Cover-Bild Nebenan
(14)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 08.03.2022
  • ISBN: 9783630875194
Kristine Bilkau

Nebenan

Roman - Shortlist Deutscher Buchpreis 2022
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022

Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt. Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht.

Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2022

Schicksale in einer deutschen Kleinstadt

0

Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen, zumal es einige Bezüge zu meinem eigenen Leben aufweist.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen in einer mehr und mehr verödenden Kleinstadt in Norddeutschland. Die ...

Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen, zumal es einige Bezüge zu meinem eigenen Leben aufweist.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen in einer mehr und mehr verödenden Kleinstadt in Norddeutschland. Die eine 60, Hausärztin; die andere 40, selbständige Keramikerin, frisch zugezogen mit unerfülltem Kinderwunsch. In direktem Kontakt zueinander geraten beide nur selten. Verbunden sind sie über die betagte Tante der einen, die Nachbarin der anderen ist, sowie über ein verlassenes Haus mit scheinbar ungeklärtem Schicksal seiner Bewohner. In vielerlei Hinsicht sind sie sich ähnlich, vor allem in ihrem Hang zum Grübeln über sich und ihr Umfeld. Herausgekommen sind auf diese Weise abwechselnde Schilderungen über beider Leben, die sich sehr schön lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2022

Feine Beobachtungen des Miteinanders

0

Wie leben die Menschen „Nebenan“? Wie viel wissen wir überhaupt über die Menschen, die neben uns oder gegenüber von uns leben? Haben wir überhaupt eine Verbindung zu denjenigen, die ums herum, die nebenan ...

Wie leben die Menschen „Nebenan“? Wie viel wissen wir überhaupt über die Menschen, die neben uns oder gegenüber von uns leben? Haben wir überhaupt eine Verbindung zu denjenigen, die ums herum, die nebenan leben oder leben wir nur nebeneinander her und sind uns fremd?

In einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal stellt Julia, eine der Hauptfiguren des Buches, am Anfang des Jahres fest, dass die Familie, die nebenan gewohnt hat, gar nicht mehr da ist – quasi über Nacht verschwunden. Dies setzt ein Gedankenkarussel bei ihr in Gang, denn eigentlich weiß sie gar nicht viel über diese Menschen, die im Haus neben ihr und ihrem Mann Chris gewohnt haben.
Aber Julia ist nicht die einzige, die sich Gedanken um diese Familie macht, auch Astrid beschäftigt sich damit, denn sie hat einen an die Besitzerin des Hauses gerichteten Brief nachts auf einem Feld gefunden und möchte ihn zustellen. Ihre Tante Elsa wohnt neben dem verlassenen Haus und hatte Kontakt zu den Bewohnern.

So kreisen die Gedanken um diese verschwundene Familie und gleichzeitig um die eigenen Verbindungen zu anderen Menschen.

Es ist nicht allein die Handlung, die den Charme dieses Buches ausmachen, obwohl das mysteriöse Verschwinden der Familie von nebenan eine gewisse Spannung birgt. Das Schöne des Buches sind die genauen und liebevollen Beschreibungen der Gedanken der einzelnen Figuren des Romans. Jede dieser Personen hat eine oder mehrere Sachen, die sie umtreibt und Kristine Bilkau schafft es so treffsicher, uns als Leser:innen Einblick in diese Gedankenwelt der jeweiligen Person geben.

Es sind diese genauen und liebevollen Beschreibungen, die das Buch für mich so besonders machen. Es gelingt ihr, die Verzweiflung Julias über die bislang erfolglosen Versuche schwanger zu werden zu schildern, das Gefühl Astrids, dass sie bedroht wird und nicht ausmachen kann, von wem und das Gefühl, dass sie die ehemals intensive Beziehung zu ihrer Nachbarin Marli vermisst, Elsa, wie sie langsam älter wird, dabei aber pragmatisch und liebevoll bleibt. Feine Beobachtungen des Innenlebens und wie diese Menschen miteinander verbunden sind.

