Ein neuer Fall für Kommissar Spiro in Berlin in den Goldenen Zwanzigern!
»Berlin Babylon: Die einen feiern, die anderen verrecken. Die Weimarer Republik neigt sich ihrem Ende zu, Nazis und Kommunisten kämpfen um die Macht und Kommissar Ariel Spiro sucht den Mörder zweier Männer, die niemand zu vermissen scheint.« (Ausschnitt aus dem Klappentext)
Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin Kerstin Ehmer ist fließend, anschaulich und der damaligen Zeit angepasst! Schon der erste Band »Der weiße Affe« mit dem ersten Fall für Kommissar Ariel Spiro hat mir sehr gut gefallen! Dementsprechend war ich besonders gespannt auf »Die schwarze Fee«!
In den ersten Sätzen des neuen Bandes spürt man wieder sofort die Stimmung der Zwanziger Jahre in Berlin! Der Roman wurde so lebendig und eindrucksvoll erzählt, dass ich das Gefühl hatte mittendrin zu sein! Die Geschichte besteht aus mehreren Handlungsstränge, die sich abwechseln! Man begleitet etliche Personen in den nächsten Tagen. Ihre Charakterzüge sind interessant und authentisch! Kinder auf den Straßen von Wedding, wohlhabende Bürger, Arbeiter, Bettler, Künstler, Wissenschaftler, Polizisten, russischer Emigranten und noch mehr begegnet man! Es geht in russische Teestuben, Lokale, in die Charité und noch andere Orte in Berlin! Der Berliner Dialekt wurde selten, aber wirkungsvoll eingesetzt!
»Sie brüllen los: »Hätter, hätter, hätter nicht, geküsst die alte Dirne, wärer, wärer, wärer nicht weich in seiner Birne.« Der Bettler hört sie singen und lacht das freundliche Lachen des Idioten. Ein brauner Zahn bewohnt als letzter die dunkle Höhle seines Mundes. Fred schaudert, und die Clique nimmt die Beine in die Hand.«
Zitat aus dem Buch, Seite 16
»Auf einer kleinen Empore sitzt eine Tanzkapelle und spielt Schlager der Saison »Valencia, deine Augen glüh’n und saugen mir die Seele aus dem Leib. Valencia, deine Lippen sind die Klippen meines Lebens, holdes Weib.««
Zitat aus dem Buch, Seite 220
Kommissar Ariel Spiro ist erst seit kurzem in der Kripo Berlin. Er kommt aus Wittenberge an der Elbe. Er ist sympathisch, gewissenhaft und hartnäckig. Auch nach der Aufklärung seines ersten Falls ist er immer noch ein Außenseiter unter den Berliner Polizisten. Nur mit seinem Kollegen und Kriegsveteran Ewald Bohlke kommt er recht gut zurecht. Ein paar Freunde hat er gefunden, aber zuhause fühlt er sich noch nicht. Zunächst kommt Spiro noch gar nicht so oft vor. Für mich war es von Vorteil, dass ich den ersten Band gelesen habe.
Spiros neuer Fall ist von Anfang an verzwickt. Zwei Mordopfern ohne Namen, die anscheinend niemand vermisst. Spiro gibt trotzdem nicht auf und geht auch den kleinsten möglichen Hinweisen nach. Nike Fromm, eine Medizinstudentin, sucht ihren Freund Anton, der plötzlich spurlos verschwunden ist. Gibt es eine Verbindung zu den Morden?
Der Handlungsverlauf war vielfältig und detailliert, aber gleichzeitig auch spannend, aufregend und interessant! Nicht nur wegen dem Kriminalfall, sondern auch andere Ereignissen! Anfangs hatte ich überhaupt keine Ahnung, wer der Mörder ist. Das Motiv konnte politisch oder persönlich sein! Letztendlich fügt sich alles zusammen und ist nachvollziehbar! Die Aufklärung hat mich überrascht!
Der Roman besticht durch seine besondere historische Ausstrahlung! Berlin, die Spreemetropole der Goldenen Zwanziger, mit all ihren Facetten! Ausschweifendes Nachtleben, Hunger, Not und grausame Krankheiten! Fortschritte in der Medizin, Aufschwung in der Wirtschaft und in der Kultur, politische Unruhen, sowie Differenzen unter den russischen Emigranten. Die Autorin hat wieder hervorragend recherchiert und ihr Wissen darüber wirkungsvoll in die Handlung eingebunden!
Das Buch ist kein typischer Krimi! Der Kriminalfall liegt öfters im Hintergrund, aber trotzdem fand ich die Geschichte an sich sehr spannend und interessant!
Ein spannender historischer Roman mit einem kniffligen Kriminalfall für Ariel Spiro, der in den Goldenen Zwanziger spielt!
Leseempfehlung!
4,5 Sterne (5)