Es begann mit einem Umzug und einer schicksalhaften Nacht
Liebe Daffy,
in meinem heutigen Brief möchte ich dir ein Buch vorstellen, das hervorragend in die Wintermonate passt und besonders rund um den Valentinstag. Ich spreche von Kelly Morans Redwood Love. ...
Liebe Daffy,
in meinem heutigen Brief möchte ich dir ein Buch vorstellen, das hervorragend in die Wintermonate passt und besonders rund um den Valentinstag. Ich spreche von Kelly Morans Redwood Love. Es beginnt mit einem Blick, das 2018 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Die englische Version wurde 2016 unter dem Titel Puppy Love. Redwood Ridge veröffentlicht und von Vanessa Lamatsch ins Deutsche übersetzt.
Hast du von diesem Buch und seinen beiden Nachfolgern schon einmal gehört? Ich bin seit September 2018 immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, weil ich in sämtlichen sozialen Netzwerken Reviews und Empfehlungen gefunden habe. Durch die Bank habe ich nur Gutes gehört und wollte nun selbst nach „Redwood“ reisen, um mir ein eigenes Bild zu machen. Doch du möchtest sicher endlich wissen, worum es geht.
„Redwood“ ist ein kleines Städtchen mit eintausend-fünfhundert Einwohnern – falsch, es kommen zwei Neue dazu. Avery Stowe zieht mit ihrer autistischen Tochter Hailey, nach einer gescheiterten Ehe, zu ihrer Mutter in die Kleinstadt. Sie brauchte eine sprichwörtliche Luftveränderung und da erschien es ihr die richtige Lösung für sich und Hailey, neu anzufangen.
Noch in der ersten Nacht läuft Hailey einfach davon. Als wäre das nicht schlimm genug für eine Mutter, findet sie Hailey nach angsterfüllter Suche blutüberströmt in der Kälte. Doch das Blut stammt nicht von dem Kind, sondern von einem Hundewelpen, den Hailey gefunden hat. Avery macht sich direkt auf den Weg zur örtlichen Tierarztpraxis und trifft auf Cade O'Grady. Der junge Tierarzt ist der Frauenheld der Stadt und gilt genauso wie seine Brüder Drake und Flynn als absoluter Traummann. Die Funken fliegen ganz gewaltig zwischen Avery und Cade, doch eigentlich ist eine feste Beziehung so gar nicht in deren jeweiligen Interesse. Doch da haben sie die Rechnung ohne die Stadtbewohner gemacht, die die Chemie zwischen den beiden ganz richtig deuten können und das Kuppeln anfangen. Es macht die Situation nicht einfacher, als Avery ihren neuen Job antritt und später auch noch die Veranstaltungen der Kleinstadt organisieren soll, zu denen der jährliche Valentinstagsball gehört. Wenn da nicht die Liebe in der Luft liegt.
Kelly Moran hat eine schöne, gemütliche Stadt geschaffen und ihr ganz tolle Bewohner gegeben, die einem mit jeder Seite mehr ans Herz wachsen. Auch wenn ich zuerst sehr überfordert war, welcher Name zu wem gehört und wer in welcher Beziehung zu wem steht. Wir erleben die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Avery und Cade und lernen „Redwood“ somit hervorragend aus der Perspektive der Neuen kennen, aber auch aus der Sicht eines gebürtigen „Redwoodianers“ - ob es da eine offizielle Bezeichnung gibt? Hier möchte ich auch gleich auf den Schreibstil von Kelly Moran eingehen. Sprachlich gesehen, habe ich in den Sichtweisen keine großen Unterschiede ausgemacht und es war für mich nicht immer direkt ersichtlich, durch wessen Augen ich gerade schaue. Doch was die Dialoge angeht, hat die Autorin ganz tolle Persönlichkeiten entwickelt und jedem eine eigene Ausdrucksweise gegeben. Besonders gefallen hat mir das bei Drake. Er hatte eine ganz eigene Sprache, die ich jedes Mal sofort erkannt habe.