Es ist aber trotzdem keine Geschichte, die langsam vor sich her plätschert, sondern sie besitzt einen langsamen Spannungsaufbau. Zum einen das Verschwinden der Familie, die Bedrohung, der Astrid ausgesetzt ist, die Sorge um Elsa und natürlich die Versuche von Julia und Chris, schwanger zu werden. Jede dieser Charaktere hat ein ganz eigenes Päckchen zu tragen und hat ganz besondere Eigenschaften, die im Zusammenspiel wichtig sind.

Alles in allem ein ganz wunderbares Buch über die Beziehungen, die wir alle haben zu den Menschen, die nebenan leben bzw. den Menschen, mit denen wir in irgendeiner Art verbunden sind und wie sich dies alles auf uns und unsere Gedanken auswirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein ruhiger, nachdenklich stimmender Roman

0

Wisst ihr eigentlich wirklich, wer bei euch nebenan wohnt? Ich nicht, obwohl uns seit Jahren gerade mal ein paar Meter Asphalt trennen, eine schmale Hecke, zwei dünne Mauern - ein kleines Universum. Auch ...

Wisst ihr eigentlich wirklich, wer bei euch nebenan wohnt? Ich nicht, obwohl uns seit Jahren gerade mal ein paar Meter Asphalt trennen, eine schmale Hecke, zwei dünne Mauern - ein kleines Universum. Auch Julia und Astrid wohnen nicht weit voneinander entfernt am Nord-Ostsee-Kanal, ihre Wege kreuzen sich hin und wieder, schieben sich aneinander vorbei wie die Containerschiffe zwischen den Häuserzeilen, fast berühren sie sich dabei. Eine Alteingesessene und eine Zugezogene begleiten wir in Kristine Bilkaus neuem Roman ein Stück, zwei Frauen an komplett unterschiedlichen Punkten ihres Lebens, die doch eines verbindet: die Sehnsucht nach Verbundenheit. Während Astrid einer alten Freundschaft nachhängt und sich gleichzeitig um ihre alte Tante sorgt, hat Julia eine Keramikwerkstatt eröffnet, und ist doch froh, wenn der Laden leer bleibt, das Geschäft übers Internet gut läuft. Darin surft sie stundenlang, tauscht sich mit Gleichgesinnten zum Thema unerfüllter Kinderwunsch aus, hofft und bangt im kollektiv. Überhaupt, die Nachbarschaft, das ist doch längst nicht mehr geographisch gedacht. Nebenan, das sind heute „The Darlings“ und „LinusundMette“, die ihre Kinder stolz auf Instagram präsentieren, deren Leben sich von jedem Punkt der Welt aus bis ins kleinste Detail verfolgen lassen, und die Julia besser zu kennen scheint als die Familie ein Haus weiter, die nach Weihnachten plötzlich verschwunden ist.

„Nebenan“ ist ein ruhiger, nachdenklich stimmender Roman, der kaum etwas wiegt und doch tief sinkt. Der die große Einsamkeit von heute einfängt, die Leere, die der digitale Voyeurismus in uns hinterlässt, und wichtige Fragen unserer Zeit anreißt. Wie können wir das Heimatgefühl, das Gemeinschaftsgefühl bewahren, angesichts der Schnellebigkeit, des langsamen Verschwindens von Orten, die sich wie Heimkommen anfühlen? Wie unseren Nächsten nahekommen, ohne ihnen zu nahe zu treten? Nominiert für den deutschen Buchpreis, sehr gerne empfohlen von mir, wenngleich die Geschichte mir aus höchst persönlichen Gründen nicht ganz so ans Herz gehen konnte wie ihr Vorgänger, „Eine Liebe, in Gedanken“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2022

Eindringlich erzählte Gesellschaftsstudie

0

TW: Häusliche Gewalt, unerfüllter Kinderwunsch/Fehlgeburt, Tod/Verlust

Inhalt:
Julia wünscht sich sehnlichst ein Kind und die langen Tage im dunklen Januar nutzt sie dafür, bei Instagram glückliche Vorzeigefamilien ...

