Sternstunde der Thriller-Queen!
Ärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird während einer einzigen atemlosen Nacht in der Notaufnahme in einen Strudel aus Ereignissen gezogen, der weit in ihre Vergangenheit zurückreicht. Als die ...
Ärztin und Gerichtsmedizinerin Sara Linton wird während einer einzigen atemlosen Nacht in der Notaufnahme in einen Strudel aus Ereignissen gezogen, der weit in ihre Vergangenheit zurückreicht. Als die junge Dani mit zerschmettertem Brustkorb in die Klinik eingeliefert wird und kurz darauf verstirbt, ist es Sara, der das Mädchen mit ihren letzten gehauchten Worten das Versprechen abnimmt, denjenigen, der ihr das angetan hat, seiner gerechten Strafe zuzuführen. Drei Jahre später könnte Saras Zeugenaussage die entscheidende Wendung in einem Fall ohne ausreichende Beweise bringen, aber hinter dem vermeintlichen Täter und seiner Familie steht jede Menge Geld. Sara muss sich ihren finstersten Dämonen stellen ...
Unerbittlich peitscht Karin Slaughter auch im elften Roman ihrer enorm erfolgreichen Will-Trent-Reihe die Handlung voran und schreckt dabei, wie immer, vor keinen noch so grausamen Details zurück - das ist Teil ihrer Erfolgsrezeptur und geht so auch absolut in Ordnung, denn für empfindsame Seelen hat die Autorin noch nie geschrieben. Andererseits spinnt sie den roten Faden um Will Trent und die bereits seit Slaughters Debüt mit der Grant-County-Reihe zur Stammbesetzung gehörende Sara Linton behutsam weiter und hat damit längst zwei Figuren erschaffen, die Stammlesern in jeder neuen Veröffentlichung weitere faszinierende Facetten ihrer Persönlichkeit (und zwischenmenschlichen Annäherung) offenbaren. Damit kontrapunktiert Karin Slaughter recht geschickt die stets präsente und abstoßende Gewalt in ihren Büchern und lässt sie zu einem atmosphärischen Detail ihrer gnadenlosen literarischen Welt werden, die einfach so ist, wie sie ist. Keine Entschuldigung nötig.
Darüber hinaus hat "Die letzte Nacht" auch als individueller Eintrag in Slaughters Bibliographie genügend zu bieten: Die altvertraute Dynamik zwischen Trent und Linton stellt sich schnell wieder ein, das zentrale Verbrechen ist abscheulich, aber eben auch äußerst komplex, die literarische Sprache kommt unverblümt zur Sache und baut trotzdem jede Menge Emotionen und eine niemals nachlassende Spannung auf - bis zum finalen Schlusstwist, der sich seines unverschämt wirkungsvollen Überraschungsmomentes nur allzu bewusst ist. Es ist wie immer mit Karin Slaughter: Man liebt ihre Bücher oder man hasst sie, doch ihre mittlerweile an unzähligen Romanen geschärfte Meisterschaft im Schreiben moderner "hardboiled" Crime-Thriller wird man nicht in Abrede stellen können. Und so dürfte auch "Die letzte Nacht" in kurzer Zeit ganz unzweifelhaft den Weg in die hiesigen Bestsellerlisten finden. Völlig zu Recht!