ein wichtiger Stadtplaner und Rechnungsprüfer, leitete die Bauarbeiten für den Central Park und die Public Library, sorgte für den Zusammenschluss von Manhattan und Brooklyn zu "Greater New York".

Jonathan Lee schreibt eine freie Biografie zu diesem aufregenden Leben, beginnend mit der Ermordung Greens im Jahr 1903, ein Mord, der auf einer Verwechslung beruht.

Green wuchs in einfachen Verhältnissen in Massachusetts auf, sein Vater schickte ihn mit 13 Jahren zum Geld verdienen in einen einfachen Kaufmannsladen nach New York. Lange Zeit suchte er seinen Weg, war bildungshungrig und fleißig. Die Begegnung mit dem wohlhabenden Samuel Tilden ändert sein Leben vollkommen. Die beiden Männer fühlen sich zueinander hingezogen, dürfen das aber nicht zeigen, zumal Tilden politische Ambitionen hat. Schließlich gelingt es Greene Rechtsanwalt zu werden und zugleich macht er sich in der Stadt mit seinen Ideen unentbehrlich. Trotzdem fühlt er sich sein Leben lang wie ein Eindringling, der eigentlich nicht in die vornehme Gesellschaft gehört. An ihn erinnert einzig eine einsam gelegene Bank im Central Park. Das wird sich hoffentlich nach diesem Buch ändern!

Die Ermittlungen zu dem Mordfall werden im Hintergrund ebenfalls beschrieben, aber es handelt sich nicht um einen Krimi.

Jonathan Lee hat ein wunderbares Buch über diesen Außenseiter geschrieben. Seine Sprache ist melodisch und präzise, fein gedrechselte Sätze begeisterten mich immer wieder. Er kommt der Hauptperson nahe, ohne indiskret zu sein und als Leser fühlt man mit dem einsamen Mann.

Besonders gelungen finde ich wieder einmal das Titelbild. Der Elefant spielt eine Rolle im Leben des Ermittlers McClusky, er erinnert aber auch an den Satz "Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten!" und die feine Zeichnung seiner Oberfläche mit einem Teil des Stadtplans von New York macht das Bild sehr vielschichtig. Absolut passend!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Vielschichtig und mit feiner Feder geschrieben

0

Interessant geschriebener Roman. Zuerst beschreibt Jonathan Lee genau und detailgetreu was Andrew Green getan hat, an jenem Freitag, den 13. November 1903, bis er erschossen wurde. Wir erfahren sogar, ...

Interessant geschriebener Roman. Zuerst beschreibt Jonathan Lee genau und detailgetreu was Andrew Green getan hat, an jenem Freitag, den 13. November 1903, bis er erschossen wurde. Wir erfahren sogar, dass er seinen Kaffee aus exakt 36 Kaffeebohnen gebrüht haben will, was seine Haushälterin für ihn kochen will. Danach schwenkt der Fokus auf seine Kindheit auf einer Farm außerhalb New Yorks. Eine Kindheit und erste Jugendzeit in der so vieles unausgesprochen bleibt. Diese wechselnden Perspektiven, aus Andrews Sicht, aus den Erzählungen von Mrs.Bray, der Haushälterin und den Ermittlungen von Inspector McClusky werden zum Schluss Andrew Greens Leben, Bild und Werk vor unseren Augen entstehen lassen. Und auch den Mord an Andrew Green unspektakulär und der Wahrheit entsprechend aufklären.
Wenn wir das Buch als Krimi betrachten, ist es ein „Raskolnikow“ Krimi oder Inspector Columbo Krimi. Will sagen, wir kennen das Opfer, wir kennen den Täter, wir müssen nur noch erfahren, weshalb die Tat geschah.
Wenn wir das Buch als historischen Roman betrachten, ist es eine hoch interessante Abhandlung über New York, wie Brooklyn ein Teil von New York wurde, wie der Central Park zustande kam, wie und mit welchen Geldern (Achtung, Spoiler: korrupte Gelder) die Brooklyn Bridge gebaut wurde.
Betrachten wir das Buch als einen biographischen Roman: Die agierenden Personen im Buch sind reale, historisch attestierte Personen. Die Homosexualität der beiden Freunde Andrew und Samuel wird sehr diskret und wie nur am Rand behandelt, obwohl sie das Leben der beiden bestimmt hat, mit der ständigen Angst der Entdeckung, der Verdrängung der Gefühle, die nie und unter keinen Umständen offenbart werden dürfen, oftmals auch in der Abgeschiedenheit ihrer Privaträume.
„Der große Fehler“ – worin besteht er denn eigentlich? Ist es ein Fehler einen Menschen zu lieben, mit einer Liebe die die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit nicht erlauben? Dann ist es aber nicht der Fehler des Individuums, sondern ein kollektiver Fehler der Gesellschaft. Ist der Tod an Andrew H. Green ein Fehler? Ja, auf jeden Fall, Mord ist immer ein Fehler, nur in diesem Fall ist der Fehler banal und brutal und sinnlos zugleich: Cornelius Williams hält Andrew Green für einen anderen und erschießt ihn. Eine Verkettung von Zufällen führt zur Verwechslung und zur Bluttat.
Das Buch wird von einem feinen, tiefsinnigen, oftmals hintergründigen Humor durchwebt, ab und zu werden ein paar Szenen von geradezu grotesker Intensität erzählt, wie z.B. die Szene in der der angetrunkene Zoopfleger seine Elefantendame Topsy durch die Straßen New Yorks reitet und Topsy mit dem Kopf in der Tür der Polizeiwache steckenbleibt während sich die Polizisten innerhalb des Gebäudes in die Zelllen in Sicherheit bringen. Unübertroffen ist auch die Begründung, mit der Mrs. Bray eine Gehaltserhöhung argumentiert und gewinnt.
Wahrscheinlich ist die Episode mit Topsy auch die ultima ratio für das Titelbild des Buches. Auf jeden Fall passend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2022

Toller historischer Roman

0

Den Klappentext fand ich sehr mysteriös und konnte mir nicht viel darunter vorstellen, gerade deshalb hat mich das Buch gereizt. Es gibt im Roman zwei Erzählstränge: zum einen die Ermittlungen zum Mord ...

Den Klappentext fand ich sehr mysteriös und konnte mir nicht viel darunter vorstellen, gerade deshalb hat mich das Buch gereizt. Es gibt im Roman zwei Erzählstränge: zum einen die Ermittlungen zum Mord an Andrew Haswell Green durch Inspektor McClusky 1903 und zum anderen das bemerkenswerte Leben des Andrew Haswell Green (geboren 1820). Durch die Rückblenden auf sein Leben taucht man in das 19. Jahrhundert ein und da er ein langes und abwechslungsreiches Leben geführt hat, fand ich es ausgesprochen interessant und gut recherchiert. Ich hatte noch nie von ihm gehört, obwohl er so viel für New York geleistet hat und finde, dass es dem Autor genial gelungen ist, Andrew H. Green in diesem Roman lebendig werden zu lassen. Der Schreibstil ist poetisch und humorvoll und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, so sehr hat es mich gefesselt. Zum Romanende erklärt sich der Buchtitel und ergänzend findet sich noch ein Interview mit dem Autor. Dieses fand ich sehr interessant, da er schildert, wie er recherchiert hat und welche Teile Fiktion oder Realität sind. Toll gemacht und unbedingt empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere