Von Magie erfüllt und doch gefangen
Als Mitglied im Stamm der Leonen verfügt die 17-jährige Robin über besondere Fähigkeiten. Ihr Stamm lebt und wirkt mit der Natur, er kann sie auf magische Weise nutzen. Doch seit Jahren werden sie von ...
Als Mitglied im Stamm der Leonen verfügt die 17-jährige Robin über besondere Fähigkeiten. Ihr Stamm lebt und wirkt mit der Natur, er kann sie auf magische Weise nutzen. Doch seit Jahren werden sie von den Tauren unterdrückt, die über die Fähigkeit verfügen, ohne Berührung Töten zu können. Diese schreiben den Leonen vor, wo im Wald sie leben müssen, fordern hohe Abgaben und bestimmen auch sonst gänzlich über sie. Als Robin aus Versehen das Gebiet der Tauren betritt, trifft sie auf Emilian, der sie überraschenderweise nicht gleich für ihr Vergehen tötet. Warum verschont er sie? Kurz danach macht Robin eine erschreckende Entdeckung, die nicht nur ihre Zukunft, sondern die ihres gesamten Stammes beeinflussen könnte…
Ich habe das Buch als Geschenk erhalten, weshalb ich den Klappentext vor der Lektüre nicht gelesen habe. Stattdessen habe ich gleich das erste Kapitel aufgeschlagen und mich in die Mitte der Leonen begeben. Von der ersten Seite an wird ein hohes Tempo angeschlagen. Es wird erst einmal nur das nötigste erklärt, um Robins Situation als Leonin zu verstehen, bevor es auch schon zur ersten gefährlichen Situation kommt, in der sie beinahe getötet wird.
Nach diesem spannenden Start war ich gespannt, ob dieses Niveau gehalten werden kann. Hier wurde ich leider ein wenig enttäuscht, denn die Autorin nimmt erst einmal Tempo aus der Handlung. Der Fokus liegt in den kommenden Kapiteln vor allem auf der schwierigen Lage der Leonen. Ausführlich wird beschrieben, wie sehr sie unterdrückt werden und wie schwer sie dadurch haben. Die Motivation der Tauren wurde allerdings nicht genauer erläutert, sie sind nun einmal ohne Mitleid, haben die Macht und keiner kann etwas dagegen sagen. Die Leonen taten mir schnell leid und ich hoffte darauf, dass sie einen Weg finden, etwas an dieser Situation zu ändern.
Robin ist ein rebellischer Charakter. Sie will oft mit dem Kopf durch die Wand und lässt sich zu impulsiven und unüberlegten Handlungen hinreißen, über die ich den Kopf schütteln musste. Trotzdem mochte ich sie, denn sie hat einen starken Willen und will diejenigen, die ihr etwas bedeuten, beschützen. Zwischen ihr und Emilian gab es leider nur wenige emotionale Momente, sodass ich Schwierigkeiten hatte, in Robins Gefühlswert hineinzufinden. Durch sein Verhalten lehnt Emilian sich gegen seinesgleichen auf, wirkt die meiste Zeit über aber taff und eher kühl.
Ich hätte mir insgesamt noch mehr eingestreute Hintergrundinformationen gewünscht. Es wird wenig zu den Themen Magie, Stärke und Geschichte erklärt und gezeigt, sodass ich es als Leser einfach hinnehmen musste. Auch wurde die Geschichte zunehmend vorhersehbarer. Das liegt in meinen Augen zum einen an der nicht sonderlich neuartigen Buchidee und zum anderen an den kurzen Kapiteln aus der Sicht des Anführers der Tauren. Letzte verraten dem Leser einiges, was die Robin und ihr Stamm nicht wissen, das sorgt gleichzeitig aber auch für neue Spannung. Dies kam der Handlung zugute, denn obwohl das Tempo des Buches angenehm flott ist, hätte der Mittelteil noch fesselnder sein können. In der Erwartung, dass die letzten Seiten des Buches noch einmal besonders spannend werden, las ich weiter und wurde dafür mit einem gelungenen Finale belohnt. Hier nutzt die Autorin das Potenzial der Geschichte und sorgt mit einem Cliffhanger dafür, dass ich neugierig auf die Fortsetzung „Blutwald“ geworden bin, die im September erscheint.
„Bannwald“ ist der Auftakt einer Fantasytrilogie, in der die naturverbundenen Leonen von den kämpferischen Tauren unterdrückt werden. Die Leonin Robin macht eine Entdeckung, die ihrem Stamm endlich den entscheidenden Vorteil bringen könnte. Dank der sympathischen Protagonistin und dem zügigen Tempo las ich mich zügig durch die Seiten in Erwartung eines spannenden Finales. Auf dem Weg dorthin hätte ich mir allerdings emotionalere Einblicke und mehr Erklärungen gewünscht. Ich vergebe drei Sterne und bin gespannt, ob sich die Geschichte in der Fortsetzung „Blutwald“ noch steigern kann!