Cover-Bild Leere Herzen
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 13.11.2017
  • ISBN: 9783630875231
Juli Zeh

Leere Herzen

Roman
Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2017

Ein erschreckende Zukunftsvision wird hier interessant erzählt.

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Die Autorin zeigt ein düsteres Bild einer Zukunftsvision von Deutschland und setzt ihre Protagonistin Britta in den Mittelpunkt. Britta ist desillusioniert, hat eine kleine Familie, ein Eigenheim und betreibt ...

Die Autorin zeigt ein düsteres Bild einer Zukunftsvision von Deutschland und setzt ihre Protagonistin Britta in den Mittelpunkt. Britta ist desillusioniert, hat eine kleine Familie, ein Eigenheim und betreibt eine Praxis für Psychotherapie. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Babak eröffnet Britta eine Heilpraxis für Suizidprävention, die Brücke. Dort betreuen sie suizidgefährdete Personen und vermitteln sie an Organisationen wir Green Peace oder Daesh für medienwirksame Selbstmordattentate.
Die politische Lage in Deutschland ist folgende: Angela Merkel musste ihren Posten für Regula Freyer von der BBB (Besorgte BürgerBewegung) räumen, die die Freiheiten der Bürger immer weiter einschränkt.


Dieses Buch zeigt ein Gedankenspiel, eine politische und gesellschaftliche Annahme, die sich gegen die bestehende Ordnung auflehnt. Es geht um Gefühlslosigkeit, Gleichgültigkeit und Geschäftemacherei. Hier wird mit bestehender Politik und Gesellschaftsansichten abgerechnet, es werden Entwicklungen aufgezeigt, die mit Gewalt und Terror regelrecht spielen. Wird unsere Zukunft so aussehen? Werden wir die Gefahr, die sich in der Gesellschaft anbahnen könnte, beherrschen und abwenden können? Dieser Roman macht nachdenklich, verwirrt aber auch mit der scheinbaren Gleichgültigkeit der Protagonistin, die ihren Profit aus der Absicht von Selbstmördern zieht.
Das Buch ist großartig geschrieben, es gibt Denkanstösse und hinterfragt unsere bestehende Situation von Politik und Gesellschaft.



Der Roman entwickelt sich von bloßer Unterhaltung weiter über Gesellschaftskritik zu einem echten Spannungsroman. Brittas Leben, ihre Gefühle, Sorgen und Ängste bekommt man durch innere Monologe hautnah serviert. Von anfänglicher besorgender Zukunftsvision geht es über in einen politisch gefärbten Thriller. Es scheint eine Mahnung zu sein, sich nicht gedankenlos weiter in unserem Gesellschaftsleben treiben zu lassen. Die Gefahr von Machtübernahme und Bedrohung besteht immer.

Mir hat gut gefallen, wie differenziert die wenigen Figuren dargestellt werden. Man kann sich von ihnen ein Bild machen und erkennt das Potential der jeweiligen Charaktere. Manche sind nicht nur für sich selbst eine Gefahr. Sie sind Empty Hearts.


Dieses Buch zielt ab auf eine Zukunfts-Vision. Wer gern zukunftsträchtige Literatur liest und sich mit Politik beschäftigt, für den ist dieser Roman genau richtig.

Veröffentlicht am 12.02.2018

So erschreckend und beängstigend

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Bewertet mit 3 Sternen

Zum Buch:
Britta und ihr Geschäftspartner Babak haben in der Fußgängerzone von Braunschweig eine Heilpraxis, angeblich. Gemeinsam führen die beiden "Die Brücke, für sie ...

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Buch:
Britta und ihr Geschäftspartner Babak haben in der Fußgängerzone von Braunschweig eine Heilpraxis, angeblich. Gemeinsam führen die beiden "Die Brücke, für sie ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Britta und Babak sind desillusioniert, pragmatisch und denken über sich selbst, sie haben den absoluten Durchblick.
Doch eines Tages geschieht ein Unglück und sie bekommen auf unliebsame Weise Konkurrenz und ihr Leben ist in Gefahr ...

Meine Meinung:
Juli Zeh spielt mit den Ängsten. Leere Herzen ist ein aktueller Politthriller,.der uns alle provoziert und vielleicht dem ein oder anderen die Augen öffnet.
Der Roman ist gut geschrieben, die ein oder andere Szene hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen, aber am Ende hat alles seinen Sinn.

So ganz weiß ich nicht, was ich davon halten soll, die Ängste und auch den Hass mit so einem Buch noch weiter zu schüren, daher habe ich mich mit der Bewertung mal in dem mittleren Bereich gehalten. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte es mir vielleicht besser gefallen.

Veröffentlicht am 12.01.2018

konnte mich nicht wirklich packen

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Julia Zehs „Leere Herzen“ spielt im Jahr 2055: Angela Merkel ist zurückgetreten, eine mit großer Mehrheit gewählte Partei, unter der es das bedingungslose Grundeinkommen genauso gibt, wie den Kampf gegen ...

Julia Zehs „Leere Herzen“ spielt im Jahr 2055: Angela Merkel ist zurückgetreten, eine mit großer Mehrheit gewählte Partei, unter der es das bedingungslose Grundeinkommen genauso gibt, wie den Kampf gegen Überfremdung oder starke Einschränkung der Presse, ist an der Macht.
Erzählt wird unter anderem die Geschichte von zwei befreundeten Familien mit jeweils einer Tochter und unterschiedlichen Lebensstrategien und Plänen. Es handelt sich um die Familien von Britta und Janina; Britta, desillusioniert von Welt, Politik und Gefühlen betreibt zusammen mit Babak die „Brücke“, eine Praxis für Leute, die bei Internetrechcherche auf Selbstmörderseiten aufgefallen sind. Ausgewählte werden eingeladen und durchlaufen in einer Therapie verschiedene Übungen und Stufen um ihren festen Willen zu testen, Niedrigbepunktete zurück ins Leben zu entlassen und Standhafte äußerst gewinnbringend als Selbstmordattentäter an Orgnisationen zu vermitteln – bis zu dem Zeitpunkt, an dem „die Brücke“ Konkurrenz zu erhalten scheint...

Britta und Janina spielen immer wieder ein Spiel, dass sie „Dilemma“ nennen; eine von ihnen denkt sich eine Situation aus und die andere muß sich zwischen zwei vorgegebene Lösungen entscheiden. Bei einem Dilemma-Spielchen muß man sich entscheiden zwischen einer Waschmaschine oder dem Wahlrecht. Und in ein ähnliches Dilemma gerät Britta am des Buches: Sie muß sich entscheiden, ob es vertretbar ist, eine demokratisch gewählte Regierung zu putschen.

Dieses war das zweite Buch von Julia Zeh, das ich gelesen habe, direkt nach „Unterleuten“, an das es meiner Meinung nach nicht herankommt.

Julia Zehs Schreibstil empand ich als sehr kühl und distanziert; was für dieses Thema vielleicht genau passend sein kann. Für mich hat es eine ganze Zeit, etwas mehr als die ersten 50 Seiten, gedauert um in der Geschichte anzukommen; als auf Distanz gehaltener Betrachter wurde ich mit keiner der beschriebenen Personen wirklich warm. Ein bißchen dick aufgetragen war mir dann auch der erzieherische Ansatz dieses als „Lehrstück“ empfundenen Romans. Selbstverständlich ist es wichtig, sich politisch zu bilden und für seine Überzeugungen einzutreten, aber als Apell und Quintessenz dieses Buches macht das Ganze auf mich schon den Eindruck, das es sich wohl eher als Schullektüre für Jugendliche mit anschließender Diskussionsrunde eignet. Die, die sich Sorgen machen, wohin die Angst vor Entfrendung und der Wahlerfolg der Afd führen könnten, werden durch diesen Roman kaum erschüttert werden...
Ich muß gestehen, dass ich etwas mehr erwartet habe; so läßt mich das Buch noch nicht einmal betroffen oder nachdenklich zurück.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Deutschland im Jahr 2025

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Ihre Herzen sind leer. Lahmgelegt von dem gesellschaftlichen Überdruss. Desinteresse und Lethargie herrschen vor bei den Menschen im Deutschland des Jahres 2025, das Juli Zeh in ihrem neuen Roman „Leere ...

Ihre Herzen sind leer. Lahmgelegt von dem gesellschaftlichen Überdruss. Desinteresse und Lethargie herrschen vor bei den Menschen im Deutschland des Jahres 2025, das Juli Zeh in ihrem neuen Roman „Leere Herzen“ ausmalt. Politik ist zur lästigen Nebensache geworden. Nachdem Angela Merkel den Posten der Bundeskanzlerin an Regula Freyer von der Besorge Bürger Bewegung (BBB) abgegeben hat, ist Deutschland wie erstarrt. Ein Effizienzpaket nach dem anderen hebelt die Demokratie aus.

Zeitungen? Gibt es kaum noch. Dafür aber ein Grundeinkommen, das alle zufriedenstellt. Und um die, die nicht zufrieden sind, kümmert sich die Partei der BBB. Die Anspielungen auf die AfD lassen sich kaum übersehen. So ist „Leere Herzen“ in erster Linie ein politisches Buch, in zweiter Linie ein Roman und zuletzt auch ein Thriller.

Das politische Buch ist ein Appell, sich einzumischen. Moralingetränkt kommt der Schluss daher, dieses „Empört euch! Mischt euch ein! Demokratie muss man ertragen!“ der Juli Zeh. Britta, die Hauptfigur des Werkes, erkennt, dass man mit Zynismus und Nüchternheit die Welt nicht verändern kann. Und: dass es möglich ist, die Welt zu ändern. Mit ihrer Dystopie will Zeh keinen Blick in die Zukunft wagen, sondern den Blick auf die Gegenwart lenken. Daher stört es auch nicht, dass Zehs Zukunftsvision eher zufällig und sporadisch wirkt, wenig durchdacht. Hier und da erfährt man etwas von den Veränderungen, die Deutschland umwälzen. Oft wird es nur am Rande erwähnt.

Mit ihrem Roman fährt Juli Zeh dabei mehrgleisig. Da ist zunächst die Welt zweier Familien, die gegensätzlicher nicht sein könnten. So erinnert der Anfang des Romans ein wenig an Juli Zehs Roman „Unterleuten„. Die kleine Welt der Familien wird geschildert. Hier ist Zeh eloquent und prägnant wie eh und je.

Doch kommt in ihrem Roman „Leere Herzen“ eine weitere Welt hinzu: Britta und ihr Geschäftspartner Babak leiten die Therapie-Praxis „Die Brücke“ für Selbstmordgefährdete. Und sie schlagen Kapital aus ihrer Praxis. Denn wer nicht heilbar ist, wird an Organisationen weitervermittelt, die Selbstmordattentäter suchen. Ein lukratives Geschäft. Die hohe Erfolgsquote dieses Unternehmens lässt Britta ein finanziell sorgloses Leben führen. Für sie zählt das Geschäft, ein schlechtes Gewissen hat sie nicht.

Allerdings endet mit einem versuchten Selbstmordattentat im Leipziger Frachtflughafen ihre Sorglosigkeit. Das waren keine von ihren Leuten. Immer mehr festigt sich in Britta die Gewissheit, dass es sich dabei nicht nur um Konkurrenz handelt, sondern dass „Die Brücke“ vernichtet werden soll. Sofort machen sich Britta und Babak daran, unter Beweis zu stellen, dass mit ihnen zu rechnen ist… Doch können die beiden nur darüber rätseln, wer denn nun gegen sie agiert. Spätestens hier wird aus dem Roman ein Thriller, ein Katz-und-Maus-Spiel mit ungewissem Ausgang.

Doch drei Dinge sind zwei zu viel. Dem politischen Roman fehlt es an substanzieller Gesellschaftskritik, dem literarischen Roman an Ausgestaltung und dem Thriller an Komplexität der Handlung (und an einem glaubwürdigen Ende). So sehr mir vieles in dem Roman gefallen hat: ein rundes Ganzes ist er für mich nicht.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Unterkühlt

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Babak und Britta führen ein Unternehmen, das Selbstmörder sucht: entweder, um sie vom Selbstmord abzuhalten oder um sie zu Selbstmordattentätern zu machen. Sie verkaufen die Kandidaten an die entsprechenden ...

Babak und Britta führen ein Unternehmen, das Selbstmörder sucht: entweder, um sie vom Selbstmord abzuhalten oder um sie zu Selbstmordattentätern zu machen. Sie verkaufen die Kandidaten an die entsprechenden Organisationen, weshalb Attentate nur noch perfekt, aber seltener stattfinden.
Die Geschichte spielt in naher Zukunft, an der Regierung ist eine Partei, die nach und nach die Grundrechte einschränkt und abschafft. Britta ist desillusioniert. Sie ist verheiratet, hat Freunde, ein Kind, ihr Mann scheint plötzlich Erfolg mit seinem Unternehmen zu haben, oder doch nicht?
Dann taucht auch noch Julietta auf – die erste Frau, die ein Selbstmordattentat begehen will – und plötzlich sprengen sich am Leipziger Flughafen zwei junge Männer in die Luft – und niemand weiß warum. Doch sie waren mal in Brittas und Babaks Firma und natürlich noch in ihrer Kundendatei …
Die Geschichte überrascht inhaltlich an vielen Stellen. Sie wirkt kühl, weil Britta versucht, so kühl zu sein, um nicht unterzugehen. Doch dadurch wirkt das Buch insgesamt recht kühl, linear, zielstrebig, ohne aber am Ende tatsächlich einem Ende, einer Überraschung, einem Highlight entgegen zu streben. Das Ende bleibt diffus, undeutlich.
Während die anfänglichen (im Text als nicht besonders gut versteckte Belehrungen) Warnungen Brittas vor einem Rechtsruck noch zeigen, wie sehr die Menschen sich treiben lassen, wenn sie ein Gefühl der Ohnmacht haben bzw. wenn sie keine ausreichenden Informationen besitzen, driftet der Roman in der zweiten Hälfte ins Unwirkliche ab. Der erste Teil wird von den Belehrungen (bzw. Warnungen) dominiert, der zweite von Aktionismus, beides überzeugt nicht wirklich.
Trotzdem kann man das Buch gut lesen, es bleibt aber ein Gefühl, dass da noch was fehlt.