TW: Häusliche Gewalt, unerfüllter Kinderwunsch/Fehlgeburt, Tod/Verlust

Inhalt:
Julia wünscht sich sehnlichst ein Kind und die langen Tage im dunklen Januar nutzt sie dafür, bei Instagram glückliche Vorzeigefamilien zu beneiden, ihrer Arbeit als Keramikerin nachzugehen und das seit den Weihnachtsferien leerstehenden Haus gegenüber zu beobachten, während ihr Mann Chris sich mit unzähligen Plastikteilchen befasst, die plötzlich in den umliegenden Gewässern aufgetaucht sind. Astrid wird zu einem rätselhaften Notfall gerufen, macht sich Sorgen um ihre alternde Tante und ihr Mann versucht, sich mit dem Leben als Pensionär zu arrangieren. Was hat es mit den vielen Geheimnissen auf sich? Und wie gut kennt man seine Nächsten wirklich?

Meine Meinung:
"Nebenan" stand seit seinem Erscheinen (respektive schon kurz vorher) auf meiner Wunschliste und da es nun auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht, habe ich einfach nicht mehr länger warten können und das Buch im Bloggerportal angefragt.
Mich hat von Anfang an die düstere Grundstimmung begeistert. Es ist Januar, es ist kalt, die Weihnachtstage und der Lichterglanz sind vorbei, Nebel liegt über den Feldern und einem verlassenen Haus. Hat jemand die Serie "Katla" gesehen? An diese Stimmung erinnerten mich die ersten Seiten dieses Buches. Da ich alle Rezensionen nur überflogen und auch den Klappentext nicht gelesen hatte, konnte ich anfangs überhaupt nicht einordnen, wohin mich die Geschichte führen würde. Auch nachdem ich das Buch vor einigen Tagen beendet habe, fällt es mir sehr schwer, das Gelesene und meine Meinung dazu in Worte zu fassen, obwohl mir dieses wirklich aussergewöhnlich erzählte Buch sehr gefallen hat.

Aufbau:
Zwei Frauen und ihre Geschichte stehen im Zentrum. Sie wohnen nicht weit voneinander entfernt, kennen sich aber nicht. Nach und nach zeigt sich, wie und wo sich ihre Leben berühren, wie sehr sie sich aber auch voneinander unterscheiden. Alle Fäden laufen in einem leerstehenden Haus zusammen, das Julias und Astrids Aufmerksamkeit auf sich zieht und bei dem immer wieder ein kleiner Junge auftaucht und nach jemandem zu suchen scheint. Darin soll eine Familie gelebt haben, die entweder sehr lange in den Urlaub gefahren oder überstürzt ausgezogen ist.
Während mir das Kinderwunschthema ein wenig zu sehr in den Vordergrund gerückt worden ist, hätte ich gerne noch viel mehr über Astrid und ihre alternde Tante erfahren. Ausserdem hat mich gefreut, wie über Astrids Beziehung zu ihrer ehemaligen besten Freundin Marli berichtet worden ist.
Besonders überzeugt hat mich, wie gut es Bilkau gelungen ist, so viele Themen zu streifen, ohne sich zu verzetteln oder oberflächlich zu wirken. Das Kinderwunschthema ist sehr präsent, aber es geht auch um die Umweltverschmutzung, die Fake-Welt von Social-Media, das Altern, Vernachlässigung, eine bewegte Familiengeschichte, Verlust, häusliche Gewalt, die Entfremdung von den eigenen Kindern oder guten Freund:innen sowie die Veränderungen in Freundschaften und Beziehungen.

Sprache:
Die anfänglich sehr mysteriöse Grundstimmung erzeugt Bilkau mit wenigen Worten. Es bleiben viele Leerstellen, einiges habe ich mir zusammengereimt und ich wäre am liebsten noch viel länger und tiefer in die beschriebenen Schicksale eingetaucht. Auch die Figuren und ihre Gedankengänge - allen voran natürlich Astrid und Julia - sind so beschrieben, dass ich ihre Ansichten und Gefühle sehr gut nachvollziehen konnte, obwohl diese beiden Leben und Lebensentwürfe mir persönlich sehr fremd sind. Diese einzigartige Sprache und das immer wieder vorkommende leerstehende Haus haben mich überzeugen und fesseln können und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Meine Empfehlung:
"Nebenan" ist sicher kein Buch, das sich einfach so nebenher weglesen lässt und ich kann mir vorstellen, dass einige der beschriebenen Szenen Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch belasten können. Die einzigartige Sprache und das leerstehende Haus in der Nachbarschaft als Metapher für all die kleinen und grossen Unbekannten in unserem Leben machen das Buch aber zu einer lesenswerten, eindringlich erzählten Geschichte, die lange nachhallt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2022

Ruhig und atmosphärisch, ohne viel Drama und Action und trotzdem spannend auf seine ganz eigene Art

0

Julia ist aus Hamburg in die Kleinstadt gezogen und hat sich noch nicht so richtig eingelebt. Sie führt einen kleinen Keramikladen und ist ansonsten viel zuhause. Sie bemerkt, dass ihre Nachbarn verschwunden ...

Julia ist aus Hamburg in die Kleinstadt gezogen und hat sich noch nicht so richtig eingelebt. Sie führt einen kleinen Keramikladen und ist ansonsten viel zuhause. Sie bemerkt, dass ihre Nachbarn verschwunden sind, und macht sich allmählich Sorgen. Außerdem treibt sie ihr unerfüllter Kinderwunsch um, der sie immer einsamer und unzufriedener werden lässt.
Astrid ist die Ärztin der kleinen Stadt und freut sich, bald in Rente gehen zu können. Ihr Mann ist bereits im Ruhestand und macht sie sowohl glücklich als auch wahnsinnig. Sie bekommt merkwürdige Briefe, die sie als Bedrohung wahrnimmt und hat dazu noch Sorgen wegen ihrer ehemaligen Freundin, bei der sie nicht versteht, wie die Freundschaft enden konnte.
Zwei Geschichten, die unspektakulär anmuten und kaum Berührungspunkte haben, aber dennoch bewegen und Lesende für sich einnehmen können.

Auch, wenn beide Geschichten Potential für einen Thriller bieten, ist das Unheimliche und Bedrohliche eher hintergründig. Im Vordergrund stehen die ganz persönlichen Sorgen und alltäglichen Geschehnisse der beiden Frauen, die jeden Tag ihre eigenen Kämpfe austragen. Von Einsamkeit und gesellschaftlichem Druck und Erwartungen, von Neugier und Langeweile, Liebe und Leben, unerwarteten Begegnungen - manche unliebsam, manche schön und wert, sie weiterzuführen, von Sehnsüchten und Wünschen - erfüllt und unerfüllt, und von Enttäuschungen und Hoffnung. Das Buch erzählt einen Ausschnitt des Lebens zweier Frauen, die durchschnittlicher nicht sein könnten und doch außergewöhnlich sind, wenn man ihre Gedanken und Gefühle besser kennenlernt.

Es fällt mir schwer, Worte für den Inhalt der Geschichte zu finden. Es ist eher das Gefühl und die Atmosphäre, die das Buch vermitteln, mit so schöner und poetischer Sprache, die Nostalgie und Unbehagen genauso wie Wohlbefinden in einem hervorruft.

Die beiden Protagonistinnen mochte ich gerne, wenn ich auch nicht immer nachvollziehen konnte, wie sie dachten und handelten. Sie wirkten aber authentisch und ich konnte sie verstehen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, diese beiden Frauen in der Nachbarschaft zu haben und sie zu kennen.

Es passiert nicht viel und doch passiert alles. Es ist eine Geschichte direkt aus dem Leben, die ruhig und nicht zuende erzählt wird. Wie im richtigen Leben, wird auch in diesem Buch nicht jeder Handlungsstrang zufriedenstellend beendet und so bleiben Fragen offen, auf die ich schon sehr gerne eine Antwort gehabt hätte.

Ich habe dieses Buch gerne gelesen. Es strahlt eine Ruhe und Authentizität aus, die ich so in Geschichten nur selten erlebt habe. Dieses Buch kam für mich genau zur richtigen Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere