Kulinarischer, poetisch angehauchter und auch humorvoller Roman
Robert ist 52, Junggeselle, Griesgram, Eigenbrötler und Koch. Er lebt mit seiner Schwester Elsa und dessen beiden kleinen Kinder auf dem elterlichen Hof im schönen Elsass. Elsa führt hier ein Restaurant ...
Robert ist 52, Junggeselle, Griesgram, Eigenbrötler und Koch. Er lebt mit seiner Schwester Elsa und dessen beiden kleinen Kinder auf dem elterlichen Hof im schönen Elsass. Elsa führt hier ein Restaurant mit angeschlossener Herberge. Robert kümmert sich um die Tiere, den Garten mit dem zahlreichen Obst und Gemüse sowie um die Küche. Er ist dabei ziemlich menschenscheu. Lieber spricht er mit seinen Möhren als mit anderen Menschen. In den Sommermonaten läuft der Gasthof sehr gut und so hat Elsa zur Kinderbetreuung Fatima angestellt, die mit ihrem jugendlichen Sohn Hassan anreist. Dieser soll wiederum Robert bei der Arbeit unterstützen. Langsam freunden sich die beiden an, denn Robert entdeckt in ihm sich selbst als junger Mensch wieder: ein Einzelgänger und Träumer. Hassan geht ebenso behutsam mit den Tieren und dem Gemüse um und Robert gefällt es, sein Wissen mit ihm zu teilen.
Wenig später erscheint die quirlige Maggie, eine Freundin von Fatima aus London, auf dem Hof und wirbelt das ruhige Leben von Robert ziemlich auf.
Der Schreibstil ist wunderbar und sehr flüssig. Das Buch hat trotz Roberts grimmiger Einstellung eine (vielleicht typisch französische) Leichtigkeit an sich, was mir sehr gut gefallen hat. Eine Mischung aus Poesie und Handlung, die sehr zart und geschmeidig im Umgang mit Gefühlen und mit der Natur ist.
Die Geschichte bringt einem das Leben und Arbeiten auf einer "Auberge" im Elsass näher, und gern wäre man statt nur Leser lieber gleich Gast in dieser Herberge. Dieses Wohlgefühl wird auch dadurch untermauert, dass sich viel in der Küche abspielt und verschiedene Gerichte erwähnt werden.
Das 224 Seiten umfassende Buch hat stark angefangen und liess dann leider etwas nach. Es hätte in der zweiten Hälfte, als es um die Annäherung zwischen Robert und Maggie ging, gern mehr ausgearbeitet sein können. Robert hat sich jahrzehntelang eingeigelt, doch Maggie schafft es innerhalb weniger Wochen, Robert aus seinem Schneckenhaus zu locken und das wahre Leben zu zeigen.
Ich habe mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt. Alles in allem ist es ein humorvoller und inspirierender Roman geworden, der einem nebenbei auf eine kleine kulinarische Reise entführt. Tolle Lektüre für Zwischendurch.