Es fällt mir wirklich sehr schwer, "Miss You" zu bewerten. Die Geschichte ist ganz anders, als ich erwartet hatte - nicht wirklich eine Liebesgeschichte, sondern die Erzählung des Lebens der beiden Figuren und wie sie Entscheidungen treffen und nicht treffen, die sie schließlich (nach knapp 500 Seiten) richtig zusammenführen. Der Aspekt, dass sie einander immer wieder knapp verpassen, kam dabei recht kurz und erst am Ende zeigt sich, wie groß diese Zufälle eigentlich waren.
Auf der einen Seite hat mir das Buch recht gut gefallen. Ich fand die Lebensgeschichten von Gus und Tess interessant und sie waren auch wichtig, gerade, wenn man bedenkt, dass alles im Leben der beiden dafür gesorgt hat, dass sie zu den Menschen werden, die sie sein mussten, um sich ineinander verlieben zu können. Allerdings gab es hier für meinen Geschmack viel zu viel Drama. Jedem der beiden passieren gefühlt tausende schreckliche Dinge und irgendwann habe ich mich gefragt, ob die Autorin eine Checkliste abarbeitet. Eine schwere Krankheit, viel zu viel Verantwortung für einen jungen Menschen, (zu großen Teilen) schreckliche Eltern, Pech in der Liebe, Schicksalsschläge im Umfeld, ... natürlich gibt es im Leben auch Schattenseiten und es ist realistisch, dass auch schreckliche Dinge passieren; am Anfang hat mir dieser Aspekt der Geschichte auch gefallen, da es unglaubwürdig gewesen wäre, wenn Gus und Tess ein perfektes Leben gehabt hätten, aber als dann immer mehr kam war es für mich einfach zu viel auf einmal.
Dazu kommt, dass die Charaktere für mich fast alle ziemlich unsympathisch waren. Auch hier kann man sagen, dass die Autorin realistische Figuren mit Ecken und Kanten geschaffen hat, die menschlich handeln und nicht perfekt sind, aber es viel mir sehr schwer, gute Seite bei ihnen zu sehen. Bei den Protagonisten war es zum Glück anders; zwar machen auch Tess und Gus ziemlich viele Fehler, verletzen ihre Mitmenschen und treffen Entscheidungen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, aber die beiden waren im Großen und Ganzen sympathisch. Dies könnte natürlich auch daran liegen, dass sie (immer abwechselnd) die Ich-Erzähler des Buches sind und man deshalb nachvollziehen kann, warum sie so handeln, wie sie es tun.
Die Liebesgeschichte selbst fand ich eigentlich ganz schön. Sie kam mir persönlich viel zu kurz, da die ganzen Momente, in denen sie sich 'verpassen', logischerweise eher klein und beiläufig sind, aber am Ende ergab sich hieraus doch ein schönes Gesamtbild und auch die Verbindung der beiden fand ich glaubwürdig. Nachdem sie sich endlich kennen gelernt haben, war ihr Umgang miteinander ganz süß und man hat auch gespürt, dass sie zusammen passen und dass die Verbindung echt ist. Zwar geht alles ein bisschen schnell, aber es hat irgendwie zu der Geschichte gepasst, die erzählt wurde - auch wenn ich nach all der Wartezeit wirklich gerne mehr von der eigentlichen Beziehung gesehen hätte. Es passt eben zu dem Konzept, dass es irgendwo den einen Richtigen gibt, der auf dich wartet, das ich persönlich auch schön finde.
Bei meiner Bewertung bin ich zwiegespalten; einerseits hatte ich Probleme mit dem ganzen Drama und auch die Figuren haben es mir nicht immer leicht gemacht, die Geschichte zu genießen, aber andererseits lässt sich das Buch gut lesen und ich mag das Konzept sehr. Obwohl die Liebesgeschichte meiner Meinung nach ausführlicher hätte behandelt werden sollen, mochte ich die vielen kleinen Momente, in denen sie sich verpasst haben, und auch das Zusammentreffen am Ende. Deshalb gibt es von mir den guten Durchschnitt - 3 Sterne.