Feminismus für Mädchen ab 13 Jahren
Der Begriff “Feminismus” ist seit einiger Zeit ja wieder in aller Munde. Doch was genau bedeutet Feminismus eigentlich? Leider herrscht immer noch das Vorurteil vor, dass Feministen Frauen mit Haaren auf ...
Der Begriff “Feminismus” ist seit einiger Zeit ja wieder in aller Munde. Doch was genau bedeutet Feminismus eigentlich? Leider herrscht immer noch das Vorurteil vor, dass Feministen Frauen mit Haaren auf den Zähnen und Büschen unter den Achseln sind, die alle Männer scheiße finden.
Nicht ganz so krass, aber mit ähnlichen Gedanken im Kopf bin ich an dieses Buch hier rangegangen. – Ja, tatsächlich, obwohl ich selber eine emanzipierte Frau bin, die auf ihre Rechte besteht und das, immer noch, herrschende Ungleichgewicht der Geschlechter unfair findet. Ich fordere meine Rechte nur nicht lautstark ein und das macht hier den kleinen Unterschied aus.
Diejenigen, die laut sind, fallen auf. Und die, die auffallen, sind nicht selten recht radikal eingestellt und durch die Präsenz dieser Frauen entsteht bzw. entstand leider auch das Vorurteil über Feminismus.
Hier mal eine kleine Definition:
"Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt" (Quelle: Google)
Klingt in meinen Ohren gut und gar nicht so radikal wie es vorher in meinem Kopf war.
Warum ich euch das alles erzähle? Weil ich finde, dass “How to be a girl: stark, frei und ganz du selbst” meinen Blickwinkel auf das Thema verändert hat und mein Interesse dafür geweckt hat. Und das obwohl ich nicht mehr der Zielgruppe entspreche, denn dieses Buch richtet sich an Mädchen ab 13 Jahren.
Die Autorin, Julia Korbik, spricht in ihrem Buch die jungen Mädchen direkt an, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Das Buch ist altersentsprechend geschrieben und wird sicherlich Gehör und Gefallen bei Mädchen finden, die sich für das Thema interessieren.
Besonders gut gefallen haben mir die Kurzporträts wichtiger Frauen aus den letzten Jahrhundert und was sie für die Rechte der Frau getan haben. Dass wir Frauen wählen dürfen, studieren oder arbeiten, dass wir auch im Gesetz gleichberechtigt sind, ist gar nicht so lange her und sich das mal zu vergewissern, empfinde ich als sehr wichtig. Daher gefällt es mir auch, dass sich das Buch an Mädchen im Teenageralter richtet.
Julia Korbik zeigt auf, dass wir Frauen und Mädchen uns nicht alles gefallen lassen dürfen, auch wenn es sich um eine vermeintlich humorvolle Bemerkung des Mathelehrers handelt.
Das Buch beinhaltet zusätzlich noch weitere Themen, die das alltägliche Leben betreffen. Wieso ich mir für meine Rezension vorrangig den feministischen Hintergrund ausgewählt habe?
Zum Einen, weil das Buch auch etwas mit mir gemacht hat und mein Interesse am Feminismus neu entfacht hat und zum Anderen, weil ich hier auch meinen größten Kritikpunkt am Buch sehe.
Grundsätzlich mag ich das Buch, was ich aber kritisch sehe, ist die – mehr oder weniger – subtile Botschaft, die das gesamte Buch über mitschwingt und zum Ende hin immer konkreter wird: “Lehne dich auf und ändere etwas an deiner gesellschaftlichen Rolle!”
Das mag oberflächlich betrachtet nicht die schlechteste Botschaft sein, doch leider erzeugt sie auch Druck. Junge Mädchen im Alter von 13+ Jahren sind vollauf mit sich selbst beschäftigt. Da ist es wichtig herauszufinden, was sie wollen und was nicht. Ihnen allerdings implizit die Verantwortung zu übertragen, sich für ihr Geschlecht einzusetzen, kann auch nach hinten losgehen.
Mädchen, die bereits stark sind und dieses Buch lesen, denen wird die Botschaft vermutlich den richtigen Auftrieb geben. Mädchen, die noch eher unsicher sind, die könnten eventuell noch mehr verunsichert werden, weil sie sich vielleicht bestimmte Dinge nicht trauen, die im Buch vorgeschlagen werden.
Mädchen an das Thema Feminismus heranzuführen, ohne ihnen gleich die eigene Überzeugung überstülpen bzw. aufdrücken zu wollen, ist hier wohl der Knackpunkt.