Zwei Schwestern, die Liebe und der Bär
Zwischen Seattle und Vancouver, zwischen den USA und Kanada, zwischen dem Pazifik und dem Festland liegt San Juan Island, wo Sam mit ihrer Schwester Elena und ihrer Mutter lebt. Die beiden jungen Frauen ...
Zwischen Seattle und Vancouver, zwischen den USA und Kanada, zwischen dem Pazifik und dem Festland liegt San Juan Island, wo Sam mit ihrer Schwester Elena und ihrer Mutter lebt. Die beiden jungen Frauen verdienen gerade genug, damit es zum Überleben reicht, denn nebenbei müssen sie ihre kranke Mutter pflegen, was einem weiteren Vollzeitjob gleicht. Doch sie haben einander – die Schwesternliebe, sie haben Pläne und Träume von einer sorglosen Zukunft. Als könnte ein Bär, als könnte die Liebe, als könnte irgendetwas diese Zukunft zerstören!?
🐻💜
Naivität, bedingungsloses Vertrauen, auch ein wenig Arglosigkeit. Das kommt mir in den Sinn, wenn ich an Sam denke. Sie vergöttert ihre Mutter und noch mehr vergöttert sie Elena. Abhängigkeit – wenn sich ein Leben nur um die Existenz eines anderen Leben dreht, dann bekomme ich ein ungutes Gefühl. Doch ich verstehe Sam so sehr. Mit all ihren Ecken und Kanten ist die Protagonistin, ihr Handeln und ihre Gedanken, für mich so glaubwürdig und authentisch. Selbstlosigkeit, Hingebung, Aufopferung – das Glück ihrer Schwester bedeutet ihr mehr, als ihr eigenes Glück.
Gleichzeitig tut es weh, zu sehen, wie sie wirklich alles aufgibt, um den gemeinsamen Traum zu erfüllen. Wie sehr sie in der Zukunft lebt und wie wenig im Heute. Wie sehr sie alle anderen Menschen ablehnt, wie blind sie dem Wort ihrer Schwester glaubt.
Elena ist für mich eine schwierige Figur, für welche ich anfangs ein wenig, nach dem ersten Drittel überhaupt keine Sympathie mehr empfinden konnte. Sie ist für mich so schwer zu greifen, ihr Handeln ist für mich nur selten nachvollziehbar. Im letzten Drittel bricht sie mir das Herz. Doch das ist ein rein subjektives Empfinden meinerseits.
Insgesamt ist „Cascadia“ unglaublich fesselnd. Die Autorin schreibt wunderschön und bis kurz vor Schluss war mir nicht klar, wie die Geschichte enden würde. Dass der Roman aus Sams Perspektive geschrieben ist, ist ein großer Gewinn für das Buch. Denn sie ist zwar speziell, aber für meinen Geschmack die Person, der ich lieber zuhören möchte. Ach und dann ist da ja noch der Bär – was es mit ihm auf sich hat, musst du aber selbst lesen. Das ist zu interessant und darf nicht gespoilert werden!
Eine Leseempfehlung für ein aufreibendes und durchaus berührendes Buch mit ganz viel Raum, um zwischen den Zeilen zu lesen, zum Nachdenken und Mitfühlen.