Ein bisschen störten mich die vielen Wortwiederholungen und gleichen Redewendungen. Hier kann ich jedoch nicht beurteilen, ob sich das englische Original auch immer der gleichen Worte bedient oder ob es an der deutschen Übersetzung liegt.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei „Redwood“ um eine kleine Stadt. Von der Atmosphäre fühlte ich mich wie in den Fernsehserien Heart of Dixie und Everwood. Der Zusammenhalt der Bewohner war wunderbar dargestellt und hinterließ ein richtiges Wohlfühlgefühl. Was mich etwas erstaunt hat, war die hohe Repräsentation von Behinderungen und Schicksalsschlägen. Versteh' mich nicht falsch, ich finde es ausgesprochen gelungen und enorm wichtig, nicht nur rund herum perfekte, gesunde Menschen in Romanen zu beschreiben. Was mich so erstaunt hat, war, dass jeder der Hauptfiguren und ihrer Freunde richtig damit umzugehen wusste, kaum bis keine Fehler machte und Gebärdensprache beherrschte. Die Fehler, die gemacht wurden, passierten auf Seiten der unbedeutenden Figuren. Dieser Faktor war mir zu sehr perfekte Utopie.
Ohne weiter auf die Figur Brent einzugehen, damit du ihn selbst noch kennen lernen kannst, möchte ich sagen, dass er mir zu klischeehaft war. Das Klischee von Frauenromanen wird auch an anderer Stelle bedient. Die Gespräche – egal, ob bei den Frauen oder unter den O'Grady-Brüdern – drehen sich ausschließlich um Männer/ Frauen. Sollten Tierärzte nicht wenigstens einige Fachgespräche führen, wenn sie in der Praxis sind? Sollten Frauen nicht genauso über ihren Beruf auf fachlicher Basis diskutieren können und nicht rein die Hintern der Tierärzte besprechen?
Auf dieser Grundlage muss ich leider sagen, dass mich der Anfang überhaupt nicht überzeugt hat und ich mich wirklich gefragt habe, ob das Buch etwas für mich ist. Avery und Cade – eine eindeutige „graue Maus trifft auf Bad Boy“-Konstellation – treffen sich in einer sehr angespannten Situation, sie denkt aber von Anfang an nur daran, wie schön, muskulös und anziehend er ist. Er verfällt ihr auch sehr schnell. In Gedanken zogen sie sich durchgehend gegenseitig aus und dieser Zustand hält sehr lange an. Irgendwann lernen wir Avery aber besser und besser kennen und merken, sie ist gar nicht so, wie ihre anfänglichen Gedanken vermuten lassen. Sie hat in ihrer Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht, die sie nachträglich beeinträchtigen und sehr unsicher machen. Je mehr wir erfahren, desto nachvollziehbarer wird ihre Figur. Sie erlebt eine sehr schöne Entwicklungskurve, gleiches gilt für Cade. Einen allgemein guten Bogen hat Kelly Moran mit Averys Tochter Hailey geschlagen. Sie war nicht nur am Anfang präsent wie ich erwartet hätte, sondern war maßgeblich an der Handlung beteiligt und wir haben sie sehr gut kennen gelernt.
Ich möchte dir nichts verraten, deshalb halte ich mich etwas zurück. Doch es gibt Stationen in Averys und Cades Beziehung, die die beiden erreichen mussten.Von da an hatte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hatte es innerhalb von ein paar Stunden zu Ende gelesen. Die Charaktere waren nicht mehr so darauf festgefahren, den anderen hauptsächlich anziehend zu finden, sondern konnten sich endlich entwickeln. Wenn du das Buch gelesen hast, weißt du, was ich meine. Es hatte einen wahren Sog entwickelt und hat mich irgendwie traurig zurückgelassen, als es vorbei war. Mein Lichtblick ist, dass es noch zwei weitere Teile gibt: Es beginnt mit einem Kuss und Es beginnt mit einer Nacht. Es wird um Cades Brüder Flynn und Drake gehen. Auf das Buch mit und über Flynn freue ich mich besonders, da er mir in dieser Geschichte am meisten ans Herz gewachsen ist. Meiner Meinung nach war er die interessanteste Figur, obwohl wir noch gar nicht viel über ihn erfahren haben und sich das in Es beginnt mit einem Kuss sicher ändern wird.
Was ich bisher so gesehen habe, passen die drei Teile der Trilogie optisch ausgezeichnet zusammen und werden super schön im Bücherregal aussehen. Auch von der Qualität des Buches hat mir Es beginnt mit einem Blick richtig gut gefallen, was bei den Nachfolgern sicher genauso sein wird. Es lässt sich toll anfassen und lesen. Wo wir dabei sind, wem würde ich hiermit einen Lesetipp aussprechen? Es ist eine klare Empfehlung für romantische Mädchen ab 16 und Tierarzt-Fans. Trotz kleiner Schwächen hatte ich ein wunderbares Leseerlebnis und finde die erschaffene Welt sehr einladend, mit einer schönen winterlichen Atmosphäre.
In freudiger Erwartung zurück nach „Redwood“ zu reisen grüßt dich,
deine Daisy