Etwas unrealistische Mörderjagd in Grödig
Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund ...
Das beschauliche Leben der Arzthelferin Rosemarie Dorn, die sich bisher nur über schwierige Patienten und anstrengende Personen aus der Nachbarschaft ärgern musste, wird aufregend, als sie von einem Hund attackiert und am selben Tag in ihrem Wohnort eine Leiche mit zerschlagenem Hinterkopf und zerfleischtem Gesicht gefunden wird. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt Nachforschungen anzustellen, für die sie unter anderem auch ihre beste Freundin Vroni, ihren Mann Laurenz und andere Leute aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis einspannt. Bald gibt es einen Hauptverdächtigen ...
Diese Geschichte liest sich flott und wird in einem lockeren, unterhaltsamen Stil erzählt. Es geht dabei meist eher gemächlich zu. Wirkliche Spannung kommt selten auf, dafür gibt es viel Lokalkolorit und Informationen zum Brauchtum in Salzburg und Umgebung.
Rosemarie ist eine sympathische Protagonistin. Auch die anderen auftretenden Figuren sind gut und lebendig gezeichnet, bisweilen etwas in Klischeehafte gehend, aber doch nicht übertrieben.
Allerdings enthält die Handlung viele unlogische oder unrealistische Elemente.
Das beginnt schon bei den zuständigen Strafverfolgungsbehörden. Zwar werden in Krimis, bei denen Hobby-Ermittler die Hauptrolle spielen, die beteiligten Polizisten tatsächlich öfters als etwas einfältig dargestellt. Das hier gezeigte Maß an Unfähigkeit und vor allem Untätigkeit geht aber doch zu weit. Dass von offiziellen Stellen anscheinend über Monate praktisch nichts unternommen wird, ist kaum glaubwürdig, umso mehr, als bei immerhin zwei Leichen, die an öffentlichen Orten gefunden wurden, doch auch die Medien entsprechend Druck ausüben müssten.
Auch sonst gibt es diverse „kleinere“ Ungereimtheiten. Beispiel: Auf Seite 30 wird erwähnt, dass Rosemarie „vor 35 Jahren“ als Säugling vor einer Kapelle in einem Weidenkörbchen ausgesetzt wurde. Auf Seite 96 feiert sie ihren 20. Hochzeitstag. (Theoretisch war es vor 20 Jahren in Österreich möglich, dass eine 15jährige heiratet, das wäre aber doch sehr ungewöhnlich, hätte also zumindest irgendwie näher erklärt werden müssen. Wahrscheinlicher ist, dass die Autorin sich nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht hat, wie alt ihre Protagonistin eigentlich ist.) Oder: Auf Seite 34 bringt sie ihre Tochter Lisi „zum Kindergarten“, auf Seite 55 spielen Kinder, „einige davon gehen mit Lisi in eine Klasse“.
Immerhin ist die Auflösung des Kriminalfalls alles in allem nachvollziehbar. Mir ging es am Ende nur ein bisschen zu schnell. Etwas ausführlichere Erklärungen bzw eine „Aussage“ eines Tatbeteiligten wären schön gewesen.
Trotz einiger Schwächen ist dies dennoch ein lesenswerter Regionalkrimi. Eine Arzthelferin einen Mord aufklären zu lassen, ist eine kreative Idee und die Figur der Rosemarie Dorn bietet, schon allein wegen ihrer unklaren Herkunft, Potential für interessante Fortsetzungen.
Gut gefallen hat mir weiters, dass das Buch in österreichischer Sprache verfasst ist und auch typisch Salzburger Ausdrücke einfließen.